28. Loa

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Sonntag, 21. Dezember 2009

„Norden. Hoch nach Nunavut oder Yukon."

„Im Winter? Sieh dich um, May! Wir stehen hier in Toronto! Nichts bewegt sich. Unsere Vorräte sind knapp und wir wissen immer noch nicht, ob Charlies Motor etwas von der Harpyie abgekriegt hat."

„Reg dich ab, Elias. Der Motor ist okay. Wenn etwas mit ihm nicht stimmen würde, hätten wir es längst bemerkt. Vermutlich hat die Hephaistos-Hütte an ihm herumgeschraubt."

„Das ändert nichts am Wetter und der mangelnden Ausrüstung."

„Dort oben ist es kälter als in Boreas' Unterhose", wirft Lennox ein.

Ben legt den Kopf auf das Lenkrad. „Und wenn wir nochmal ins Fundbüro einbrechen, um uns bessere Ausrüstung zu besorgen?", nuschelt er. Auf dem schmalen Streifen Gesicht zwischen Plastik und Hand schimmert Verzweiflung.

„Es ist ein Fundbüro. Thermounterwäsche und Heizlüfter wirst dort nicht finden. Geschweige denn noch mehr Geld für Sprit." Elias schneidet eine Grimasse. Kleiner Klugscheißer.

„Außerdem wimmeln dort unten jetzt Filmheinis und das Fundbüro hat wieder geöffnet", springt ihm Samira zur Seite.

„Sind das wirklich eure Argumente oder wollt ihr nur nicht zurück in die Tunnel?" May richtet sich auf, streicht eine Strähne hinter ihr Ohr. Ich wusste nicht, wie viel Aggressivität man in diese Geste legen kann. „Außerdem kommen Ben und ich von der Nordostküste. Samira ebenfalls. Dort gibt es auch harte Winter. Und ich halte gerne einen längeren Winter aus, wenn ich dafür nicht wieder ins Camp gezerrt werde!"

„Wir reden hier von einem Winter, der bis Mai dauert. Hast du eine Ahnung, wie viele dumme Touristen genau dasselbe dachten und dann Monate später erfroren und verhungert von Jägern in irgendeinem Erdloch gefunden wurden?" Elias seufzt und schlägt einen versöhnlichen Tonfall an. „Wenn wir im Sommer aufgebrochen wären und Zeit gehabt hätten, uns darauf einzustellen, dann ja. Jetzt ist es zu spät. Aber vielleicht schaffen wir es zur Farm."

„Auf einmal!", stöhnt Ben. „Entscheide dich endlich!"

„Entschuldige bitte, aber da war noch nicht klar, wie blind sich der Olymp verhält. Lennox wurde monatelang in Ruhe gelassen."

„Mehr oder weniger."

„Und die Farm liegt nördlicher als Toronto, aber nicht so nördlich, dass Eisbären uns zum Frühstück fressen."

„Was ist mit Süden?" Mit den Fingern presse ich auf meine Nasenwurzel, zerquetsche sie fast, und sehe auf. Niemand beachtet mich. Elias und May funkeln sich über den Beifahrersitz hinweg an, Ben hängt über dem Lenkrad als würde er gleich in Tränen ausbrechen oder unter einem Migräneanfall leiden und im kalten Zwielicht wirkt jede Farbe wie aus Samiras Gesicht gewichen. Lennox betrachtet das Ganze mit einer morbiden Faszination, wobei er gleichzeitig die Stirn in kritische Falten legt und sich zu fragen scheint, wie er an diese Chaostruppe geraten konnte. Seine Wangen zucken vom unterdrückten Gähnen.

Ich räuspere mich. „Und was ist, wenn wir nach Süden fahren?"

Alle Köpfe drehen sich zu mir um. Unter Mays atomarem Wutblick schnürt sich meine Luftröhre zu. Jetzt habe ich ihre Aufmerksamkeit.

„Ich meine, wenn Norden im Winter keine Option darstellt, wir nicht in die Tunnel können und Elias sich nicht entscheiden kann – entschuldige Honey -, was er eigentlich will, dann können wir genauso gut nach Süden fahren."

May öffnet den Mund, schließt ihn wieder. Ein Fisch, der auf dem Trockenen liegt. Niemand sagt etwas. Ha. Geht doch. Warum müssen wir auch so lange diskutieren? Ich hätte das mit Süden direkt vorschlagen sollen. Gut gemacht. In Gedanken klopfe ich mir auf die Schulter.

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt