(57) again & again & again & again

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Langsam versuchte ich meine Konzentration von dem einen Individuum auf mehrere im Traum zu verschieben, allerdings brach die Verbindung immer frühzeitig ab. Immer und immer wieder versuchte ich es, aber gelingen tat es mir nicht so wirklich. 

Als ich schließlich wieder in die Realität zurück kam, reichte mir Magnus bereits mein Glas Wasser, was ich schnell austrank. Mein Körper und mein Geist fühlten sich von dem stundenlangen Training schon irgendwie taub und dennoch unfassbar schwer zugleich an, weshalb ich sofort nach dem Trinken mich in die Kissen sinken lies.

"Wir sollten vielleicht für heute Schluss machen", schlug Magnus vor, der meinen Zustand genau im Auge hatte, was mir ein sicheres Gefühl gab. Es schien so, als würde er auf mich aufpassen und bisher hatte er das ja auch getan. 

Allerdings konnte ich nicht vorschnell das Training abbrechen. Nicht ohne zuvor noch irgendetwas erreicht zu haben. Dieser Tag sollte erfolgreich enden. Emotional war er ja sowieso schon extrem gewesen, aber am Ende des Tages sollte auch ein Erfolg, so klein er auch sein möge, verzeichnet werden. Wenn ich heute keinen Erfolg erzielen könnte, dann könnte es in den nächsten Tagen auch schwierig werden. 

Meine Gedanken drehten sich bereits wieder wie ein wilder Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt, im Kreis. Vielleicht war die Pause eine Notwendigkeit, um eine Entwicklung zu erreichen. Ganz bestimmt sogar.

Ich nickte ihm zu und sah, wie er leicht schmunzelte:

"Dann verlasse ich dich mal wieder. Wenn etwas ist, kannst du dich gerne melden"

"Das klingt als ob du hier der Hausherr wärst. Wenn du irgendetwas aber brauchst, kannst du mich gerne wecken. Es wäre mir eine Freude dich zu bewirten. Wo willst du denn überhaupt hin?", entgegnete ich mit flackernden Augenlidern, die ich kaum noch offen halten konnte, nachdem ich ein Gähnen unterdrückt hatte. 

"Mit deiner Tante noch etwas plaudern und dann werde ich wohl eure Couch in Beschlag nehmen oder mir etwas vergleichbares herbestellen", erklärte er, bevor er langsam vom Bett zurücktrat, mir einen guten Schlaf wünschte und dann aus meinem Zimmer verschwand. Kaum zehn Sekunden später war ich bereits eingeschlafen. 

Bruchteile alter und neuer Erinnerungen spülten sich in meinem Traum hoch und vermischten sich zu einem Gemisch aus Horror, Liebe, Zuneigung, Angst und einer allgemeinen relativ neutralen Grundstimmung. Alec kam mir in den Sinn. Der Abend, an dem wir gemeinsam den Film geguckt hatten, aber auch der Moment, in dem ich ihn und Elyssia knutschend in Alecs Zimmer vorgefunden hatte. Meine Mutter und mein Vater, deren Liebe ich auch jetzt noch spüren konnte. Joana, der ich keine sonderlich gute Freundin sein konnte und schlussendlich Magnus und meine Tante. 

Während ich versuchte die Themen und Emotionen auseinander zu dividieren, kam mir ein neues Gesicht des Horrors in den Sinn: Valentin. Schnell wollte ich ihn zur Seite schieben, missachten, aber er blieb vollkommen hartnäckig und unnachgiebig. Die vorherige Ordnung verschwand augenblicklich und lies nichts als emotionale Unordnung zurück. Hoffentlich würde ich es bei unserem nächsten Treffen schaffen, die Konzentration nicht zu verlieren und ihn besiegen zu können.

Genau sagen konnte ich nicht, wie viele Stunden ich schlussendlich geschlafen hatte, aber als ich aufwachte, war es draußen noch immer dunkel. Noch etwas schlaftrunken wälzte ich mich aus meinem Bett und machte mich auf den Weg in die Küche nach unten. 

Schon bevor ich die Tür überhaupt öffnen hätte können, erklang von innen ein herzliches Lachen. Das Lachen meiner Tante wie ich sofort unschwer erkannte. Interessiert öffnete ich die Tür einen Spalt breit und sah Magnus und meine Tante gemütlich am Tisch zusammen sitzen und sich unterhalten. Eine Flasche Alkohol hatte die Zweisamkeit der beiden offensichtlich zusätzlich bereichert.

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