Donnerstag, 17. Dezember 2009
Stille herrscht neben der Poseidon-Hütte. Zwar dringen die Geräusche der Camper am Lagerfeuer zu mir heran, doch es scheint, als würde ich mich in einer Blase aus Ruhe befinden. Hier sind nur das Rauschen des Windes in den Bäumen und das Surren der Insekten, die gegen das Glas der blauen Außenbeleuchtung fliegen, angezogen von dem Schein eines falschen Mondes. Die Hütten sind wie ausgestorben.
Mays Atem mischt sich hinzu, als sie sich neben mir niederlässt.
„Keine Wachen", flüstert sie. „Sie sind alle am Lagerfeuer, um herauszufinden, was es mit den Neuen auf sich hat."
„Sie kamen ja wie gerufen", erwidere ich und spähe um die Ecke. Am Lagerfeuer achtet keiner auf die Hütten. Alle Köpfe sind zu einem Punkt ausgerichtet, vermutlich zu den drei Neuankömmlingen hin, die Annabeth und Butch heute am Grand Canyon aufgesammelt haben.
Obwohl der blonde, große Junge, der zu ihnen gehört, ganz süß ist und sich wie ein Gewinner bewegt, traue ich der Sache nicht ganz. Das Timing ist zu perfekt. Seitdem Annabeth verkündet hat, dass Blondie derjenige mit nur einem Schuh ist und seine Erinnerungen fort gewischt sind, zieht das Trio alle in seinen Bann.
Das ist vorerst gut für uns, denn so hält es absolut niemanden in den Hütten, auch nicht die Ares-Kinder. Wie gut das tatsächlich ist, wird sich allerdings noch herausstellen. Es besteht immer die Gefahr, dass unsere Geschwister oder irgendwer bemerken, dass wir nicht am abendlichen Zusammenkommen teilnehmen.
„Was ist mit der Hintertür?", frage ich leise.
„Sie scheint verschlossen, allerdings unbewacht. Aber Elias meinte ja, wir sollten wegen der Fallen vorsichtig sein."
„Hast du bis auf den Eberkopf welche entdeckt?"
May schüttelt den Kopf. „Aber mit dir werden wir ja Glück haben."
Mit dir werden wir ja Glück haben. Sieben magische Worte, die ich schon lange nicht mehr gehört habe. Ich weiß, sie sollen uns beiden Mut machen, doch bei mir bewirken sie das Gegenteil. Meine Beine werden schwer wie Blei, als hätte jemand Gewichte daran gebunden und erwartet nun von mir, in den East River zu springen und unbeschadet wieder herauszumarschieren.
Ich schenke ihr ein zuversichtliches Lächeln. „Natürlich. Dann los?"
May spart sich eine Antwort, in dem sie sich erhebt und geduckt die Seitenwand der Poseidon-Hütte entlang schleicht. Keine Ahnung, weshalb sie sich geduckt bewegt. In der Hütte lebt momentan ja niemand und nebenan bei Zeus auch nicht. Zusammen mit Heras Tempel sind es außerdem die einzigen beiden Gebäude, die nicht irgendeine Weihnachtsdekoration in ihren Fenstern stehen haben.
Leise husche ich ihr hinterher. Nicht so schnell, wie es mir lieb wäre. May ist zwar flink, aber nicht ansatzweise so gut wie ich. Versehentlich trete ich ihr in die Hacken und ernte dafür ein grimmiges Zischen. Das passiert eben, wenn man die Langsamen vorlaufen lässt.
„Sorry, aber könntest du vielleicht ein bisschen voranmachen?", bitte ich sie. Wir haben nicht ewig Zeit, wenn wir an unsere Waffen möchten.
„Ist ja gut!", flüstert May und biegt um die Ecke. Jetzt geht es nur noch geradeaus und an der Lücke zwischen den Hütten vorbei. Etwas kribbelt an meiner rechten Hand. Bevor ich zuschlagen kann, um die Mücke darin zu hindern, mein Blut zu trinken, halte ich jedoch inne. Das Tierchen ist größer als eine Mücke, schwerer und flauschiger. Eine Biene.
„Elias meint, die Luft ist rein", gebe ich die Information weiter. Links: Achtung, macht dass ihr davon kommt! Rechts: Alles gut, weiter!
Es ist die primitivste Art der Kommunikation, die uns auf die Entfernung zur Verfügung steht, aber auch die einzige und unauffälligste. Solange ich aus einem Reflex die Bienen nicht totschlage. Wie schlimm wäre das eigentlich für Elias? Mit Sicherheit wäre er nicht begeistert davon, seine Fingerkuppe einzubüßen.
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...