94 - der Verräter

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Als ob es gestern war, erinnerte ich mich an den Tag, an dem ich Envers besucht hatte, um mich über Demir zu erkundigen.
Zuhause angekommen, erfuhr ich von der mysteriösen Post. Demirs letzte Nachricht an mich erreichte mich. Total aufgewühlt fand ich Umut auf.
Wir schauten uns Bauunternehmen Atahan näher an und brachen ein. Und an dem Tag, änderte sich mein Leben. Dann lernte ich Devran Atahan kennen...

„Damla?", unterbrach Enver die Stille. Ich blickte auf ihn hinauf. Aufgewühlt fuhr er über das Gesicht. In einer doofen Situation befand er sich. Die Schwester seines besten Freunds war die Partnerin eines Verbrechers.
„Du versuchst mich zu bestechen. Allein das Angebot ist ein Grund zur Festnahme."
Ich wusste, dass er eine Schwäche für mich hatte.
„Bist du mit deinen Ermittlungen schon so weit, dass du Demirs Aufenthaltsort gefunden hast?", fragte ich provokant. Er brannte für die Informationen. Er brauchte sie dringend.
„Viel Zeit hast du nämlich nicht. Wenn Devran eingreift, werdet ihr die Möglichkeit verpassen, einen großen Drogenboss festzunehmen. Ihr hättet euren Kollegen gerettet und einen Kriminellen festgenommen.", versuchte ich den Deal schmackhafter zu machen.

„Es ist keine leichte Entscheidung Damla! Wenn das Gespräch auffliegt, wirst nicht nur du Schwierigkeiten haben."
Er hatte Recht. Dass ich mich auf dünnem Eis befand, war mir bewusst. Mit großen Augen blickte ich ihn an. Devran wird dich umbringen, hätte ich am liebsten gesagt.
„Ich brauche Zeit zum Denken. Mit meinen Ermittlungen bin ich sehr weit."
„Wir haben keine Zeit mehr. Entscheide dich schnell."
„Wieso bist du nicht früher zu mir gekommen Damla? Alles hätte anders sein können."
„Vielleicht musste alles so sein wie es ist.", sagte ich und stand auf. Die Vergangenheit konnte man nicht mehr verändern.

Ich machte mich auf den Rückweg. Das schlechte Gewissen in mir lastete auf meinen Schultern. Es bedrückte mein Herz und meine Seele.
Manchmal war der schwierige Weg der einzige.
Ich hoffe Devran kann mir verzeihen. Mehrmals hat er versucht mich zu erreichen. Ohne ihn anzurufen fuhr ich nachhause.

Im Untergeschoss wartete er auf mich. An der Terrassentür stand er angelehnt. Beim nächsten Schritt drehte er den Kopf in meine Richtung.
„Mach das nie wieder.", stieß er kühl aus. Erstarrt blieb ich stehen. Wusste er, dass ich bei Enver gewesen war?
„Was?", fragte ich vorsichtig. Ich musste mich mental auf das Gespräch vorbereiten. Nervös klammerte ich mich an meiner Jacke, die ich ausgezogen hatte. Devran nahm meine Jacke und legte sie zur Seite.

„In der Früh bist du weggegangen, ohne etwas zu sagen. Meine Anrufe nimmst du nicht an. Und dann fährst du zur Polizei. Was ist deine Absicht Damla? Was hast du dort zu suchen?", wurde sein Ton immer härter. Ich hätte wissen müssen, dass mich Devran jederzeit orten konnte. Seinen Augen wich ich aus. Die Musterung auf dem Fußboden betrachtete ich.
„Ich konnte nicht schlafen."
„Schau mir in die Augen, während du mich ansprichst.", forderte Devran. Tief atmete ich durch.
„Können wir uns hinsetzen und beruhigen?", fragte ich.
„Nein, du sagst mir auf der Stelle was los ist.", umgriff er meinen Oberarm. Wo sollte ich anfangen zu erzählen?

„Devran, vorab möchte ich dir sagen, dass ich alles für uns gemacht habe."
„Mache ich nicht genug für uns? Zweifelst du an mir Damla?"
Die Anspannungen in der Luft bedrängten mich. Worauf Devran hinaus wollte, war mir klar. Streit wollte ich nicht auslösen.
Ich nahm Devrans Hände in meine, strich liebevoll über den Handrücken und blickte tief in seine Augen.
„Devran... Ich liebe dich. Niemals würde ich bewusst etwas Schlimmes tun."

Die Worte besänftigten ihn etwas.
„Ich liebe dich auch Damla, aber ich will wissen was los ist."
Wir setzten uns hin. Ungeduldig wartete Devran, dass ich anfing zu reden.
„Wieso bist du zur Polizei gegangen?"
„Ich habe mit Enver gesprochen."
Entsetzung spiegelte sich in seinem Gesicht.
„Was? Du hast - was!"
„Es gibt eine Lösung aus dem Durcheinander rauszukommen!"
„Sag sofort, was du Enver erzählt hast!", wurde Devran lauter. Mein Gewissen begann mich zu quälen. Als Verräterin wurde ich angesehen.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt