Ich schnappte schwer nach Luft, als ich endlich wieder aus dem Traum geholt wurde. Meine Kraftreserven, die mir meine kurze Schlafzeit eingebracht hatten, schienen sich schon wieder auf den Null Punkt zu belaufen.
"Kommst du voran?", fragte eine kalt klingende Stimme, worauf ich allerdings nicht antworten konnte und wollte. Wie lange ich auch immer und immer wieder in diesem Traum war, so hatte ich doch nichts erreicht. Ich schaffte es einfach nicht mich darin fallen zu lassen. Verzweifelt riss ich an den Fesseln und spürte wie sich Tränen ansammelten, weil ich mich einfach so nutzlos und hilflos gefangen in dem Zyklus meines Albtraums befand.
"Hey, Averie, bleib locker. Versuch dich etwas zu entspannen", sprach Tekin sanft auf mich ein, aber ich konnte es einfach nicht. Ich musste hier raus. Raus aus diesem Raum, raus aus dieser Gefangenschaft, die mich immer und immer wieder in Angstzustände warf. Es fühlte sich an, als ob ein hunderte Kilo schweres Gewicht auf meinen Brustkorb drücken würde und mir damit die Luft zum Atmen nahm.
"Tief durchatmen. Verfall nicht in Panik", erklang wieder seine sanfte Stimme neben meinem Ohr. Ich versuchte auf seine Aussagen einzugehen und dementsprechend zu reagieren, aber mein Körper sträubte sich dagegen. Meine Arme und Beine versuchten von sich aus sich aus diesen Schlingen zu befreien und rissen unnachgiebig daran.
"Bring sie zur Ruhe", meckerte Valentin und sah mich aus der Ferne an.
"Ich kann nicht, dass", versuchte Tekin sich zu verteidigen, aber Valentin lies es nicht zu, sondern erwiderte sofort:
"Du weißt was sonst passiert. Also fang an. Jetzt!"
Ich sah nur wie der Hexenmeister seine Hände hob und meinen Körper damit Stück für Stück in einen Ruhezustand versetzte. Meine Extremitäten wurden schwer und kurze Zeit später konnte ich sie kaum noch spüren. Die rasenden Gedanken in meinem Kopf hielten innen und schienen ebenso eingefroren zu sein, was meinen Fokus auffällig in das Erlebbare verschob.
"Fahre fort", kam wieder ein Aufforderung von Valentin, die Tekin dazu brachte mich sofort wieder in meinen Traum zurück zu bringen. Dieses Mal bemerkte ich allerdings sofort wie ich in eine tiefere Ebene des Traumes fiel. Alle Gedanken, die mich zuvor davon abgehalten hatten, waren schließlich für den Moment außer Kraft gesetzt worden und meine Emotionalität war soweit heruntergefahren, dass ich mich nun vollends auf die Geschehnisse im Traum konzentrieren konnte.
Die Gesichter im Traum konnte ich nun vollends erkennen. Es waren verschiedene Unterweltler, die eine Auseinandersetzung mit Shadowhuntern hatten. Weder die Unterweltler kamen mir bekannt vor noch die Shadowhunter, dennoch konnte ich beide Klassen gut voneinander unterscheiden. Sie sprachen miteinander, aber die Worte waren noch nicht für mich auszumachen.
Die Diskussion entwickelte sich weiter, bis es zu Handgreiflichkeiten kam und sie sich gegenseitig bekämpften und schlussendlich alle in Blutlachen auf dem Boden lagen und somit mein Traum endlich wieder durchstanden war. Ich hasste es all dieses Blut zu sehen, denn obwohl es nur ein Traum war, fühlte es sich so echt an. Als wäre das, was ich zu sehen bekam, wirklich passiert. Aber was genau sollte ich jetzt machen? Wie sollten mir die Gesichter helfen, wenn ich sie nicht erkannte.
Ich wurde wieder an den Anfang zurückbefödert und konzentrierte mich dieses Mal vollends auf die Unterhaltung, die geführt wurde. Bruchstückhaft konnte ich einiges aufsaugen, aber ich war mir sicher, dass ich alles hören musste, damit ich wirklich eine Verbindung herstellen konnte. In den nächsten zwei Runden konnte ich immer mehr aufschnappen, aber spürte auch, dass ich eine weitere Runde nicht überstehen würde. Mein Körper war leer. Ich konnte nicht mehr und brauchte dringend etwas Ruhe. Tekin merkte es hoffentlich, bevor ich die Fliege machte.
"Holt ihr etwas zu trinken und zu essen. Sie braucht jetzt Ruhe", vernahm ich plötzlich Stimmen und sah, dass er mich wieder zurückgeholt hatte. Ich atmete schwer und versuchte mich etwas zu beruhigen, um die Luft wirklich aufnehmen zu können.
"Gibt es jetzt einen Fortschritt?", fragte Valentin, den ich durch die Tür hereinlugen sehen konnte.
"Averie?", fragte Tekin und ich war mir noch unsicher, ob ich ihnen davon erzählen sollte. Wenn ich es tat, was wäre daraus die Konsequenz. Aber wenn ich es nicht tat, was hatte ich dann zu befürchten.
"Du bekommst keine Pause, wenn du nicht endlich etwas erreicht hast. Wir haben verdammt nochmal nicht soviel Zeit um auf dich zu warten", erklang Valentins Stimme, die nun getränkt war von Frust und daraus folgender Wut.
"Es geht voran", flüsterte ich leise, woraufhin ich ein siegessicheres Lächeln auf seinem Gesicht erkennen konnte, bevor er wieder durch die Tür verschwand und mir die Ruhe zugestand, die ich nun wirklich gut gebrauchen konnte. Sie brachten mir Essen und Trinken, das ich sofort verschlang, bevor ich unbedingt einige Fragen von Tekin beantwortet haben wollte.
"Worum geht es in dem Traum und wer sind diese Wesen?", fragte ich schließlich und sah ihn gespannt an. Es war mir sicherlich anzusehen wie sehr mich diese Fragen quälten.
"Du musst alles selbst herausfinden, damit du deine Gabe wirklich vollends entwickeln kannst, Averie. Wenn ich dir einen der entscheidenen Schritte vorausnehme, dann beeinträchtigen wir die Entwicklung, die du haben musst, damit du unbeschränkten Zugriff auf alle Fähigkeiten bekommst", erklärte er mir ruhig und setzte sich neben die Liege, auf der ich noch immer an den Beinen festgebungen war.
"Was bedeutet das? Was genau beinhaltet meine Fähigkeit alles?", erkundigte ich mich erneut bei ihm nach mehr Infos. Ich brauchte irgendetwas. Irgendetwas, das mir half diese Sache besser verstehen zu können. Etwas, das mir half einen Sinn in dieser Aufgabe zu sehen. Einen anderen als dadurch meine Freunde schützen zu können.
"Averie, du wirst alles noch selbst herausfinden. Die Zeit wird dir alles offenbaren, wenn du soweit bist", antwortete er, bevor er aufstand und beim Gehen sagte: "Du hast gute Arbeit geleistet. Jetzt ruhe dich etwas aus. Es geht in wenigen Stunden weiter".
Clarys p.o.v.
Alec war nicht mehr wiederzuerkennen. Sein wichtigstes Gut war bisher immer die Einhaltung von Regeln und das Erfüllen der Pflicht gewesen, aber in diesem Moment schien er gar keinen Gedanken darauf lenken zu können, dass wir hier waren, um unschuldige Mundis zu beschützen. Seine ganze Aufmerksamkeit hing an etwas anderem oder jemand anderem.
"Ok, Jace und Clary kommen von dieser Seite und wir beide, Alec, kommen von der anderen. In Ordnung?", erklärte Izzy uns den Plan, aber merkte selbst, dass Alec ihr nicht zuzuhören schien.
"Alec!", brummte Jace genervt und schlug ihm auf den Oberarm.
"Was?", entgegnete sein Parbatai in einem ähnlichen Tonfall, was es uns beiden nicht unbedingt einfacher machte diese Sache zu klären. Die Situation war bereits jetzt aufgeladen von negativen Emotionen.
"Jungs, lasst uns das schnell klären, damit wir wieder zurück ins Institut können und dort weiter nach Averie suchen können", sprach ich nun beruhigend, was allerdings nicht so von Erfolg gekrönt war, wie ich es erhofft hatte.
"Du meinst das zu tun, was wir just in diesem Moment eigentlich machen sollten?", fragte Alec und ich spürte wie hasserfüllt er dabei aussah.
"Alec, jetzt reiß dich mal zusammen. Wir wissen alle, dass ihr beide aufeinander steht, aber du darfst deinen Gefühlen jetzt nicht die Kontrolle überlassen. Du musst dich hierdrauf konzentrieren, damit wir schnell damit durch sind und uns auf wichtigere Sachen konzentrieren können. Also los jetzt", erklang erneut Izzys Stimme, die ihm Einhalt gebot.
Er sah sie erst überrascht an, setzte dann zum Wiederspruch an, bevor er schließlich nickte und seinen Bogen hob. Mit diesen Dämonen sollten wir schnell durch sein und dann konnte er sich wieder um Averie sorgen. Wir alle wussten, das zwischen ihnen etwas lief, aber hatten es zuvor nie laut ausgesprochen aus Rücksichtnahme auf die beiden. Aber nach diesem Moment war klar, dass Alec uns für diese Aussage noch lebendig zerfleischen würde. Erst jedoch nachdem wir sie gefunden hatten.
DU LIEST GERADE
Hunter
FanficAverie Clark ist eine 19-jährige Waise, die nach Brooklyn gezogen ist, um hier ihr Jurastudium zu absolvieren. Sie lebt für Gerechtigkeit und den Schutz für Opfer, da ihre Eltern in ihrem Kindesalter ermordet wurden. Jedoch wandelt sich ihr Leben sc...