Dienstag, 30. Dezember 2009
Wieder träume ich von Wasser. Ich stehe auf einem flachen Felsen und um mich herum glitzert der Ozean. Mit jeder Welle, die gegen das helle Gestein brandet, benetzt mich ein feiner Sprühregen aus Salzwasser. Am Himmel kreischen Möwen und kleine dunkle Vögel schießen dicht über die Wogen hinweg. Schwalben? Ich drehe mich um die eigene Achse und entdecke, dass es sich bei meinem Stein nur um die Spitze einer Ansammlung von blank gewaschenen Felsen handelt, die sich von einer Steilklippe bis hierher ins tiefere Wasser erstreckt. Die Klippe besteht aus demselben hell marmorierten Gestein wie die Felszunge, weist jedoch grüne Flecken auf, die Pflanzen sein müssen, und schwarze, zu regelmäßig verteilte, die ich nicht zuordnen kann. Ich kneife die Augen zusammen. Sind das Fenster? Ich springe von Fels zu Fels, immer darauf bedacht, auf den nassen Steinen nicht den Halt zu verlieren. Auf dem Weg passiere ich die Überreste eines hölzernen Steges. Das hier muss früher ein Hafen gewesen zu sein, doch ich wage es nicht, zu tief ins Wasser zu blicken. Ethan und Samira könnten dort auf mich warten. Problemlos gelange ich an den Kiesstrand, der den unteren Rand der Klippe bildet. Als ich auf sicherem Boden stehe, lege ich den Kopf in den Nacken. Bei den schwarzen Flecken handelt es sich tatsächlich um in den Fels gehauene Rechtecke. Doch auch der Fels selbst wirkt oberhalb der ersten Reihe Schießscharten – denn etwas anderes können diese Fenster nicht sein – bearbeitet. Perfekt aufeinander abgestimmte Quader wachsen aus der Klippe und verleihen ihr zusätzliche Höhe. Ich laufe am Fuß der Klippe entlang, parallel zu den Mauerresten. Wenn es hier einen Steg gab, dann muss es einen Weg nach... da. Die Treppe frisst sich halb von einem Felsen verdeckt in den Steilhang, dort wo die Klippe abflacht und in von Gestrüpp und Kakteen bewachsenes Land übergeht. Zögerlich setze ich einen Fuß auf die blank getretene, erste Stufe. Das Ende der Treppe kann ich von hier unten nicht erkennen, doch nach einigen Stufen glaube ich, Schritte hinter mir zu hören. Ich drehe mich um, kann aber niemanden entdecken. Doch die Schritte erklingen weiter, nähern sich von unten. Als sie mich erreichen, weht eine kalte Brise durch meine Haare und ich schlage die Augen auf.
Loas Wohnzimmerdecke ist wie so viele Wohnzimmerdecken in einem langweiligen Weiß gestrichen, das nun im Licht der Straßenlaternen bläulich schimmert. Es erinnert an den Schnee, dem wir erst vor wenigen Tagen entkommen sind. Die karierte Tagesdecke ist von meinen Füßen gerutscht und bildet einen Haufen auf dem Teppich. Die Terrassentür steht offen und würziger Pflanzenduft weht in das Wohnzimmer, während ein Schatten versucht, einen der großen Blumenkübel zu erklimmen. Seufzend wickle ich mich in die Decke und trete zur Terrassentür. „Was treibst du da?"
Ben zuckt auf dem Blumenkübelrand zusammen, rudert mit den Armen und verliert gegen die Schwerkraft. Er plumpst auf die Terrasse, fängt sich jedoch mit einer halbwegs eleganten Rolle ab. „Von hier aus kann man es beinahe sehen."
„Was sehen?" Mit nackten Füßen trete ich auf die Terrasse und helfe ihm auf. Die Steine verströmen noch die Wärme des Nachmittags.
Er klopft sich den Staub von der Hose. „Die Quelle von diesem Geräusch. Aber es ist nicht wirklich ein Geräusch? Eher wie der Klang einer Farbe? Als würde hinter dem Meer die Sonne aufgehen, aber noch stechen nur die Strahlen hinter den Wellen hervor. Und die haben einen Klang."
„Bitte sag mir, dass du nicht unbeaufsichtigt an Elias' Verbandskasten warst. Ich bin ziemlich sicher, dass manches davon für Pferde bestimmt ist." Ich schwinge mich auf den Blumentopf und biege die Zweige des Busches auseinander. Ben rückt einen der Terrassenstühle neben mich und deutet geradeaus. „Von da."
Ich kneife die Augen zusammen. Jenseits der Straßenlaternen und Weihnachtsbeleuchtung, zwischen den Nachbarhäusern und Hotelblocks zeigt sich ein hauchdünner Streifen Meer. Aus der Küche dringt das Gelächter von Loa und Kyoya. „Sirenen?"
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Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...