49. May

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Samstag, 27. Dezember 2009

Obwohl das Haus in New Haven in einer ruhigen Nachbarschaft liegt, hört man das Rauschen der Hauptstraße und bei Westwind das Donnern der Güterzüge auf der Eisenbahnbrücke. Nachts durchschneiden die rot-blau blinkenden Sirenen der Krankenwagen die Dunkelheit. Als Kind hielt ich den Atem an, während ich lauschte, ob die Sirenen näher rasten oder sich Fremden in anderen Teilen der Stadt widmeten. Ich zählte die Sekunden zwischen dem ersten Aufheulen des Krankenwagens und dem Bellen des Hundes drei Häuser die Straße hinab. Das Schlagen der Autotür, wenn die Nachbarin von schräg gegenüber von ihrer Spätschicht kam. Sie zog weg, bevor ich mir ihren Namen merken konnte. Das Kreischen kämpfender Katzen und im Sommer das Wispern der Ulme vor meinem Fenster.

Hier schluckt der Schnee alle Geräusche. Die Abendluft umhüllt das Tal wie eine kalte Decke, unter der die Bäume erstarrt wie die Statuen in Boreas' Thronsaal wachen.

„Wie weit bist du?", frage ich.

Ben tritt hinter dem Stamm einer dicken Tanne hervor. Sein Kopf streift die untersten Zweige und Schnee rieselt auf die braune Nadelschicht am Boden, die seine Schritte verschluckt.

„Sie sollten ein paar Stunden brennen", sagt er und klopft mit dem Speerschaft auf die Äste unter seinem Arm.

Ich nicke und packe meinen eigenen Stapel Holz. Das Harz ziept an meinen Händen. „Dieser Ort stinkt jetzt nach uns. Lass uns weitergehen."

Wir trotten los. Alle paar Meter bleiben wir stehen und nutzen die Pausen, um die sperrigen Äste neu zu fassen. Diese Spur muss stärker sein als die, über die wir zum Plateau aufgestiegen sind. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn wir Kyoya oder Elias mitgenommen hätten. Drei Halbgötter miefen stärker als zwei, aber dann wäre einer von ihnen mit Kyrene allein. Und eigentlich sollten bereits normale Menschen bei Bens und meinem Geruch umkippen. Das letzte Mal haben wir in Chthonian geduscht. Nicht, dass man beim Geruch der eigenen Gruppe noch die Nase rümpft, nachdem man tagelang im geteilten Mief saß. Nicht, dass es für den Hund einen Unterschied macht. Aber wie erträgt Kyrene unsere Anwesenheit?

„Wie geht es deinem Arm?", wende ich mich an Ben, als wir erneut unter einem Baum stehen bleiben.

Er verzieht das Gesicht: „Fällt dir kein besseres Thema ein?"

Mit Ben kann man gut schweigen. Er erwartet nicht, dass man ein Gespräch anfängt. Er ist ein Kämpfer und kein Redner und ich bin eine miserable Strategin und keine Alleinunterhalterin. Doch zwischen uns liegt ein Ozean an Worten und wenn ich nicht den Anfang mache, ertrinke ich in meinem Kopf.

Ich zucke mit den Schultern und verliere dabei beinahe meine Ladung und die Taschenlampe.

Ben sieht mich für einen Augenblick an, dann setzt er sich in Bewegung. „Meinem Arm geht es prima. Seit St. Louis keine Probleme mehr."

„Schön." Ich krame nach einem neuen Ansatz, als das Gespräch wie Sandkörner zu Boden rieselt. Unser Schweigen dauert 24 Schritte, bevor Ben mich erlöst.

„Weshalb willst du unbedingt reden?"

Das ist die andere Sache mit ihm. Er weiß genau, wann ich ein Gespräch anfangen will, aber nicht kann. Ich schultere mein Holz. „Es ist so verflucht still."

„Witzig", erwidert er trocken. „Vorhin hast du uns angebrüllt, dass wir gefälligst leise sein sollen."

Gut, direkt zur Sache. „Das war nicht fair. Es tut mir leid."

„Weißt du, Entschuldigungen verlieren irgendwann ihre Bedeutung, wenn sie immer wieder kommen, sich aber nichts ändert."

Die Schärfe in seinen Worten treibt mir einen Pflock durchs Herz. Er sieht mich nicht an, sondern läuft weiter. Seine Schritte werden länger und ich jogge los, um ihn zwischen den Bäumen nicht zu verlieren.

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt