Freitag, 02. Januar 2010
Schlitternd komme ich hinter Ben zum Stehen. Sand und Gischt spritzen gegen meine Beine, als Kyoya neben dem Bach aufspringt. Vor ihm schwebt das Bild einer jungen Frau in der Luft, kaum älter als wir.
„Reyna, Praetorin der Zwölften Legion. Wer zum Tartarus bist du?" Ihr obsidianschwarzer Blick klebt auf Ben und ihre Hand zuckt zu dem Speer, der an dem mit Schriftrollen übersätem Schreibtisch lehnt. Der weiche Schimmer des Regenbogens schafft es nicht, den alarmierten Ausdruck aus ihrem Gesicht zu wischen. Keine Ahnung, wie Ben unter diesem Blick nicht zu einem Häufchen Asche zerfällt.
Bevor er etwas erwidern kann, drängt sich May vor. „Wir haben ihn aus Chthonian befreit."
Reynas Aufmerksamkeit schnellt zu May. „Darüber wurde ich bereits beim ersten Mal informiert. Jetzt verkriecht ihr euch vor dieser neuen Armee in einer aufgegebenen römischen Kolonie. Was hat das alles zu bedeuten?"
„Beim ersten Mal?", knurrt Ben und macht einen Schritt auf Kyoya zu, die Finger am Schwertgriff.
Ich stoße Ben mit einer Böe zurück. Gleichzeitig überkommt mich der Drang, Kyoya ins Gesicht zu boxen. Warum riskiert er es mit dieser Heimlichtuerei, Ben auf die Palme zu bringen, während die Insel seine Nerven mit einer Küchenreibe bearbeitet?
„Und jetzt bedroht ihr einen unserer Legionäre." Reyna braucht keinen Speer, um die Luft auf dieser Seite der Iris-Botschaft zu durchlöchern. Unter ihrem Schreibtisch ertönt ein Grollen.
May legt eine Hand auf Bens Schulter. „Durchatmen und die Felsen dahinten zählen. Kyoya hat dieses Camp an der Tankstelle mit den heißen Quellen gewarnt, erinnerst du dich? Wir reden darüber, kriegen unsere Antworten und dann können wir uns immer noch entscheiden, was wir mit ihm machen." Sie klingt dabei eher, als würde sie auf ein unruhiges Pferd als auf Ben einreden, bevor sie sich an die Iris-Botschaft wendet. „Niemand bedroht hier irgendwen."
„Meint Odysseus", schnaubt Kyoya trocken, bevor er sich Reyna zuwendet. „Und ehemaliger Legionär. Ich habe das Camp kurz vor dem Krieg verlassen, nachdem ihr alle wegen meiner Anerkennung überreagiert habt. Was aber nicht heißt, dass ich der Feind von irgendwem bin." Er verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich habe nur versucht, rauszukriegen, was hier los ist!"
Neben May holt Ben zittrig Luft. Das Bedürfnis, Kyoya ins Gesicht zu boxen, verpufft im Wind. Dafür dringt eine Eiseskälte bis in meine Knochen. Elias wirft mir einen nervösen Blick zu. Dass wir beide ab und zu ausrutschen, haben wir auf dieser Reise zur Genüge festgestellt, aber Ben war bisher ein Musterbeispiel an Kontrolle.
„Du hättest etwas sagen können, Kyoya, bevor du dich mit einer Ausrede in die Büsche schlägst." May kneift sich den Nasenrücken, die andere Hand noch immer auf Bens Schulter.
Kyoya wirft die Arme in die Luft. „Als ob ihr die Meister der Kommunikation seid! Seit Chthonian wieder aufgetaucht ist, starrt ihr mich ach so heimlich an." Er lässt die Schultern hängen. „Erst dachte ich, ihr wolltet sichergehen, dass ich nicht überraschend gekidnappt werde, aber dann hat dieses ganze ‚Könnt ihr die Insel nicht hören'-Zeug angefangen. Und inzwischen fühlt es sich genau wie in Neu Rom an: ‚Hast du mitgekriegt, wer sein Vater ist, und wie gut kennen wir ihn eigentlich wirklich? Die letzte Patrouille, bei der er dabei war, wurde von Telchinen angegriffen, aber ihm geht es gut.' Habt ihr einmal darüber nachgedacht, wie es mir damit geht, dass sie uns verfolgen und das wahrscheinlich, weil sie immer noch Informationen über Neu Rom aus mir herausquetschen wollen?!" Er deutet auf Elias. „Außerdem: Bienen. Ich hab keine freie Minute mehr ohne die Bienen-NSA in der Nähe."
„Ihr habt was gemacht?!", platzt es aus mir heraus. Sie sollten es besser wissen. Nach all den Aussprachen über Vertrauen und Geheimnisse, nach Amphisbaena-Bissen, irreführenden Karten und Eiden sollten sie es besser wissen.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...