(36) Freundschaft und Zusammenhalt

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Sofort nachdem Magnus mir die Nachricht übermittelt hatte, hatte ich mich umgezogen und war auf schnellsten Wege durch ein Portal mit ihm zusammen dorthin gereist. In mir spürte ich die Verwirrung und die immer weiter hochbrodelnde Sorge um die anderen. Aber weshalb hatte ich überhaupt herkommen sollen? Welchen Nutzen sollte meine Anwesenheit haben?

"Averie", rief Izzy aus, sobald sie mich erblickte und schmiss sich in meine Arme. Sie zitterte noch am Körper und ich versuchte ihr möglichst viel Halt zu schenken.

"Averie, es ist so gut, dass du hier bist", fuhr sie außer Atem fort.

"Natürlich. Kann ich dir irgendwie helfen?", erkundigte ich mich bei ihr, obwohl die Frage über das, was vorgefallen war, mir unter den Fingernägeln brannte. Zuerst musste ich für meine Freunde da sein.

"Deine Anwesenheit hilft schon wirklich sehr", erklärte sie und kuschelte sich weiter an mich. 

"Kann ich sonst nichts tun?", fragte ich, nachdem wir uns eine ganze Weile umarmt hatten und ich ihr dabei die ganze Zeit gleichmäßig über den Rücken gestrichen hatte. Sie hatte sich inzwischen etwas beruhigt, aber sie schien noch immer ziemlich aufgewühlt zu sein.

"Doch. Tschuldige, ich brauchte nur gerade deine Umarmung einfach zu sehr", begann sie, aber ich winkte sofort ab und erklärte ihr, dass ich sie jederzeit umarmen werde, wenn sie das möchte.

"Eigentlich hab ich dich hauptsächlich wegen Alec holen lassen. Er ist auf der Krankenstation und ich denke, dass deine Nähe ihm gut tun würde", erklärte sie, während ich mein Gesicht besorgt verzog. 

"Komm", bat sie mich und führte mich hinter sich her zur Krankenstation. Alec lag im Bett und schien irgendwie abwesend zu sein. Seine Augen sahen trüb aus und er schien völlig seine Körperspannung verloren zu haben.

"Alec?", fragte ich vorsichtig, als ich auf ihn zuschritt und dabei versuchte möglichst leise zu sein. Seine Augen wanderten langsam zu mir und es schien etwas leben wieder in sie zurück zu kommen.

Ich ergriff seine Hand und strich zärtlich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Schließlich seufzte ich und fragte an Izzy gewandt: "Was ist passiert?"

"Wir hatten die Mission und alles lief soweit ganz gut, aber wir wurden getrennt. Clary und Alec waren zusammen und Jace und ich", begann sie und fuhr dann ernst dreinblickend fort: "Clary hat erzählt, dass sie plötzlich umzingelt von Kreismitgliedern waren und diese sie angegriffen haben. Die beiden haben es geschafft die meisten in die Flucht zu schlagen und einen bewusstlos zu schlagen, sodass wir ihn einsammeln konnten. Allerdings wurden beide dabei mehr oder weniger stark verletzt. Clary ist in ihrem Zimmer und schläft. Und Alec wurde vorsichtshalber auf die Krankenstation verlegt"

Ich schüttelte leicht meinen Kopf und spürte bei ihrem Worten wie ein kalter Schauer sich über meinen Körper ausbreitete. Ich war froh, dass die beiden den Umständen entsprechend wohl auf waren, aber die ständige Gefahr des Kreises machte mir immer mehr zu schaffen. Wir mussten es doch schaffen können sie endlich zu stoppen.

Meine Gedanken schwebten immer noch um Valentin, als ich spürte wie Alec seine Finger langsam in meiner Hand bewegte und eine ähnliche Bewegung, wie ich sie tat, mimte. Sofort wanderten meine Augen zu ihm und ich sah nun, dass sein Blick wieder ganz klar zu sein schien. Erleichtert begann ich zu lächeln und musste gleichzeitig versuchen keine Tränen vor Freude aus meinen Augen entfliehen zu lassen. Das war nun wirklich kein Anlass zum Weinen.

"Hey", murmelte er plötzlich in seiner tiefen Stimme und sendete mir damit erneut einen Schauer über meinen Rücken.

"Na, wie geht es dir?", erkundigte ich mich und bückte mich so senkrecht runter, dass unsere Köpfe in etwa auf einer Höhe waren.

"Gut", antwortete er und klang dabei noch ziemlich erschöpft, weshalb ich schmunzelnd antwortete:

"Das merk ich schon"

"Danke, dass du hier bist", sagte er und sah mich aus seinen funkelnden Augen an. Ich spürte wie sich die Freude, die diese Worte in mir auslösten in meinem ganzen Körper breit machte und damit all die Gedanken, die mir Sorgen bereiteten, aus meinem Bewusstsein vertrieb.

"Averie?", die Tür wurde ruckartig aufgestoßen und ein gehetzt wirkender Jace steckte seinen Tür in die Krankenstation herein. 

"Ja?", fragte ich sofort und drehte mich ihm zu, woraufhin er sagte:

"Wir brauchen deine Hilfe"

Ich nickte Jace zu und versprach, dass ich gleich kommen würde. Danach verabschiedete ich mich von Alec und bat ihn sich auszuruhen und ließ dann Izzy mit ihm allein zurück in der Krankenstation.

Draußen erwartete mich bereits Jace, der mich aufgewühlt anblickte. Er schien seit dem Vorfall ebenso wie Izzy sicherlich keine ruhige Minute gehabt zu haben, weshalb ich gleich fragte:

"Wie geht es dir und Clary?"

"Ach, alles halb so wild. Clary braucht nur Ruhe und ich finde erst Ruhe, wenn wir endlich wissen, was uns dieser Typ verschweigt", erklärte er und führte mich dann durch einige Gänge, während ich ihn weiter mit Fragen löcherte. Er erzählte mir, dass es sich um das Kreismitglied handelte, das sie bewusstlos hatten erst zurücklassen wollen, es allerdings schließlich mit sich mit zum Institut geschleppt haben, damit sie endlich ein paar Infos bekommen, was Valentins Plan war. Bisher wirkten alle seine Aktionen schließlich mehr als wahllos.

"Du sollst seine Gedanken lesen", erklärte er, als wir gerade auf die Glaswand zugingen, hinter der ich den Typen sitzen sah. Seine Augen waren ganz rot und er hatte einen völlig irren Blick drauf, als wir uns nun auf ihn zubewegten. 

"Ich gehe rein und stelle ihm einige Fragen und du liest bitte dabei seine Gedanken, ok?", forderte er mich auf und entfachte damit wieder in mir ein Meer aus zweifelnden Fragen. Ich wusste nicht, ob ich das konnte. Ich hatte noch nie so etwas gemacht und jetzt sollte ich gleich so anfangen. Was ist, wenn ich seine Gedanken veränderte, bevor sie überhaupt wirklich gelesen hatte?

"Wo ist Magnus?", fragte ich etwas panisch und hoffnungsvoll, dass mir zumindest seine Hilfe zugesichert war.

"Er sollte gleich kommen. Alecs und Izzys Mutter ist gekommen und wollte sich kurz mit ihm unterhalten. Die beiden müssten allerdings jeden Moment hier sein", erklärte er, während ich mir den Mann ansah. Allein seine Austrahlung bereitete mir ein unangenehmes Gefühl, weshalb ich schnell versuchte mich wieder etwas abzulenken, bis Magnus und die Mutter von Alec und Izzy ankamen. 

"Du schaffst das. Mach dir keine Sorgen. Ich bin bei dir, ok", sprach Magnus beruhigend auf mich ein, als Jace sich auf den Weg in die Zelle machte. Das Kreismitglied war zwar fixiert, allerdings hatte ich dennoch Sorge, dass er Jace angreifen könnte.

"Was ist, wenn ich etwas falsch mache? Gibst es dann einen Weg zurück?", fragte ich hektisch und aufgewühlt, da diese ungewohnt herausfordernde Situation eine Last der Verantwortung auf mich drückte. Ich musste es schaffen. Alle setzten auf mich und es gab scheinbar auch keinen anderen, der diese Aufgabe an meiner Stelle übernehmen konnte.

"Ich bin mir sicher, dass du das schaffen kannst", erklärte Magnus und strich mir beruhigend über den Arm. "Glaub an dich und nimm dir die Zeit, die du brauchst. Wir haben keinen Stress, ok"

Ich atmete tief durch und drehte mich dem Typen wieder zu, der sich gar nicht von Jaces Anwesenheit beirren lies. Sein Blick war starr auf mich gerichtet und seine Lippen zierte ein überlegenes Lächeln. Oh boy, dachte ich mir, wie sollte ich das nur schaffen.

HunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt