54. Elias

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Montag, 29. Dezember 2009

Erde besitzt verschiedene Gerüche. Jeder kennt den Duft von Wiesen nach Regen, von staubigen Feldwegen und würzigem Waldboden. Dann sind da noch die subtileren Noten, denen die Leute kaum Beachtung schenken oder keine schenken wollen: Erde unter Asphalt oder Schnee, trockenes Flussufer, Löss, mit Asche oder Minen vermischt. Guten Boden erkennt man an seiner Krümeligkeit und seiner Farbe. Doch für Bienen existieren mehr Bodengerüche als Menschen Bodenfarben kennen.

Diese Stadt riecht nach trockenem Staub und Sand, der über benzingetränkten Asphalt weht, vermengt mit den schweren Harzen der Wüstenpflanzen. Mein Magen grummelt und ich ernte einen irritierten Blick von Kyoya.

Ich stemme mich gegen den Fahrtwind. Als der Pick-Up an einer Kurve abbremst, lande ich auf der Heckscheibe. Der Aufprall durchschüttelt meinen winzigen Körper, doch diesmal ende ich nicht als verschmierter Fleck. Selbst durch das Glas und das Öl rieche ich die Insassen. Martha und Bahrija sind zwei halbgöttliche Schatten auf den vorderen Plätzen. Nicht ganz menschlich und in Bahrijas Fall mit kräftiger Meeresnote, doch Eisen und Ichor halten sich in der Waage. Bei Halbgöttern ist das so: Wenn das göttliche Elternteil eine Naturgottheit ist, klebt der Geruch des Einflussbereiches an ihnen. Bei abstrakteren Götter ist es schwieriger. Rache, Zwietracht und Wahrheit sollten keinen Geruch haben, trotzdem riechen May, Ben und Martha nach etwas. Nach einem Etwas, dass ich genauso unmöglich beschreiben kann, wie ein Blinder, der plötzlich Sehkraft erhält, auf die Frage „Welche Gegenstände in diesem Raum sind rot?" eine auf Anhieb richtige Antwort geben könnte.

Anna und Hanno riechen falsch. Gerne würde ich sagen, dass sie wie Erde riechen, die aus einem finsteren Minenschacht heraufgeholt wurde. Du kannst keine Erde aus einem meilentiefen Loch an einer anderen Stelle anhäufen und erwarten, dass dort gesunde Pflanzen gedeihen, hat mein Großvater einmal erklärt. Sie ist zu alt. Zu giftig. Doch die beiden tragen den Duft reicher, schwarzer Erde, für die manche Bauern viel Geld hinblättern würden. Nur ist er zu stark. Als wären sie wochenlang lebendig begraben gewesen.

„Sie biegen in den Kreisverkehr", sage ich.

May dreht sich im Sitz um. „Reden sie?"

„Ich bin noch immer taub und ich komme nicht in den Wagen. Abgesehen davon möchte ich mich ungern auf Annas Gesicht setzen."

„Ins Gesicht scheißen wäre angemessener", knurrt Loa.

Dem stimme ich zu, nur können Bienen kein Glas zertrümmern. Wenn sie jedoch aussteigt... 40 Bienen sollten reichen, um ihr eine nette Vergiftung zu bescheren. Nein, du kannst dir keine Selbstzerstörung mehr erlauben. Du hast es versprochen.

Ich widme meine Aufmerksamkeit einem neuen Bild. Hinterhöfe und dichte Wüstenbüsche. „Kyoya, in anderthalb Kilometern führt ein schmaler Feldweg hinter einige Häuser."

Ben stellt sich vor die Transportertür. „Sollten wir nicht lieber weiterfahren?"

„Hier kommt nur Meile für Meile flaches Land", erklärt May. „Sie können uns dort zu leicht folgen. Besser wir lassen sie jetzt an uns vorbeiziehen."

„Ich glaube nicht, dass sie uns so dicht auf-"

Der Wagen macht einen Sprung nach vorn. Kyoya haut den nächsten Gang rein und rast los. In dem Chaos wirbeln die Bienenbilder in meinem Kopf hin und her. Meine Späherin an Annas Wagen verliert den Halt und wird vom Fahrtwind brutal zurückgeschleudert. Durch die Biene, die Charlie vorausfliegt, beobachte ich, wie sich der zweite Pick-Up in unsere Straße quetscht. Kyoya reißt das Lenkrad herum und ich muss die Überreste meiner zerstreuten Konzentration zusammenraffen, um nicht in tausend Stücke zu zerspringen. Wir rasen durch eine schmale Seitenstraße, nur um erneut auf der Hauptstraße zu landen.

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt