27. Ben

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Sonntag, 21. Dezember 2009

Ich rolle mich unter meiner Jacke zusammen. Im Neonlicht fällt es mir schwer, einzuschlafen. Es war eine stille Übereinkunft zwischen uns, als Elias meinte, dass Lennox schlafen soll. Wir schalten das Licht nicht aus. Wir schalten das Licht nicht aus, obwohl die Station sicher ist. Sicher sein soll. Die Angst nagt an unseren Knochen.

Kalte Feuchtigkeit kriecht meine Hosenbeine hinauf. Die Jacke reicht in dieser Position nur knapp bis zu meinen Knien. Ich rutsche näher an das Feuer heran. Loa sitzt an der Bahnsteigkante und hält Wache.

Ich lausche den Atemzügen der anderen. Lennox Atemzüge sind schwer. Mit jedem Heben und Senken seiner Brust knistert sein Schlafsack. Manchmal glaube ich, das Rasseln seiner gebrochenen Rippen zu hören.

Auch Samiras Schlafsack knistert. Beziehungsweise Elias' Schlafsack, den er an sie abgetreten hat. Ein Friedensangebot, nachdem sie ihn dauernd hinter uns herschleifen musste. Ich weiß nicht, was mit ihm nicht stimmt. Er wirkt wie ein Hase, der im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Lkws vor Angst zittert. Noch etwas, worüber wir als Gruppe sprechen sollten.

Von May glaube ich nicht, dass sie schläft. Ihre Atemzüge setzen manchmal aus, als würde sie angestrengt über etwas nachdenken. Das hat sie schon während des Krieges getan. Bestimmt dreht sich in ihrem Kopf alles um Lennox' Bericht. Der Central Park und die Halbgötter, die angeblich nach Mississippi ziehen. Und darum, was Ethan tun würde.

Wir müssen die Tunnel erkunden. Jemand muss einkaufen und dabei nach Charlie schauen. Nicht, dass unser Wagen abgeschleppt wird. Oder sollten wir ihn nicht besser endlich loswerden? Morgen Nacht müssen wir nochmal ins Fundbüro. Wir brauchen Decken und festere Kleidung. Samira hat ihre Hose im Kampf mit der Amphisbaena zerstört und auch der Rest unserer Kleidung hat unter Schneestürmen, Stürzen und Harpyien gelitten. Zombies sehen gepflegter aus als wir.

Worum wir uns ausnahmsweise keine Gedanken machen müssen, ist lauwarmes Wasser. Die Jägerinnen haben den Schlauch in den Toiletten nicht entfernt, den jemand bei der Errichtung des Stützpunktes in einem Anflug gesunden Menschenverstandes an eine Wasserleitung gekoppelt hat. Es ist nicht die Prinzessin Andromeda, aber immerhin können wir duschen.

Wenn Jackson und Beckendorf die Andromeda nicht gesprengt hätten, wie wäre der Krieg dann verlaufen? Ein großer Teil unserer Ressourcen lagerte dort. Waffen, Nektar, Ambrosia, Teile für Belagerungsmaschinen. Vieles, was nicht in den Stützpunkten untergebracht war. Und die Halbgötter. Natürlich die Halbgötter. Wie können sie Jackson und Beckendorf als Helden feiern, wenn sie Massenmord begangen haben? Monster setzen sich wieder zusammen, aber Halbgötter bleiben tot. Sie kommen nicht zurück. Einige haben die Explosion überlebt. Sie sind von Bord gesprungen oder konnten fliehen, weil Kronos in manchen Bereichen die Zeit verlangsamte. Ethan zum Beispiel. Aber nicht alle. Alvin könnte noch leben. Mit der Andromeda hätten wir den Krieg gewinnen können. Und Alvin hätte überlebt. In welchen Teil der Unterwelt sind die Halbgötter der Andromeda gekommen?

Ich ziehe die Kapuze über den Kopf und lege die Stirn auf die kühlen Fließen. So viele sind in diesem Krieg gestorben. 16 Halbgötter auf der Seite von Camp Half-Blood, an die hundert auf unserer. Aber einige, von denen wir glaubten, dass sie tot sind, könnten leben. Lennox hat es aus Manhattan rausgeschafft. Warum dann nicht auch andere?

Durch die Flammen verzerrt, spähe ich zu Lennox. Ich möchte ihn schütteln und schreiend fragen, ob er sich an mehr erinnert. Doch bei ihm ist es hoffnungslos.

Kurz nach der Schlacht um das Labyrinth, als wir unsere Truppen sammelten und neu organisierten, klopfte ich mal an die Tür der Messe auf der Prinzessin Andromeda. Die Strategen hielten dort gerade eine Besprechung ab. Ich sollte den Strategen wegen ein paar neu entdeckter Halbgötter Bescheid geben, die sich uns anschließen wollten. Als ich eintrat, berieten sie gerade, ob man einen neuen Angriff auf das Camp wagen sollte, um Pegasi zu stehlen und die Waffenschmiede zu sabotieren. Lennox meldete sich, um einen Vorschlag einzubringen, doch als er zu Wort kam, hielt er inne und schüttelte kurz den Kopf. Die Verwirrung war ihm ins Gesicht gemeißelt. Später meinte May zu mir, dass das häufig vorkam, wenn er versuchte, einen Vorschlag zu machen. „Sein Langzeitgedächtnis ist gut, das Kurzzeitgedächtnis löchriger als ein Schweizer Käse. Zum Glück hat er in Philli eine gute Partnerin. Die würden sonst in ihr Verderben rennen."

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt