Der Löffel verharrt auf halbem Weg zu ihrem Mund. „Ja, Loa, ich bin hier glücklich."
„Ich meine nur. Weil du nicht bei allem zu hundert Prozent begeistert klingst."
„Man muss nicht von allem zu hundert Prozent begeistert sein, um glücklich zu sein." Sie stellt die Schale auf dem Boden ab. „An einiges muss ich mich eben noch gewöhnen. Es ist das, was ich immer wollte."
„Es ist nicht schlimm, seine Meinung zu ändern, weißt du?", sage ich vorsichtig.
„So wie du?", schnaubt sie und geht zum Tisch, wo sie die Tassen zusammensammelt. Ein sicheres Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Sobald Oak etwas unangenehm wird, beginnt sie Ungleichmäßigkeiten aus der Welt zu räumen. Vor der Hütteninspektion haben ihre Schwestern sie manchmal mit Absicht in Verlegenheit gebracht, damit Oak das Bad putzt.
„Hey, ich versuche nur-"
„Du bist weggerannt!" Sie fährt herum und funkelt mich an, die Finger um eine Tasse geklammert.
„Oak..."
„Und dann klaust du ein paar Tage später einen Transporter, fliehst aus dem Camp und bringst eine Reinigungsharpyie um", schäumt sie weiter. „Hast du eine Ahnung wie hart die ersten Nächte waren, weil alle Jägerinnen mich angeschauten, als würde ich den Eid direkt brechen und ebenfalls abhauen?!"
„Willkommen in meiner Welt!", schnappe ich. „Jeder schaut mich seit dem Krieg so an." Natürlich ist sie wütend. Ich habe sie im Stich gelassen.
Oak knallt die Tasse auf den Tisch, doch ihr Ton wird sanfter. „Dann werde erwachsen, Loa." Nein, nicht sanfter. Müder. „Du kannst nicht vor jedem Hauch von Verantwortung davonrennen. Was du tust, hat Konsequenzen. Du kannst nicht davonlaufen, du kannst dich nicht verstecken und du bist kein kleines Kind mehr, dem alle zur Hilfe eilen."
Ich habe ihr versprochen, mich mit ihr den Jägerinnen anzuschließen. Wieder ein gebrochenes Versprechen. Ich sacke tiefer in die Hängematte. Nicht nur das. Ich habe den wichtigsten Moment ihres Lebens ruiniert. „Gewagte Aussage von einer, die ewig jung bleiben will."
Oak stößt einen gequälten Laut aus. „An deiner Diskussionsfähigkeit musst du ebenfalls arbeiten. Du lenkst ab. Du bringst dich und die Leute um dich herum permanent in Schwierigkeiten, weil du Versprechen machst, die du nicht einhalten kannst und dann verständnislos darauf reagierst, wenn die anderen es nicht vergessen können." Sie verstaut die Tassen in einer anderen Schublade und dreht sich zu mir um. „Ich will dich als Freundin nicht verlieren", sagt sie leise und mein Herz krampft sich zusammen. Ich will etwas erwidern, doch sie hebt die Hand. „Aber es ist manchmal so schwer mit dir befreundet zu sein. Ständig muss man sich fragen, für was du dich als nächstes entscheidest und kann nur zusehen, wie du dich auf deinem ewigen Selbstfindungstrip ins Unglück stürzt."
„Also ist das hier das Ende?", frage ich brüchig.
„Loa, das habe ich nicht gemeint." Sie umrundet den Tisch und geht vor mir in die Knie. Ihre Finger finden meine zitternden Hände. „Ich mache mir Sorgen um dich. Wir wissen nicht, was passiert, wenn du ins Camp zurückkehrst. Und ich weiß nicht, ob ich diesmal die Scherben aufsammeln kann." Sie schüttelt den Kopf und flüstert: „Ich wünschte, du wärst nie hier aufgetaucht."
Ich rutsche von der Hängematte und schließe sie in die Arme. Anders als vorhin ist es kein Hurrikan von einer Umarmung, sondern ein stilles Erdbeben. Ich habe keine Worte, weil ich nicht weiß, ob alles gut geht. Aber ich bin hier, mit Oak und egal, ob es uns das Herz bricht, egal, was morgen, übermorgen oder nie geschieht, das ist es wert.
„Das oder von einem Hund gefressen werden", nuschle ich in ihren Koboldpullover. „Aber ich werde ein viel schönerer Baum als Thalia."
Oak lacht erstickt. „Du wirst ein Kaktus."
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...