Montag, 22. Dezember 2009
Dieser Ort ist unglaublich. Die Wände liegen so weit in der Ferne, dass sie den Grundriss des Gebäudes über uns sprengen, sich unter dem Parkplatz und vielleicht sogar den Nachbarhäusern ausbreiten. Bis zur Decke sind es mehrere Meter. Ich lege den Kopf in den Nacken, um sie ganz zu erfassen. Diese Weite passt nicht zu der unterirdischen Lage. Sie erinnert mich eher an eine Sporthalle als an einen Bunker.
Dieser Eindruck wird durch den Trainingsbereich und vermutlich Hauptaufenthaltsort verstärkt, durch den unsere neuen Freundinnen uns führen. Er umfasst locker die Arena von Camp Half-Blood. Der Boden ist mit feinem Sand ausgestreut, der der Luft die Beschaffenheit einer staubigen Landstraße im Hochsommer verleiht, aber auch die Stürze beim Training dämpft. An den Wänden aufgereiht stehen Übungspuppen neben Kisten, die denen ähneln, die uns in der Lower Bay Station so enttäuscht haben. Hier dienen sie als Stauraum und Sitzgelegenheiten. An den Betonsäulen hängen sogar Zielscheiben fürs Bogenschießen!
„Wie viele... wie viele Halbgötter leben hier?" May sieht zur Decke und lässt den Blick durch die Halle gleiten.
„34", erklärt Martha und steuert eine Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raums an. „Aber nicht nur Halbgötter, sondern auch Enkel und Urenkel der Götter." Sie winkt den Stockkämpfern und ihrer Lehrerin zu, die innehalten, um uns zu mustern. „Ein paar kennt ihr vielleicht aus der Armee, andere sind Neuentdeckte wie Bahrija. Eigentlich ist hier jeder willkommen, der nicht zum Camp oder zum Olymp gehört."
Das ist ein Bruchteil der Camp-Stärke, aber trotzdem eine beeindruckende Anzahl. Wie zum Hades halten sie das alles hier geheim? Ich ducke mich, als etwas über meinen Kopf zischt. Von irgendwo weiter weg brüllt jemand ein „Sorry!" zu uns herüber.
Und sie nehmen Nachfahren von Halbgöttern auf. Selbst in der Armee bin ich nur wenigen von ihnen begegnet. Halbgötter überleben normalerweise nicht lang genug, um ernsthaft über Kinder nachzudenken. Und wenn diese Kinder einmal in die Welt gesetzt sind, werden sie dämlicherweise nicht in Camp Half Blood aufgenommen. Einerseits ist ihr Geruch im Vergleich zu Halbblütern nicht stark genug, um viele Monster anzulocken, andererseits „verwässern" die Fähigkeiten über die Generationen hinweg, sodass sie größere Schwierigkeiten haben, sich zur Wehr zu setzen, wenn mal eins der Monster angreift. Sie sind Diät-Snacks. Dass Chthonian auch diesen Leuten ein Zuhause bieten soll, ist so... vernünftig.
„Wie habt ihr diesen Ort gefunden?", frage ich und streiche über den metallenen Türrahmen, hinter dem sich ein breiter, ebenfalls mit Sand ausgestreuter Gang öffnet.
„Anna hat ihn entdeckt. Das ist schon eine Weile her. Ich wurde ähnlich aufgegriffen wie ihr, da waren sie schon dabei, die Räume auszubauen. Bahrija haben sie ein paar Wochen vor mir gefunden."
„Mitte September", ergänzt Bahrija piepsig. Sie ist so ein stilles Mäuschen.
„Wer ist Anna?" Ich blicke zu Ben. Im Gegensatz zu May und mir glitzern keine Sterne in seinen Augen. Er wirkt angespannt und seine Hand spielt permanent am Griff seines Schwertes. Im Gegensatz zu uns bleibt er wachsam. Und unhöflich.
Ich straffe die Schultern. Dieser Ort ist zu perfekt. Zwar rechne ich nicht damit, dass im nächsten Moment ein Monster aus der Ecke springt, doch Ben handelt vernünftig. 34 Einwohner bedeuten 34 potentielle Gefahrenquellen.
„Sie und ein paar andere haben diesen Ort gefunden", erläutert Martha und stößt eine Tür auf, „und sie ist so etwas wie unsere Anführerin."
Vor uns tut sich ein Raum etwa halb so groß wie Boreas' Eingangshalle auf. Auch hier stapeln sich Kisten an den Wänden. Lange Holztische und dazu passende Bänke stehen in der Mitte und eine steinerne Theke trennt eine Ecke vom Rest des Raumes. Der Geruch von gekochtem Gemüse und irgendwas mit Erdnüssen hängt in der Luft. Die Küche und der Speisesaal.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...