Freitag 26. Dezember 2009
Sie sieht gar nicht so anders aus als in der Nacht ihrer Vereidigung. Trotzdem erkenne ich sie kaum wieder. Über ihrem Lieblingspulli mit dem irischen Kobold trägt sie eine silberne Jacke, die gleiche wie sie alle Jägerinnen besitzen (wo auch immer der Sinn liegt, Tarnfleckhosen zu tragen und dann wie eine Diskokugel glitzernd durch den Wald zu jagen).
Aber es ist nicht nur das. Ich bin nicht lange genug geblieben, um die Folgen der Vereidigung zu bemerken. Ein Hauch von Mondlicht schimmert in jeder ihrer Bewegungen und ihre vibrierende Energie ist einer pulsierenden Ruhe gewichen, als hätte sie sich einen Schritt von der Wirklichkeit entfernt und sei in eine andere Welt eingetaucht.
Das könnte ich sein.
Aber in dem Moment, als sich ein Grinsen auf ihre Lippen stiehlt, sie losrennt und wir beide in einem Knäuel aus Gliedmaßen in den Schnee fallen, weiß ich, dass ich sie so einfach nicht verlieren werde.
„Wie- was machst du hier?" Sie tackert mich mit ihren Beinen am Boden fest. Ihre Sommersprossen leuchten über meinem Gesicht, vielleicht ein wenig zu silbern, aber es sind noch immer ihre Sommersprossen.
„War ganz einfach, ich musste nur den nächsten Bus nehmen", lache ich und schnipse ihren Zopf beiseite. Götter, habe ich dieses Mädchen vermisst!
In all den Tagen, die ich mit den anderen unterwegs war, habe ich mich gefragt, wo sie ist und ob sie sich für mich schämt, aber dieses Lächeln ist dasselbe, mit dem sie mich schon immer angelächelt hat. Ich ziehe sie zu mir herunter und umarme sie erneut.
Schwarze Kampfstiefel tauchen in meinem Blickfeld auf. Oak wälzt sich von mir herunter und springt auf, als Betty hustet.
„Wir bringen sie jetzt zu Thalia", verkündet sie und bedenkt Oak mit einem tadelnden Blick.
Diese hilft mir auf die Füße und klopft mir den Schnee von der Jacke. „Ich komme mit."
„Ich halte das für keine-"
„Ich komme mit."
Betty wendet sich seufzend ab und marschiert auf das größte der silbernen Zelte zu. Vor dem Eingang warten zwei Wölfe, die mit gespitzten Ohren aufstehen, als Oak und ich ihr folgen wollen. Oak streckt ihnen eine Hand entgegen. Der kleinere der beiden schnuppert an ihren Fingern und stupst sie auffordernd an. Oak lacht auf und krault ihn hinter den grau-weißen Ohren, bevor die Wölfe zurückweichen.
Ich mustere sie von der Seite.
„Schau mich nicht so an. Ich bin erst ein paar Tage hier und das sind immer noch Wölfe. Unglaublich süße Wölfe, aber es gibt einen Grund, weshalb wir sie als Wachen einsetzen." Bei „süße" klettert ihre Stimme in die Höhe. Sie nimmt meine Hand und drückt sie sanft. Der warme Atem des Wolfes klebt an ihrer Haut. „Bereit?"
Keine ermunternden Worte. Kein „Es-wird-schon-alles-gut-werden" oder ein „Thalia-ist-nicht-so-schlimm-wie-du-denkst". Sie wird nicht lügen, nur um mich zu beruhigen. Ich lehne mich an sie, bevor ich die Schultern straffe und nicke.
Sie lässt meine Hand los und gemeinsam betreten wir das Zelt.
Das Innere ist in silbernes Licht getaucht. Der Wechsel zwischen Lagerfeuerromantik und Mondlandschaft lässt mich die Augen zusammenkneifen. Erst als sie sich an die neue Helligkeit gewöhnt haben, erkenne ich, dass das Licht von den Wänden selbst ausgeht. Leuchtende Fäden durchziehen die Stoffbahnen und hüllen den langen Tisch in der Mitte in sanften Schimmer.
Grace blickt von der Karte auf, die die gesamte Länge des Tisches ausfüllt und an den Ecken von zwei Tassen, einem Wetzstein und einem Katzentransporter aus mit Metall verstärktem Plastik beschwert wird. Sie streckt eine Hand aus und Betty schiebt ihr einen roten Filzstift zu. Die Leutnantin setzt ein Kreuz auf das Papier. „Das war der dritte Zyklop in zwei Tagen. Sie scheinen in dieser Gegend ein Nest zu bilden." Unter ihrem elektrischen Blick stellen sich meine Haare auf. „Weißt du etwas davon, Sánchez?"
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...