20 - Vollmond

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Gedankenversunken schaute ich aus dem Fenster raus.
Ich konnte es immer noch nicht wahrhaben, dass ich auf dem Weg war eine Straftat zu begehen.
Das schwere Gefühl auf meiner linken Brusthälfte war immer noch nicht vergangen. Mein Herz zog sich förmlich zusammen.
Das Ertönen meines Handys unterbrach im nächsten Moment die Stille im Wagen.
Reflexartig blickte ich runter auf den Display und schaute nach wer mir geschrieben hatte.
Es war Umut.
Ich vertraue dir, du schaffst es. Habe keine Angst.
Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Er wusste, dass heute der Einbruch stattfinden würde.
Seine Worte gaben mir, wenn auch nur ein bisschen Kraft. Ich musste das durchziehen. Eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. Ich musste es mit bester Leistung abschließen.

„Wir sind gleich da. Handys werden im Auto gelassen.", machte mich Devran aufmerksam.
Nachdem ich Umut eine Nachricht geschickt hatte, legte ich mein Handy wieder weg.
Wir fuhren den Hügel hoch. In Kürze würden wir ankommen.
Oh Gott, ich glaube mein Herz wird nicht zur Ruhe kommen.
Etwas später kam der Wagen zum Stehen. Bisschen weiter von Dursuns Villa hatten wir geparkt.
„Wir werden etwa 300 Meter durch den Wald zu der Villa laufen.", teilte Devran mit und stieg aus. Ich setzte mein Rucksack auf und verließ auch den Wagen.
Kurz schaute ich mich um. Ein Nieselregen ließ sich von den Wolken herab. Toll, das hatte noch gefehlt. Ich hoffe der Wald war nicht matschig.

„Devran?", fiel mir eine Frage ein, während er sich mit den Männern unterhielt.
„Ja?", gab er mir seine Aufmerksamkeit.
„Es hat angefangen zu regnen. Wenn wir durch den Wald laufen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht auf matschige Stellen treten. Wir könnten Abdrücke in der Wohnung hinterlassen."
Kurz dachte er nach.
„Wir werden es schon irgendwie schaffen.", meinte er gelassen. Er nahm alles auf die leichte Schulter!
„Ist dir bewusst, dass das ein Nachteil für uns sein könnte?", fragte ich fassungslos.
„Damla! Sei mal ruhig!", versuchte er mich zu Ruhe zu bringen und kam näher.
Tief zog ich die Luft ein. Die Unruhe in mir zerriss mich!
„Ich weiß, dass du aufgeregt bist und Angst hast. Es wird aber nichts passieren! Ich will, dass du dich beruhigst! Auf dich wird heute am meisten aufgepasst.", versuchte er mir einzureden und hielt mich an der Schulter fest.
Kurz blickte ich zwischen Devran und seiner Hand. Er nahm sie wieder runter und wandte sich zu den Männern.

„Hört jetzt alle gut zu!", rief er in die Menge. Alle drehten sich abrupt zu Devran.
„Heute-", fing er an zu sprechen und schweifte mit dem Blick durch die Menge. Bei mir blieb sein Blick kurz hängen.
„wird euer Auge am meisten auf Damla gerichtet sein!", beendete er sein Satz. Als ich daraufhin angeguckt wurde, durchging ein unangenehmes Gefühl durch mir.
„Nicht mal ein Haar von ihr darf ein Schaden abbekommen! Habt ihr es verstanden?", forderte er mit voller Ernsthaftigkeit. Die Pistole in seiner Hand klickte danach.
Die Männer nickten.
Hatte er das gemacht, um mich sicherer fühlen zu lassen? Die Forderung hatte nicht wirklich etwas in mir bewirkt. Oder doch. Ein unauffälliges Lächeln ging in meinem Gesicht auf. Devran versuchte mich zu beruhigen und sicher fühlen zu lassen. Er schien meine Angst zu verstehen.
Dann hoffen wir mal, dass nicht mal ein Haar von mir ein Schaden abbekommt. Auch, wenn hier hundert Männer um mich wachen würden, hätte ich mich unsicher gefühlt. Es ging nicht darum, wie viele Leute auf mich aufpassten, sondern, dass ich Teil eines Einbruchs wurde...
„Es geht los!", gab Devran Bescheid und drehte sich um. Wir folgten ihm. Der Spaß begann.
Ich setzte mich in Bewegung wurde von den Männern umzingelt.
Mit voller Vorsicht gingen wir zum Zielort.

Mein Herz begann immer schneller zu schlagen. Die halbe Strecke hatten wir hinterlegt. Dursuns Villa kam zum Vorschein. Seine Wachen standen wie erwartet um der Villa rum. Neun Leute waren es insgesamt. Noch zwei Minuten bis 23 Uhr. Dann wird Schichtwechsel stattfinden. Und wir werden reingehen.
Vier Männer von uns verteilten sich um die Villa. Sie hatten die Waffen mit der speziellen Betäubungskugel.
Irgendwann blieben Devran und ich mit den restlichen sieben Männern stehen.
Ich hielt den Atem an und wartete angespannt, dass es 23 Uhr wurde.
Die letzten zehn Sekunden.
10
9
8
7
6
„Bist du bereit?", wandte sich Devran leise zu mir.
Ich nickte.
„Gut.", sagte er und wagte den Schritt weiter.
Wir waren wirklich auf dem Weg zur Villa!
Die Zeit begann! Vierzig Sekunden nur noch! Ich rannte um mein Leben. Devran war vor mir. Seine Männer gaben mir Deckung. Jetzt waren wir schutzlos. Den Wald hatten wir verlassen. Es folgten etwa 100 Meter bis zur Villa

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt