(43) Es hat begonnen

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Ich war etwas gerädert, als ich am nächsten Morgen alleine in meinem Bett aufgewacht war. Meine Erinnerungen an letzte Nacht waren etwas verschwommen und ich wusste nicht mehr genau wann ich eingeschlafen war. 

Meine Schultern und mein Rücken schmerzte, weshalb ich mich für eine schnelle Dusche entschied, mit dessen heißem Wasser ich hoffentlich meine Muskeln entspannen konnte. Danach zog ich mir meine Trainingskleidung an und wollte endlich mal wieder körperlich trainieren, nachdem ich wieder gefühlte Ewigkeiten nur meine Fähigkeit mental trainiert hatte. Deshalb tat mir etwas körperliche Betätigung sicherlich gut.

Im Trainingsraum war ich vollkommen alleine und auch im restlichen Institut schien eine beängstigende Stille zu herrschen. Meine Augen hatten zwar nie nach einer Uhr Ausschau gehalten, aber ich war mir sicher, dass es keine ungewöhnliche Zeit gerade war. Also wo waren dann alle?

Möglichst unbeirrt startete ich schließlich ein kurzes Aufwärmprogramm und ging an einen der Boxsäcke. Meine Hände hatte ich bloß leicht mit der blauen Bandage umbunden, damit ich die oberste Hautschicht nicht so stark verletzte, aber bei meiner Intensität, die ich gerade an den Tag legte, würden sie vermutlich nicht so gut Schutz bieten können.

"Guten Morgen. Ich glaube, wir wurden einander noch nicht vorgestellt", erklang plötzlich eine helle Stimme hinter mir, sodass ich meinen Blick dorthin wendete. Eine groß gebaute, junge Frau mit glänzenden blonden Locken strahlte mich freundlich vom Eingang des Trainingsraums an.

"Guten Morgen", begrüßte ich sie und wischte mir die leichte Schweißschicht, die sich bereits beim Boxen gebildet hatte, ab.

"Ich bin Elyssia und du?", stellte sie sich vor, als sie schließlich einige Meter vor mir zum Stehen gekommen war und einen kurzen Blick auf meine Hände warf, von denen sich die Bandage bereits abgelöst hatte.

"Averie", entgegnete ich freundlich lächelnd. Ich fragte mich bereits, welche Position sie hier wohl bekleiden würde, da ich sie nie zuvor gesehen hatte, als sie fragte:

"Darf ich?"

Mit ihren Fingern zeigte sie auf die Bandage und ich nickte bloß unentschlossen. Obwohl Elyssia nett schien, empfand ich sie auch irgendwie eigenartig. Ich konnte nicht einmal genau sagen, woran es lag und ich hasste es, wenn ich vorschnell Menschen verurteilte, aber irgendetwas rumorte in mir, als ich sie ansah.

"Ich boxe fast täglich, weshalb ich dir einen schnellen und vor allem guten Weg zeigen kann, mit dem du die Bandagen befestigen kannst", erklärte sie, während sie die letzten Reste der Bandage abwickelte und mir dann ihre Methode erklärte, die sich wirklich gut anfühlte. So würden meine Fingerknöchel sicher besser geschützt sein.

"Danke"

"Kein Ding. Bist du auch ein Shadowhunter? Ich hab dich hier noch nie zuvor gesehen", erkundigte sie sich.

"Ich bin kein Shadowhunter, aber ich arbeite gerade mit ihnen zusammen, um Valentin hoffentlich zu stoppen. Und du? Bist du ein Shadowhunter?"

"Jap, ich lebe allerdings nicht hier im Institut, sondern in Boston, Massachusetts. Ich komme nur alle paar Monate her, um mich mit Alec und Izzy zu treffen. Wir sind schon seit einer Ewigkeit richtig gute Freunde, weshalb wir uns ständig gegenseitig besuchen. Naja, immer so wie es unser Zeitplan zulässt", erzählte sie, wobei ihre Stimme sich so erfreut anhörte, dass ich mitlächeln musste. Sie hatte irgendwie so eine fröhliche Aura, die einen sofort einsog.

"Woran arbeitet ihr denn gerade? Ich bin unfassbar neugierig, ich weiß, aber es gab schon so viele Versuche Valentin unter Kontrolle zu bekommen und ich würde liebend gerne mithelfen, wenn ich darf", fuhr sie nun etwas ernster fort.

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