8.2 Loa

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Mittwoch, 16. Dezember 2009

Ich stehe auf einem Hang nahe La Paz. Um mich herum strecken Kakteen ihre Arme in den abendlichen Himmel. Zu meinen Füßen strahlt die Stadt. Ein Hupkonzert erklingt, in einer fernen Bar spielt Musik. Über dem Meer erhebt sich die angebissene Münze eines silbernen Mondes. Grillen zirpen.

Warmer Wind umschmeichelt meine Knöchel und verfängt sich in meinen Haaren, die ich nicht wie gewohnt in zwei Zöpfen trage. Ich sehe mich um. Diesen Ort kenne ich. Meine Mutter ist Meeresbiologin, die an einem der zahlreichen Institute in der Stadt forscht. Vor 18 Jahren suchte sie hier eine seltene Eidechsenart und fand stattdessen meinen Vater. Als ich acht war, kletterte sie mit mir hier hinauf, um mir La Paz und die Inseln von oben zu zeigen.

Das da ist Isla Espíritu Santo, Arbolita."

Ich habe genickt und die Augen verdreht. Das wusste ich doch schon lange.

Jetzt ist meine Mutter nicht bei mir. Nur der Wind, der die Kakteen ins Wanken bringt und ich. Ich drehe mich um und möchte den Weg suchen, runter in die Stadt. Hinter mir stöhnt es. Ich fahre herum. Da ist nichts. Ich lausche. Da. Wieder das Stöhnen.

Auf Zehenspitzen schleiche ich auf die Kakteen zu und spähe um sie herum. Die langen Stacheln kitzeln mir im Nacken. Erneut ein Ächzen. Ganz nah diesmal. Ich blicke nach oben.

Der Kaktus, fast so dick wie ich, schwankt im Wind und stöhnt. Natürlich!

Gehhhhhh", flüstert es. Das war jetzt aber bestimmt kein Kaktus. Suchend blicke ich mich um, kann aber niemanden erkennen.

Hallo?", rufe ich mit zittriger Stimme. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.

Gehhhhhhh", knarzt es als Antwort zurück. Der Wind wird stärker und schlägt die Kakteen gegeneinander. „Gehhhhh!" Die Stimmen der stacheligen Pflanzen, die eigentlich die Stimme der bewegten Luft ist, wird eindringlicher. Ich drehe mich um und laufe los. Stolpere über Steine und Äste, weg von den gruseligen Stämmen. Der Mond lacht mich aus, als ich stürze und mich wieder aufrapple.

Die Welt um mich herum verschwimmt in einem silbernen Schleier. Die Wärme des Wüstenhanges verschwindet und es kühlt ab. Der Nebel lichtet sich allmählich und ich stehe nicht mehr bei La Paz, sondern im Lager der Armee vor New York. Bunt zusammengeflickte Zelte ducken sich unter dichten Kiefern. Ihre Nadeln dämpfen die Schritte und das Poltern von Halbgöttern und Monstern. Ein Feuer brennt zwischen einigen Zelten.

Ich sehe mich selbst, wie ich mit einer Dracena und einer Harpyie Karten spiele. Serian und Okypete. Ich höre unser Lachen, als Serian wütend zischelt, weil die Harpyie mit einer Trumpfkarte gekontert hat. Unweigerlich verziehen sich meine Lippen zu einem Lächeln.

Es ist die vorletzte Nacht vor der Schlacht um Manhattan. Wir sind siegessicher, obwohl Kronos uns unbarmherziger als Luke anführt. Die Götter ziehen gegen Typhon in den Krieg und New York steht uns offen.

Okypete sammelt die Karten ein und mischt erneut, obwohl ihre Krallen bereits Spuren an den Rändern hinterlassen haben. Sie führt uns einen Kartentrick vor, bei dem ihr alle Karten aus der Hand flutschen. Mein anderes Ich legt den Kopf in den Nacken und lacht schallend. „Das musst du aber noch etwas üben."

Nachdem wir gewonnen haben", krächzt Okypete und ich helfe ihr die Karten aufzusammeln.

Wo werdet ihr eingesetzt?", fragt mein anderes Ich.

Am Lincoln Tunnel", antwortet Serian und legt die Hand auf ihren Speer neben sich. „Sssie werden nie genügend Leute haben, um alle Zzzugänge zzu verteidigen."

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt