Montag, 22. Dezember 2009
Ich ramme den Zapfhahn in die Tanköffnung. Benzin- und Fast Food- Dämpfe schwängern die Luft. Die Zapfsäule rattert, während die Gebühren nach oben rasen. 50 Dollar. Stopp!
Der Zapfhahn ähnelt dem Kopf eines Reihers, der gerade einen Frosch herunterwürgt. Ein Tropfen Benzin schwebt an seinem Schnabel. Ich ziehe ein Papiertuch aus dem Spender und wische ihn ab.
50 Dollar. Mehr können wir nicht entbehren. Das Motel ist durch unser Konto geschmolzen wie ein warmes Messer durch Butter. Dazu noch die Vorräte, die May gestern Abend gekauft hat. Wie weit kommen wir mit 50 Dollar? Für die Grenzüberquerung reicht es nicht.
Hinter mir knallt eine Autotür. Ich drehe mich nicht um, sondern steuere das Kassengebäude an.
„Alles okay bei dir?" Elias schließt zu mir auf.
„Klar." Meine Stimme trieft vor Sarkasmus.
„Cool." Elias wischt sich eine Locke aus der Stirn.
Ich bleibe stehen. „Willst du was Bestimmtes, Rutherford?"
„Oh, sind wir zurück bei den Nachnamen?" Er verdreht die Augen und humpelt weiter. „Ich erkenne eine eingeschnappte Diva, wenn ich sie sehe. Ich bin selbst eine."
„Musst du dich nicht um Samira kümmern?", knurre ich.
„Sie schläft und wird das noch eine Weile tun."
Die Tür der Tankstelle gleitet auf. Gemeinsam betreten wir den Laden. Aus einem Lautsprecher in einer Ecke dudelt Weihnachtsmusik und neben dem Kaffeeautomaten blinkt ein Plastikweihnachtsbaum. An seinen Zweigen baumeln diese leeren Kondensmilch-Schälchen, die man immer an billigen Buffets antrifft.
Die Kassiererin – eine junge Frau, kaum älter als ich – hat ihre Nase in einem Modemagazin vergraben und kaut schmatzend auf einem Kaugummi.
„Also wo drückt der Stiefel?" Vor einem Ständer mit Schnulzenromanen und Taschenbuchthrillern bleibt Elias stehen.
„Wir sind in Chicago!", fauche ich und wende mich der Kasse zu.
Die Kassiererin richtet sich in ihrem Stuhl auf und legt die Zeitschrift beiseite. „Yeah, ich hasse die Stadt ebenfalls. Viel zu schlechtes Wetter." Wie um ihren Punkt zu untermalen, formt sie eine Kaugummiblase und lässt sie platzen.
„Ja, und daran können wir momentan nichts ändern. Machen wir das Beste draus." Mein Begleiter verpasst dem Ständer einen Stups, der sich quietschend in Bewegung setzt, nur um nach wenigen Zentimetern heftig schwankend zum Stehen zu kommen. Bevor er umkippen kann, stemmt sich Elias dagegen. Ein Schnulzenroman fällt zu Boden.
Die Kassiererin hebt eine Augenbraue.
„Sorry", nuschelt Elias und trollt sich zu den Zeitschriften und Reisebroschüren.
Am liebsten würde ich im Boden versinken. Dort herrschen Ruhe und Frieden.
Ich schiebe unsere letzten amerikanischen Dollar über die Theke. Die Kassiererin bedenkt mich mit einem mitleidigen Blick. „Ihr seid zwei komische Vögel."
„Fünf." Ich lächle schmallippig. „Die anderen drei warten im Wagen."
Sie schiebt mir das Wechselgeld entgegen. „Dann viel Erfolg. Und schöne Feiertage."
„Ja", sage ich gedehnt, „schöne Feiertage. Und danke."
Elias stößt am Eingang zu mir.
„Du bist doch nur froh, dass wir nach Süden und nicht nach Norden gefahren sind", grolle ich und trete in die Kälte.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...