59. Loa

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Mittwoch, 31. Dezember 2009

Als wir zuhause eintreffen, weht Rauch durch die Straßen, obwohl es bis Mitternacht noch einige Stunden dauert. Der Abend riecht bereits nach Magnesium und Schießpulver. Funken zucken über den Himmel. Meine Mutter steht mit unserern Nachbarn im Hof, die uns mit ihren Bieren zuprosten und rufen, wie schön es ist, dass ich zurück bin und ob wir später mit den anderen Jugendlichen am Strand feiern werden. Ich sperre meinen Freunden die Tür auf, damit sie schon mal ihre Sachen abstellen können, dann geselle ich mich zu der kleinen Gruppe.

„Das wissen wir noch nicht. Wir haben sehr stressige Tage hinter uns und ein paar Bekannte von uns meinten, dass sie in der Gegend seien und vielleicht vorbeikommen. Es kann sein, dass sie heute schon hier waren, als wir unterwegs waren. Habt ihr jemanden gesehen?"

Unser Vermieter, ein alter, verhutzelter Mann, hält mir ein Bier entgegen, doch ich lehne kopfschüttelnd ab. „Ei, dass du nicht zu den Partys am Strand rennst, ist etwas ganz Neues. Hast du auf diesem Internat das Feiern verlernt?"

Ich lächele gezwungen. „Wie gesagt, die letzten Tage waren sehr stressig. Also war niemand hier und hat nach uns gesucht?"

„Nein, alles ruhig. Aber es wäre schön, wenn noch welche dazukommen. Seitdem du weg warst, war es im Hof immer so still. Das muss nachgeholt werden."

Ich lache, auch vor Erleichterung. Die alten Leute in der Straße bemerken alles und die Buschtrommel erschallt meilenweit. Wenn unser Vermieter niemanden bemerkt hat, dann war Chthonian während unserer Abwesenheit nicht hier. „Wir geben uns Mühe."

Meine Mutter leert ihr Bier und legt einen Arm um mich. „Lass uns reingehen und Pizza bestellen. Ihr habt nach der Bootsfahrt bestimmt Hunger. Besser als das Zuckerzeug, dass sich Ethan immer reinzieht. Irgendwann kriegt er davon Diabetes."

Sie vergisst, sich für das Bier zu bedanken, bevor wir über den Hof zu unserer Wohnung zurückschlendern. Vor der Tür löse ich mich von ihr. „Er heißt Elias. Wolltest du nicht bei deiner Freundin bleiben?", frage ich sie leise.

„Tagsüber. Jetzt will ich Zeit mit meiner Tochter verbringen. Es war wirklich zu lange zu still in diesem Hof."

„Es ist nicht sicher, Má!"

Sie nimmt meine Hände. „Deswegen bin ich hier. Du und deine Freunde, ihr habt so viel durchgemacht, mehr als man es irgendwem auflasten würde. Und ich war nicht bei dir."

Ich betrachte meine Mutter, diese große Frau mit den wilden Haaren, die immer vergisst, wo ihre Brille, ihr Autoschlüssel oder ihre Vorlesungsunterlagen sind. Die alles geordnet in Boxen packt, um irgendetwas wiederzufinden, und deren größte Sorge bis gestern war, ob Studenten Böller neben einem Fischtank abfeuern.

„Sie haben Schwerter", erwidere ich schwach. Und Speere und Bögen und Halbgottkräfte und eine übermächtige Erdgöttin.

„Und ich habe eine Harpune. Im Keller. Irgendwo. Als dein Vater und ich zusammenkamen, wusste ich, dass diese Beziehung nicht einfach und auch gefährlich sein würde. Und es war klar, dass auch dein Leben nicht einfach und auch gefährlich sein würde. Aber ich bereue keinen einzigen Tag, dass du meine Tochter bist." Ich schlinge meine Arme um sie, weil ich keine Worte finde, und atme ihren Salzwasser-und-Kreidegeruch ein, der sich seit meiner Kindheit nicht verändert hat. „Ich weiß, dass du mir nicht alles erzählt hast, was euch passiert ist. Das ist okay. Aber du kannst es, wenn du dich bereit dazu fühlst."

Ich habe ihr nicht von Samira erzählt oder woher Kyoyas Verletzungen stammen, doch meine Mutter ist zwar verpeilt, aber eine der klügsten Personen, die ich kenne. Ich vergrabe mein Gesicht in ihre Bluse und murmle ein „Danke" hinein.

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt