Samstag, 19. Dezember 2009
Wer hätte gedacht, dass ich die unnatürliche Wärme des Camps nach 24 Stunden bereits vermissen würde? Vom Winter habe ich die Schnauze voll. Wenn wir weiterfahren, dann bitte nur noch nach Süden. Nach Florida zum Beispiel. Palmen, Sandstand, Sonnencreme und Eis nur noch in der essbaren Form. Leider ist Kanada nicht für seniorenfreundliches Klima bekannt. Und Toronto liegt auch nicht viel südlicher als Québec.
Vermutlich müssen wir jetzt eh nach Alaska, denke ich und ziehe den Reißverschluss meines Rucksacks zu. Der Zipper entgleitet meinen Fingern. Ich stöhne.
Mit dem Fuß schiebe ich den Rucksack gegen die Wand des Transporters, während ich meine Finger massiere. Träge setzt sich das Blut in Bewegung, strömt als Feuer in sie zurück. Dabei hinterlässt es Pfade aus brennendem Schmerz. Ich verziehe das Gesicht und wende mich den anderen zu.
„Was jetzt?"
„Ich bewege mich hier nie mehr weg." Loa räkelt sich auf dem Beifahrersitz. Steif streckt sie den Arm aus, um die Heizung höher zu drehen. Unter dem feuchten Hawaiihemd zeichnen sich die Konturen ihrer Muskeln ab.
„Lasst uns losfahren und ein offenes Geschäft suchen. Wir müssen außerdem noch tanken", wirft May ein. Ihre Stimme wird von dem Pullover gedämpft, den sie sich gerade über den Kopf und ein T-Shirt zieht. Die Haare stehen in alle Richtungen ab. Mays Zittern wirkt, als stehe sie mitten in einem Erdbeben. Häuser stürzen um sie herum ein und der Asphalt unter ihren Füßen reißt auf.
Dieses Zittern stammt nicht nur von der Kälte. Etwas beschäftigt sie. Von der Kugel wollte sie nichts wissen. Die Sorge hat feine Linien in ihre Stirn gegraben, die ich seit der heißen Phase des Krieges nicht mehr gesehen habe. Doch May wird niemals zugeben, wie sehr die Begegnung mit Boreas und Iris sie mitgenommen hat. Wenn die anderen nicht dabei sind, frage ich sie.
„Okay", ächze ich wie ein alter Mann und lasse mich neben meinen Rucksack gleiten. Die Vans stehen auf einer Kiste. Der Stoff hat sich voll Wasser gesogen.
Knurrend erwacht Charlie zum Leben, als Samira den Schlüssel in der Zündung dreht. Ich habe Mühe, mich an einer Stange festzuhalten. Die feurigen Pfade kriechen meine Unterarme bis zu den Ellbogen empor. Eigentlich ein guter Schmerz. Es wäre schlimmer, wenn ich nichts mehr spüren würde. Dann hätte die Kälte gewonnen.
Ich wünschte, die Feuerpfade würden auch den anderen Schmerz verbrennen, der als dunkler Klumpen in meinen Eingeweiden ruht und in meinem Hinterkopf pocht. Dieses Monster aus Teer trägt Alvins Gesicht.
Bitte nimm mich mit, Ben. Ich werde auch keine Probleme machen, versprochen.
Geh zurück.
Nein! Warum solltest du kämpfen dürfen und ich nicht?! Außerdem würde ich dir einfach folgen.
Schön. Aber beschwere dich später nicht.
Ich schließe die Augen und drücke meinen Kopf gegen die Wand. Wenn Iris sich nur genauso um ihn bemüht hätte wie um ihre durchgeknallte Schwester. Hätte ich ihn nur nach Philli mitgenommen. Die Andromeda mit all ihren Halbgöttern und Monstern und Titanen war nicht sicher vor den hellgrünen Flammen. Gemeinsam mit dem Widerschein von Arkes Regenbogenlicht tanzen sie auf meiner Netzhaut einen Tango.
Etwas stößt gegen meinen Fuß und ich schlage die Augen auf. Elias umklammert die Stange über meinen Kopf.
„Sorry", murmelt er.
Ich beobachte ihn dabei, wie er sich zu den Sitzen hangelt. Es knistert, als er ein Päckchen in Loas Schoß plumpsen lässt. Ambrosia.
Seit sie aufgetaut wurde, ist die Notos-Tochter erstaunlich ruhig. Bis auf ein paar Kommentare hat sie nicht viel von sich gegeben. Vielleicht ist ihre Zunge noch zu gefroren. Abwarten. Lange wird das nicht so bleiben.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...