Samstag, 19. Dezember 2009
Dieselben schwarzen Haare, nur glänzend und gekämmt. Ein schwarzer Wasserfall, anstelle eines Vogelnestes. Dieselbe dunkle Haut, nur ohne Graustich, durch den sie krank erscheint. Als sie sich zu uns umdreht, blitzt Sommer in ihren Augen. Verglichen mit der aus dem Tartaros entflohenen Göttin wirkt die Frau neben Boreas wie der ewig schöne Dorian Gray und Arke wie das gemalte Spiegelbild, das an seiner statt altert und vermodert.
Noch bevor Arke ihren Namen ausspricht, weiß ich, mit wem wir es zu tun haben.
„Iris." Die Stimme unserer neuen Freundin zittert nicht, doch Unglauben und Heiserkeit verunstalten sie. Ihre kaum versteckte Wut bereitet mir Sorgen.
Falls es zum Streit zwischen den Schwestern kommt, sollten wir das Hotel oder am besten die gesamte Stadt verlassen. Am liebsten schon vor zehn Minuten. Natürlich mit der Eisstatue, die gleich einem Miniatur-Wolkenkratzer neben Boreas aufragt.
Ihr Batikkleid wirft Falten, als Iris die Handflächen wie zum Gebet gegeneinanderpresst und sich verbeugt. Auf rotem Grund prangt der Schriftzug R.Ö.K.L. „Namaste, Schwester." Sie tritt auf uns zu.
Ich mache mich zum Sprung bereit. Wenn ich schnell genug reagiere, kann ich Ben mit zu Boden reißen. Bis zum Ausgang werden wir es nicht rechtzeitig schaffen, deshalb müssen die Statuen als erste, schwache Barrieren gegen das göttliche Kreuzfeuer genügen.
Bevor sie jedoch ihre Schwester erreicht, bleibt Iris stehen. Vor mir. Und wiederholt ihre Verbeugung. „Namaste, Mayleen."
Verwirrt blinzle ich. „D-Danke?"
Götter verbeugen sich nicht vor Halbgöttern. Sie verbeugen sich vor niemandem, höchstens vor Zeus und Hera.
„Und Namaste ihr anderen." Iris schreitet an mir vorbei, verbeugt sich jedoch nur vor Ben. Samira, Elias und er wirken mindestens genauso verwirrt, wie ich mich fühle. „Arke", wiederholt sie und ihre Stimme ist erfüllt von unsicherer Wärme, als könne die Sonne sich nicht entscheiden, ob sie scheinen soll oder nicht.
Sie erhält ein trockenes „Iris" als Antwort. Es klingt sarkastischer, als ich es Arke nach ihren Eskapaden im Club und der Innenstadt jemals zugetraut hätte. Der Tag steckt voller Überraschungen.
„Es ist furchtbar, was dir angetan wurde", murmelt Iris und versucht ihr sanft eine Hand auf die Wange zu legen.
Arke weicht vor ihr zurück als stünde die Hand ihrer Schwester in Flammen. „Lass mich in Ruhe!" Ihr Fauchen ist das einer Wildkatze und sowohl Iris als auch ich zucken zusammen.
Bunte Lichtfetzen flackern in der Luft. Tödliche Glühwürmchen, die den Schnee zu ihren Füßen zum Schmelzen bringen.
Das Bild einer Taube, in einem Moment noch da und im nächsten verpufft, schießt durch meine Gedanken. Ich greife Bens Arm und ziehe ihn mit mir zurück.
Boreas schiebt sich zwischen die beiden Götterbotinnen. Eisnebel verweht, während er seine violetten Schwingen als fedrige Barriere ausbreitet. „On se calme, mesdames!"
Immer mit der Ruhe, meine Damen. So viel Französisch beherrsche ich auch noch.
Unruhig trete ich einen weiteren Schritt zurück. In meinen Füßen juckt es. Sie wollen wegrennen und beweisen damit einen besseren Überlebenswillen als mein Verstand und mein Herz. Noch haben wir Loa nicht zurück.
Auch Samira und Elias versuchen mehr Abstand zwischen sich und die Götter zu bringen.
Können wir Loa auch ohne Boreas' Hilfe auftauen? Ich spähe über meine Schulter. Ailianos hat sich verdrückt, ohne dass es mir aufgefallen wäre. Verübeln kann ich es ihm nicht.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...