Samstag, 27. Dezember 2009
„Nein."
„Wenn du deine Bienen zurück-"
„Ich bringe keine Ziege um", zische ich und ducke mich hinter den Felsen, als das Tier seinen schneeweißen Kopf in unsere Richtung dreht. „Womit überhaupt?"
Kyrene stößt einen gedämpften Seufzer aus, lässt die Ziege jedoch nicht aus den Augen. „Mit deinen beiden Stöcken da bestimmt nicht. Da dein Freund meinen Speer mitgenommen hat, wirst du den alten Weg nehmen müssen."
„Und ich töte die Ziege schon gar nicht mit bloßen Händen!" Ich hebe die Sai-Gabeln auf. „Außerdem sind das keine Stöcke."
Der Ziege, die zu ihren dünnen Gräsern zurückgekehrt, werde ich damit trotzdem nichts anhaben können. Ihre Rippen sind zu dick und auf dem steilen Hang bringt sie eher mich um als ich sie. Ziege: Eins. Elias: Null.
„Kinder! Hast du eins dieser ausklappbaren Messer?", fragt Kyrene und sowohl sie als auch das Löwenfell blicken mich missbilligend an.
Ich greife auf den Boden und hole aus. Der Stein schlägt auf halber Strecke zwischen unserem Versteck und der Ziege gegen einen Felsen. Das Tier sprintet los, seitlich den Hang hinauf, bis wir es im Labyrinth aus Spalten, Brocken und kümmerlichen Büschen aus den Augen verlieren.
„Upps", sage ich und schiebe mir die Ringe über die Finger.
Kyrene stößt ein frustriertes Knurren aus, das von der Bergseite widerhallt.
Ich rapple mich auf. „Es muss einen anderen Weg geben."
Es muss einen anderen Weg geben, als ein Tier abzuschlachten, damit neue Bienen aus dem Kadaver kriechen können.
Dabei wäre die Ziege nicht das erste Tier, dass ich töten würde.
Als eins der Rinder nach einem heftigen Gewitter unter dem einzigen Baumstamm im Umkreis von zwei Meilen eingeklemmt war und schrie, betätigte ich den Abzug. Nur Pferde schreien schlimmer als Rinder und dort draußen wartet man nicht fünf Stunden auf den Tierarzt, damit er dasselbe tut.
Mit zehn nahm mein Großvater mich, eine Axt und den Thanksgivingtruthahn mit hinter die Scheune (die Blutflecken waren nach drei Monaten immer noch nicht aus meinem Pulli gewaschen und ich zog das Vegetarierdasein weitere drei Monate durch). Fünf Jahre später macht es mir kaum noch etwas aus.
Auf der Farm gibt es jedes Frühjahr und jeden Sommer Schlimmeres.
Aber es existiert ein Unterschied zwischen Ernährung, Verteidigung, Erlösung und einer Opferung, bei der nicht sicher ist, ob sie überhaupt funktioniert.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Mutter es irgendwann erwähnt hätte, wenn ich aus einem Kadaver geschlüpft wäre. Nein, die Bienen sind Teil von mir und nicht umgekehrt. Sie kamen später. Das Opfer hat vielleicht funktioniert, als mein Vater noch kein Gott war und die Nymphen ihm zu Recht die Schuld an Eurydikes Tod gaben und deshalb seine Bienenvölker sterben ließen. Doch die Dinge haben sich verschoben, seit Kryene Königin einer Stadt am Mittelmeer war.
Die Bienen sind nicht tot. Sie schlafen, tief zurückgedrängt aus Angst vor der Welt da draußen.
Aber wenn ich mir meine Großmutter so anschaue, Löwenfell und Chiton, dann schlucke ich das Wort „Therapie" herunter. Vorhin habe ich versucht, ihr „Psychiater" zu erklären, was sie mit ein „vernünftiger Partner" übersetzt hat. Und was sollte ich einem Therapeuten erzählen? Hallo, ich heiße Elias und seit ich im Sommer mit einer Gasgranate beworfen wurde, spielen meine Halbgottfähigkeiten verrückt. Könnten wir uns beeilen, ich brauche sie wirklich dringend? Und ach ja, bieten Sie Sitzungen für ehemalige Regenbogengöttinnen, die in der Hölle den Verstand verloren haben?
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanficDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...