14. Samira

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Freitag, 18. Dezember 2009


Es führt scheinbar alles immer an diesen Punkt zurück. Jede Entscheidung, die wir treffen, jeder Plan endet damit, dass May und ich im Dunkeln in ein Haus einbrechen.

Dabei kriechen jedoch bereits die ersten fahlen Sonnenstrahlen gleich den Fingern eines Zombies über den Horizont. Außerdem besitzt May offenbar einen Schlüssel. Und es ist kein Einbruch, wenn man die Tür einfach aufschließt, oder?

Einfamilienhäuser säumen die Straße. Im Schein der Straßenlaternen wirken sie wie Gesichter, die uns aus gläsernen Augen anstarren. Hinter einigen Fenstern brennt bereits Licht. Ein Hund bellt eine Häuserreihe weiter, aus einem der Gebäude dringen die Laute streitender Kinder.

Es ist ein Familienidyll. Jedes Haus besitzt einen Vorgarten und eine helle, einladende Fassade. An manchen Türen hängen Weihnachtskränze. Auf einem Dach steht Santa neben seinem Rentierschlitten. Nur der Schnee fehlt, um diese Nachbarschaft in ein Winterwunderland zu verwandeln.

„Halt!", befiehlt May. Sie steht mit gebeugten Rücken hinter dem Fahrersitz und hält sich an der Kopfstütze fest.

Ich setze den Blinker und parke am Straßenrand unter einer kahlen Ulme, einige Meter von einem Briefkasten entfernt. Das Haus, auf das May zeigt, nimmt an dem Weihnachtswahnsinn der Anderen nicht teil. Keine Lichterketten, keine Wichtelfiguren oder Weihnachtskränze. Nicht mal ein einziger Strohstern hängt an der Tür. Sogar die Ares-Hütte war besser für die Feiertage dekoriert als das hier.

Aber auch sonst sticht es zwischen den anderen Gebäuden heraus. Wo die Farben Weiß und Gelb an den Fassaden überwiegen, ist diese Haus dunkelbraun gestrichen, als wäre es direkt aus Erde geformt und nicht extra verputzt worden. Das Dach ist noch schwärzer als der Himmel über uns. Überall sonst würde es sich unauffällig einfügen, aber hier in der familienfreundlichen, fröhlichen Vorstadt... eher weniger.

May dreht sich zu den Anderen um. „Wir sind in zehn Minuten wieder da."

„Und du bist sicher, dass niemand hier ist?", frage ich. Meine Finger trommeln auf das Lenkrad. Es ist ein schneller, bedeutungsloser Rhythmus.

Hinter den Fenstern brennt kein Licht und in der Einfahrt steht kein Auto. Es könnte aber genauso gut in der Garage parken, was bei diesen Temperaturen sowieso klüger wäre.

„Es sollte niemand zuhause sein", antwortet May. „Der Besitzer ist um diese Zeit meistens schon auf dem Weg zur Arbeit."

Ich schiele zu Ben auf dem Beifahrersitz. Er verzieht keine Miene. Ich verdrehe leicht die Augen. Spätestens seit May uns ohne Schwierigkeiten durch das unübersichtliche Straßennetz gelotst hat, in dem alle Häuser gleich aussehen, sollte auch dem Letzten klar geworden sein, dass sie diesen Ort besser kennt, als sie zu gibt. Vermutlich ist sie hier aufgewachsen.

„Na dann... bis gleich." Ich öffne die Tür und springe auf den Asphalt. Mein Atem bildet Wolken in der kalten Winterluft.

May quetscht sich zwischen den Sitzen hindurch und gesellt sich neben mich.

Der Wagen ruckelt leicht. „Viel Erfolg", wünscht uns Elias, während er auf den Fahrersitz klettert.

Ich gebe es ungern zu, aber es wäre mir lieber, wenn er ein paar Bienen mitschicken würde. Nur vertragen die kleinen Biester anscheinend keine Kälte und Elias soll sich auf Charlie konzentrieren. Schließlich kann man sich nicht auf einen Fahrer verlassen, dessen Aufmerksamkeit sich in alle Winde verstreut und dessen Hand nach dem Zusammensetzen halb erfroren das Lenkrad umklammert.

Ich schenke ihm ein knappes Nicken und setze, während ich May folge, meinen Rucksack auf.

Die Vordertür zu erreichen, ist ein Kinderspiel. Der Bewohner des Hauses hat offenbar keine Landminen in seinem Vorgarten vergraben. Noch nicht mal ein Bewegungsmelder springt an.

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt