35. Elias

21 7 0
                                    

Dienstag, 23. Dezember 2009


„Das hier ist Schlafsaal Nr. 1." Ich klopfe gegen den Rahmen der Stahltür. „So wie du herumrennst, darfst du vermutlich schon heute Abend dort einziehen."

Ein Leuchten tritt in Samiras Augen. „Heißt das, dass ich bald kämpfen darf?"

Belustigt schüttle ich den Kopf und unterdrücke ein Gähnen. „Wenn du heute nicht herumzappelst und Andrew sein Okay gibt, kriegst du später Ambrosia und bist morgen wieder fit."

Ihr Lächeln wird noch breiter. Schnell füge ich hinzu: „Natürlich solltest du es trotzdem langsam angehen." Gegen was will sie eigentlich kämpfen?

Der Schatten einer Regenwolke zieht über ihr Gesicht. „Nicht rumzappeln. Verstanden." Entschlossen pocht sie mit der Krücke auf den Boden und hinterlässt kleine Krater im Sand.

„Ich glaube dir mal", schmunzle ich.

Auf Samiras Wettbewerbssinn kann man sich verlassen. Setzen sich Nike-Kinder einmal etwas in den Kopf, ist davon auszugehen, dass sie es tatsächlich besser als alle anderen schaffen. Erschöpfung machen sie mit purer Willenskraft wett. Samira stellt keine Ausnahme dar. Schon jetzt traue ich ihr zu, die Schwertkämpfer im Trainingsbereich mit ihrer Krücke zu verprügeln.

„Elias, du sollst zu Hanno in die Halle kommen!" Andrew eilt um die Kurve, das dunkle Gesicht vor Anstrengung gerötet. Der Köcher Pfeile auf seinem Rücken schlackert bedenklich.

„Wir sind eh mit dem Rundgang fertig. Was möchte er? Ich dachte, er wäre beim Raubzug dabei."

Nach Anna steht Hanno am höchsten in der Rangordnung Chthonians. Er ist ihr engster Berater. Während sie sich um die allgemeine Verwaltung kümmert, beaufsichtigt Hanno als ihr engster Berater das Training und den Aufbau der Verteidigungsstrukturen. Also ist eigentlich klar, was er von mir möchte.

„Raubzug klingt so gemeingefährlich." Andrew erreicht uns schnaufend. „Es ist eine antikapitalistische Shopping-Tour. Er will dich beim Training sehen."

Meine Schultern sacken herab. Das war zu befürchten. Ich werfe Samira einen entschuldigenden Blick zu. „Du musst dich dann wohl allein beschäftigen."

„Wenn du mir eine Sekunde zum Frischmachen gibst, nehme ich dich mit zum Küchendienst." Der Chef-Heiler deutet auf seine verschwitzten Haare. „Wir können dort immer helfende Hände gebrauchen."

Samira sieht zwischen uns hin und her. Schließlich seufzt sie ergeben. „Dann mache ich mich nützlich."

„Prima." Andrew klatscht in die Hände. „Wir treffen uns gleich am Speisesaal." Mit diesen Worten verschwindet er hinter der nächsten Ecke.

Als er sich außer Hörweite befindet, boxt Samira halbherzig in die Luft. „Yeah, Küchendienst!"

„Ihr könnt übers Bogenschießen reden", schlage ich vor.

„Ich will nicht mit einem Apollo-Kind übers Bogenschießen reden. Die tun immer so, als hätten sie alle Weisheit der Welt mit Löffeln gefressen", stöhnt Samira. „Dabei müssen sie sich nicht mal richtig anstrengen, um Erfolg darin zu haben."

„Es wird schon nicht so schlimm werden." Ich klopfe ihr auf die Schulter, gebe ihr jedoch insgeheim Recht. „Außerdem ist es die ideale Gelegenheit, ihm zu beweisen, wie gut es dir bereits geht und wie sehr du nicht herumzappelst." Ich schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln.

Andrew ist in Ordnung. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn nochmal wiederzutreffen, schon gar nicht als Quasi-Leiter einer unterirdischen Krankenstation. Im Krieg hatten wir bis auf die medizinische Versorgung kurz vor Manhattan nicht viel miteinander zu tun. Ich dachte, er wäre tot. Dabei war er einer der Glücklichen, die es rechtzeitig hinausgeschafft hatten.

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt