37.2 Ben

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Donnerstag, 25. Dezember 2009

Nachts herrscht eine seltsame Unruhe in Chthonian. Alles schläft oder tut zumindest so. Die Stille verstärkt die wenigen Geräusche. Jedes gedämpfte Lachen aus den Schlafsälen, jedes Räuspern wird zu einem Nadelstich in der Dunkelheit.

Im Zwielicht bin ich mir meines Atems und Herzschlags, allen Lauten meines Körpers, allen Beweisen, dass ich am Leben bin, übermäßig bewusst. Irgendwo scharren Schritte durch den Sand und ich höre das Rieseln der Körner, als Andrew das Gewicht von einem Bein auf das andere verlagert.

Die Schritte kommen näher. Ajala und ein weiteres Mädchen – ich glaube, sie heißt Zora oder so ähnlich - betreten den Trainingsbereich. Bei beiden handelt es sich um meine Mitbewohner aus Schlafsaal Nr. 1. Noch immer ist es mir ein Rätsel, weshalb ich dort untergekommen bin und May nicht.

Ich werfe einen Blick auf Andrews Armbanduhr. 03:00 Uhr. Wir übergeben den Mädchen unseren Wachposten und wünschen ihnen eine ruhige Schicht. Während wir den Trainingsbereich verlassen, steckt Andrew mich mit seinem Gähnen an.

Drei Stunden standen wir vor der Stahltür, drei Stunden lang ist nichts passiert, außer, dass die Geräusche abnahmen, je mehr Leute sich tatsächlich schlafen legten. Ich habe versucht, ein Gespräch anzufachen, doch Apollo-Kids sind im Winter kaum zu gebrauchen und erst recht nicht nachts unter der Erde. Also musste ich mich mit einsilbigen Antworten und einschläferndem Summen begnügen.

Ich falle nicht sofort in mein Bett, sondern begleite Andrew bis zum Waschraum der Jungen. Sein „Gute Nacht" geht in einem Gähnen unter und er trottet weiter. Kurz darauf vernehme ich das Scharren von Stahl auf Sand und das leise Klicken der Tür von Schlafsaal Nr. 3 - dem Raum, in dem Elias und Loa untergebracht sind.

Im Waschraum spritze ich mir Wasser ins Gesicht und fahre mir durch die Haare, um die Sandkörner loszuwerden. Egal, wie vorsichtig man ist, sie kriechen in jede Ritze und Falte der Kleidung. Gestern nach dem Training musste ich einen halben Strand aus meinen Schuhen gießen.

Aus dem Regal neben der Tür hole ich meinen Kulturbeutel und mein Schlafshirt. Nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, um den pelzigen Geschmack des Mitternachtskaffees loszuwerden, salutiere ich vor dem Spiegel.

„Fröhliche Weihnachten", murmle ich und streife die Vans ab. Ich will nachher niemanden wecken, indem ich mich im Dunkeln zu lange umziehe. Unnötiger Lärm, wenn Menschen schlafen, kann Freundschaften im Keim ersticken.

Die Leitungen antworten mit einem Zischen.

Ich schlüpfe aus dem Waschsaal und steuere den Schlafsaal an. Kurz vor der Biegung bleibe ich jedoch abrupt stehen. Werfe einen Blick über meine Schulter. Lausche.

Es ist still. Niemand außer mir hält sich in diesem Gang auf, Ajala und Zora halten ein gutes Stück entfernt Wache. Der Rest Chthonians schläft.

Morgen könnte ich sie dir zeigen.

Ich mache auf dem Absatz kehrt. Die Sandkörner bohren sich in meine nackten Sohlen, als ich an Schlafsaal Nr. 3 vorbeischleiche. Jetzt ist morgen. Und wenn nichts Ungewöhnliches hinter diesen Türen liegt, kann ich doch auch allein nachschauen, oder? Falls mich jemand erwischt, schiebe ich übertriebene Müdigkeit vor.

Die Türen zwischen den Schlafsälen lasse ich in Ruhe. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand auf Toilette muss oder doch etwas hört, ist zu groß. Aber jenseits der Krankenstation, ein Stück bevor der Gang erneut auf den Trainingsbereich trifft, gibt es ebenfalls Türen.

Dünne Risse ziehen sich wie Spinnweben durch die Betonwände in diesem Bereich. Ab und zu stechen graue Bröckchen aus dem roten Sand hervor. Die Räume hier fallen vermutlich unter die Kategorie „einsturzgefährdet".

Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy JacksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt