Samstag, 27. Dezember 2009
Wir fahren seit Stunden. Während ich Seite für Seite umblättere, rast am Fenster die graubraune Landschaft vorbei. Die Bleistiftlinien verschmelzen mit dem Asphalt der Straße.
Mit dem Radiergummiende des Stiftes trommle ich auf das Notizbuch. Wichita, Colby, Denver. Erneut vergleiche ich unsere Strecke mit der Straßenkarte, doch die Namen tanzen auf dem Papier. Aspen, Avon, Rifle. Sie wollen nicht stillstehen, als würden die Atemgeräusche der Jungs und der Verkehrslärm sie zu einem wilden Ballett anfeuern. Great Junction, Fruita, Thompson Springs. Ich schließe die Augen und versuche mich zu konzentrieren, aber jemand rutscht auf seiner Kiste herum und ich kann nicht denken, kann keinen Plan festmachen, sie sind so verdammt laut und damit diese Strecke perfekt wird, brauche ich nur einen Moment Ruhe!
„Sollen wir durch Denver?", fragt Ben und ich zucke zusammen, weil sein Atem an meinem Ohr kitzelt. Er steht zwischen den Sitzen und weist auf die Schilder am Highwayrand. „Wir müssen uns bald entscheiden."
„Nicht durch Denver." Ich tippe mit dem Radiergummi dreimal auf den gelben Knoten im Straßennetz. Die Stadt liegt direkt neben einer Falz auf der Karte und das ständige Auf- und Zufalten haben sie weich und blass gemacht. „Der Verkehr dort wird uns aufhalten. Fahr daran vorbei, Elias."
Elias salutiert und wir wechseln die Spur. Die Geste könnte von Loa stammen. Sie besitzt die gleiche sarkastische Energie, doch Loa hat sie nie so müde ausgeführt. Kurz erwarte ich einen ihrer grässlichen Spitznamen, doch Elias schweigt.
Ich zerknülle den Gedanken an Loa zu einem kleinen, festen Ball und schleudere ihn weit von mir. Verräterin.
Also... an Denver vorbei und dann nach Salt Lake City. Dort Kyoya rausschmeißen. Wenn wir Glück haben und der Verkehr ebenmäßig fließt, müssen wir bis dahin nur zweimal tanken. Dann nichts wie vorbei am Yellowstone und über die Grenze. Das können wir schaffen.
Die Stimme eines Cowboys, der auf der Suche nach seiner verlorenen Liebe durch die Prärie reitet, dudelt durch den Wagen. Ich schlage Elias' Hand vom Radioregler weg. „Ich versuche, mich zu konzentrieren!", schnappe ich und stelle die Musik aus. „Das hier ist wichtig!"
„Komm runter, May." Ben hat sich nicht zurück auf seine Kiste gesetzt.
„Runterkommen?!" Ich funkle ihn an. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, versuche ich hier den sichersten und schnellsten Weg zu finden, damit wir nicht gefressen werden! Dafür brauche ich Ruhe!"
„Seit drei Stunden starrst du dieselben Flecken auf der Karte an." Ben zieht mir das Notizbuch aus dem Schoß und reißt dabei die Karte vom Armaturenbrett.
„Gib das wieder her!" Ich versuche es ihm abzunehmen, doch er dreht sich weg, bevor ich den Einband in die Finger kriege.
Hinter uns stöhnt Kyoya. „Bitte fangt jetzt nicht schon wieder an, zu streiten."
„Wenn ihr mich nicht permanent vom Arbeiten abhalten würdet, würden wir uns auch nicht streiten!", fauche ich. „Jetzt gib das wieder her, Ben!"
„Nein", erwidert Ben schlicht und seine Stimme bringt die Spannung in meinen Adern zum Knistern. „Du raubst uns mit deiner Kritzelei den letzten Nerv. Das bringt uns gar nichts!"
Ich springe auf, um ihm mein Notizbuch zu entreißen, doch der Sicherheitsgurt schleudert mich zurück in den Sitz. Ein Beben breitet sich in meinem ganzen Körper aus, während ich mich aus dem Gurt befreie und nach hinten schiebe. Ben ist größer als ich, aber das zählt im beengten Transporter wenig.
„Ernsthaft! Hört auf damit oder wollt ihr, dass wir einen Unfall bauen?!", fährt Kyoya dazwischen. Sind denn heute alle gegen mich?
„Er soll mir das Buch wiedergeben!", fordere ich. „Wenn ich die richtige Strecke nicht finde-"
DU LIEST GERADE
Arma posterosque cano - Eine MMFF zu Percy Jackson
FanfictionDer Titanenkrieg ist vorüber, Camp Half Blood war siegreich. Auf beiden Seiten kam es zu hohen Verlusten, doch nun muss man nach vorne in die Zukunft blicken. Doch geht das überhaupt? Zwar verfügen die Nebengötter nun über eigene Hütten und jeder De...