Donnerstag, 01.Januar 2010
Der scharfe Geruch von Schießpulver hängt noch immer in der Morgenluft, als wir auf den Parkplatz am Hafen rollen. Beim Aussteigen kicke ich einen zerfetzten Böller gegen Charlies rechten Hinterreifen. Loa springt hinter mir aus dem Wagen und streckt sich mit einem herzhaften Gähnen, bevor sie einen der Pappkartons aus dem Transportraum hievt. Insgesamt sind es zwei Kartons voller Nägel, Schrauben und Panzertape und ein Stapel Bretter, von dem wir nur hoffen, dass er ins Boot passt. Dabei hatten wir bereits Glück, dass ein Baumarkt um diese Uhrzeit geöffnet hat.
Ich schnappe mir die andere Seite des Kartons und Loa wirft mir eine Kusshand zu. Es ist das erste Mal, dass ich diese Geste erlebe. Hat sie es bisher nicht gemacht, weil sie dachte, es würde wegen Samira eine Linie überschreiten oder ist es eine normale Loa-Sache, die bisher nur nicht zum Tragen kam? Innerlich kopfschüttelnd schleppe ich den Karton mit ihr zur Pez Payaso. Sie ist eine gute Zuhörerin, wenn sie sich nicht gerade auf etwaige Beziehungsdramen konzentriert. In dieser Hinsicht sollte sie lieber auf May und Kyoya achten, die die Bretter tragen, und Ben, der Kyoya über den zweiten Pappkarton hinweg beobachtet. Seit wir in La Paz angekommen sind, wirkt seine permanente Hab-Acht-Stellung noch angespannter, außer, wenn er, ohne es zu bemerken, zu dieser Melodie nickt, die nur er hört.
Von Bens Misstrauen gegenüber Kyoya habe ich Loa nichts erzählt. In der letzten Nacht waren unser beider Köpfe mit anderen Geheimnissen beschäftigt und vielleicht kriegt Ben sich wieder ein. Noch behandeln mich May und er nicht wie ein rohes Ei, also bin ich nicht der Einzige, der Geheimnisse für sich behält. Über den Karton hinweg schenke ich Loa ein dankbares Lächeln.
Das verschwindet, sobald wir alles ins Boot verladen und sich herausstellt, dass wir keinen Platz für fünf Personen haben. May blickt mich vielsagend an. Ich werfe die Hände in die Luft. „Das nächste Mal probieren wir aber, ob Loa mit einem Fallschirm hinter dem Boot herfliegen kann." Da das keine Option zu sein scheint, drücke ich Ben meinen Rucksack in die Hand. Das letzte, was ich höre, ist Loas „Hell, yeah!", bevor ich mich auflöse und unter die Bänke und zwischen das Gepäck quetsche. Die Fahrt rüttelt mich durch, aber nicht so schlimm wie in menschlicher Form, und solange ich mich von den Schuhen fernhalte, kann ich die anderen mit Herumschwirren und Auf-die-Kleidung-Krabbeln nerven.
Als wir die Insel erreichen, ist die Sonne nur ein kleines Stück weitergekrochen. Bevor die anderen an Land klettern, setze ich mich hinter den Büschen zusammen, unter denen unser Gepäck lagert. Der Wind hier ist warm, angenehm zum Fliegen, kein Vergleich zur Winterluft, die uns den Großteil der Reise begleitet hat. Ich schlüpfe in die Ersatzklamotten aus meinem Gepäck, gerade rechtzeitig, als Ben und Kyoya mit knirschenden Schritten am Gebüsch ankommen. Ben drückt mir einen der Pappkartons in die Hand und wir machen uns wortlos an den Aufstieg zur Festung, während die Mädels das Boot vertäuen. Merkt Kyoya, dass Ben ihm misstraut? Falls ja, lässt er sich nichts anmerken.
„Hörst du es noch?", frage ich und stelle meine Last ächzend neben dem Torhaus ab.
Ben wischt sich über die Stirn. „Es ist wieder da, aber leiser."
Ich zucke zusammen, als jemand hinter mir in die Hände klatscht. „Gib Bescheid, wenn sich etwas daran ändert", verkündet May, bevor sie die Arme hinter dem Rücken verschränkt und durchs Tor marschiert. „Der Plan für heute: Ben und Kyoya, ihr bringt die Innenräume auf Vordermann und brecht diese Tür auf. Loa, du beseitigst die Pflanzen auf dem Plateau. Die Dornenbüsche unmittelbar an der Mauer verschonen, die dickeren Äste sammeln und das restliche Stück bis zur Treppe darfst du niederbrennen." Loas Augen leuchten auf. „Elias und ich kümmern uns um das Tor."
Ich mustere Mays tintenfleckige Hände, die mit einem Schwert jeden zu Kleinholz zerhacken und die die simpelsten Pläne in Brillanz verwandeln können. Zweifellos kann sie dir das Leben auch mit einem Hammer ungemütlich machen, doch hat sie jemals einen Hammer für etwas anderes als Köpfeeinschlagen und Bilderaufhängen benutzt? Aber es muss nicht schön werden, sondern nur stabil und das sollten wir hinkriegen.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...