Damla
Ich fragte mich, wie viele Persönlichkeiten in einem Menschen stecken konnten.
Devran - war ein Rätsel für sich. Ein Labyrinth, worin man sich verlaufen konnte - ein Mysterium.
Mal war er ein Badboy, mal der Romantiker. Mal konnte ihm der Kragen platzen und mal war er der gefühlvolle Therapeut.
Das klang wirr, nicht wahr? Und jeden Tag stellte ich mich die Frage, welche Maske er sich heute aufsetzte.
Stumm folgte ich dem Romantiker. Heute bekam ich seine großzügige Seite zu Gesicht. Mein lieber Modeberater machte eine Shoppingrunde mit mir. Dabei ergingen mir nicht die gierigen Blicke, die sich auf Devran zogen. Kein Wunder, wenn man Slim-fit Hemden trug und jede Kontur seines Körpers präsentierte. Devrans Anwesenheit sorgte für Aufmerksamkeit. Er hat eine Aura, die ihm auch bekannt war. Ich log, wenn ich sagte, dass er schlecht aussah...„Ist mein Rücken schön, oder warum starrst du mich an?", unterbrach Devran plötzlich die Stille zwischen uns und meine Wangen begannen zu glühen. Ich könnte darauf schwören, dass er Augen am Rücken hatte.
„Laufe mit mir. Nicht hinter mir.", blieb er stehen und wartete darauf, dass ich ihn einholte.
„Wo bringst du mich hin?", ging ich keineswegs auf seine Frage ein.
„Wo ist dein Ring? Wenn wir draußen sind, wirst du ihn tragen.", mahnte er mich, anstatt mir zu antworten.
„Wo ist denn deiner?", fiel mir auf.
„Das geht dich nichts an.", gab er in einem arroganten Ton von sich.
„Gerechtigkeit ist wohl ein Fremdwort für dich."
Er lachte. Aber aus Wut, nahm ich an.
„Ich frage mich wirklich, was ich getan habe, dass ich mit dir geprüft werde. Will mein Schicksal meine Geduld testen?"
Keine besonderen Bemühungen musste ich eingehen, um Devran auf den Geist zu gehen.
„Vielleicht hast du jemandem etwas Ungerechtes angetan und dafür wirst du bestraft.", deutete ich damit auf mich.
„Wer von uns ist schon gerecht? Wir alle handeln bewusst oder unbewusst ungerecht.", behauptete Devran. Da schien er recht zu haben. Keiner war ein Engel.In das erste Geschäft bogen wir ab. Es kam mir bekannt vor. Mit meiner Mutter müsste ich vor langer Zeit einen Ladenbesuch gemacht haben.
„Willkommen, Herr Devran.", wurden wir freundlich vor der Eingangstüre begrüßt. Anscheinend war er ein bekannter Kunde.
„Haben Sie wie besprochen Teile für uns bereitgestellt?", fragte dieser. Wann hatten sie telefoniert? Er überraschte mich immer mehr. Mal schauen, welche Überraschungen mich heute noch konfrontieren werden.
„Natürlich. Für Ihre Ehefrau haben wir unsere besten Teile aus der neusten Kollektion ausgesucht."
Dabei wurde ich angeguckt. Tatsächlich waren wir Ehemann und Ehefrau. An die Änderung musste ich mich gewöhnen.
Wir wurden durch den halben Laden geführt und blieben an einer Sitzecke stehen. Die marmorierten Böden gefielen mir. Säulen im antik griechischen Stil dekorierten das Geschäft. Schwarze Leuchten hingen von der Decke herab. Klare, helle Räume. Den Innenarchitekten könnte man loben.Keine weitere Kunden waren anwesend, obwohl der Laden äußert groß war. Seltsam.
Devran ließ sich auf das Ledersofa fallen und lehnte sich gelassen zurück, während mich die Angestellte beriet.
„Die Herbstkollektion ist vor Kurzem eingetroffen. Das Wetter wird fühlbar kühler. Den Pullover aus Kashmir ist Favorit. Es ist vielfältig kombinierbar und ist in zwei weiteren Farben erhältlich."
„Nicht schlecht.", nahm ich es näher in Betracht. Das nächste Teil wurde mir präsentiert. So ging es weiter, bis Devran gelangweilt aufstand.
„Das geht auch schneller.", stellte er sich zwischen der Beraterin und mir. Verwirrt blickte sie Devran an.
„Gefällt es dir?", deutete er auf die Bluse.
„Ja, ist ganz-"
„Wir nehmen es auch in schwarz mit.", schnitt er mir ungeduldig das Wort ab.
„Wie ist das? Auch in Ordnung. Nehmen wir mit.", prüfte er die Hose. Ich hielt mich im Hintergrund auf und mein Modeberater fiel die Entscheidungen für mich.„Das ist zu kurz.", legte er das Seidenkleid zur Seite.
„Hm, gefällt mir nicht... Ja, kann man mitnehmen... No go... In Ordnung.", ging Devran die Kollektion durch. Verwundert verfolgte ich ihn dabei, sowie die Angestellte. Man könnte denken, er richtete seinen eigenen Kleiderschrank ein. Sein Gefühl für Mode war nicht schlecht, zugegeben. Aber warum wurde ich mitgekommen, wenn Devran den Einkauf machte?
Im Geschäft schaute er sich ebenfalls um und wurde fündig. Dann erfuhr ich, dass Devran den Laden für unseren Besuch schließen ließ und deswegen keine weiteren Kunden aufkreuzten. Mit einem Kassenzettel, der länger als meine Vorlesungsaufschriebe war, verließen wir das Geschäft. Nach weiteren Ladenbesuchen landeten wir in einem italienischen Restaurant.
DU LIEST GERADE
Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...