46 - zerrissene Seele

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Es wurde geredet über uns und das fühlte ich tief in mir. Devran, der starr geradeaus blickte und mir keine Beachtung schenkte, war es auch bewusst. Ich hatte uns in eine scheiß Situation gebracht und bereute es jetzt schon. Ich sollte ihn einfach wegfahren lassen. Wieso hatte ich mich auf Gamze eingelassen? Was machst du wieder Damla?
Damla mit einem anderen Typen an der Seite, nachdem sie mit Görkem besichtet wurde und davor rumgesprochen wurde, dass ich etwas mit Kaan zutun hätte. Menschen mochten es über andere zu reden, ich lieferte ihnen Redematierial. Mein Leben war wohl so interessant für sie, dass sie über mich sprachen. Ich fühlte mich wie im Film.
An der Sitzecke, wo meine Freundesgruppe auf mich wartete, nahmen wir Platz. Herzlich wurden wir empfangen. Es war schon voll, doch uns wurde noch schnell Platz geschaffen. Dicht aneinander setzten Devran und ich uns hin.

„Schön dich zu sehen Damla.", drehte sich Ayden zu mir.
„Ja, lang nicht mehr gesehen.", sagte ich.
„Ich stelle die Runde mal kurz vor. Also neben Damla ist Ayden, Pelin, Fatih unser Clown, Asaf, Yaren und Tolga.", stellte Gamze vor.
„Muss ich mich unbedingt vorstellen?", fragte Devran leise, dass ich es nur hörte. Von seiner Stimme hörte ich, dass er jetzt schon keine Lust auf die Feier hatte. Warum hatte er überhaupt zugesagt?
„Wäre nett.", antwortete ich.
„Und ich bin Devran.", gab er die einzige Info über sich.
Wir hielten immer noch Hände, fiel mir auf. Räuspernd löste ich den Griff und Devran ebenso.

„Wollt ihr was zu essen oder trinken? Das Buffet ist gleich vorne rechts.", machte Gamze uns aufmerksam.
„Soll ich uns etwas zu Trinken bringen?", fragte mich Devran.
„Wenn du willst."
Daraufhin verließ er den Platz und ging zu den Getränken. Verwundert schaute ich ihm nach.  Er hatte sich plötzlich in ein Gentleman verwandelt. Seine Rolle spielte er gut.
„Ihr passt so gut zusammen! Wieso hast du uns nie etwas erzählt?", gab Ayden neben mir erfreut von sich.
„Ja! Vom Nahen sieht er ja viel besser aus, wie auf Fotos.", meinte Gamze.
„Gamze. Er ist schon vergeben.", warnte Yaren sie.
„Ich will ihn ja nicht wegnehmen. Aber das stimmt doch.", verteidigte sie sich. Über Gamze konnte ich nur lachen.
„Habt ihr gesehen, wie Bahar euch angeguckt hat? Voller Neid. Hab ein Auge auf ihr!", sagte Yaren. Bahar war eine alte Klassenkameradin von mir, die ich nicht besonders mochte.
„Was sucht sie hier?", fragte ich.
„Frag nicht. Irgendein Depp hat sie mitgenommen und ich konnte sie vor der Tür schlecht wegschicken.", erklärte Gamze.
„Bestimmt hat sie ein Auge auf dein Freund.", behauptete Yaren.
„Übertreibt nicht.", ging mir die Diskussion auf die Nerven.
Als Devran kam, verstummten die Mädels wieder. Dankend nahm ich mein Getränk entgegen, das irgendein blaues Fruchtcocktail war.

„Ihr seid zur richtigen Zeit gekommen. Wir werden Tabu spielen und dieses Mal werde ich gewinnen.", sprang Fatih euphorisch vom Platz auf und holte das Spiel aus der Ecke. Fatih war wie immer so überdreht. Skeptisch musterte Devran ihn an.
„Ohh, darauf habe ich den ganzen Abend gewartet.", meine Asaf.
„Teilen wir uns am besten in Zweiergruppen auf.", schlug Tolga vor.
„Na gut. Dann sind Asaf und Tolga ein Team, Fatih und Yaren, Ayden und Pelin und Damla und Devran. Und ich bin der Zeitwächter.", bestimmte Gamze anhand der Sitzordnung, womit alle einverstanden waren.
„Spiele? Euer ernst?", fragte Devran. Dass der Herr nicht darauf stand, dachte ich mir schon.
„Ja, sonst wäre es langweilig. Limbo haben wir auch zur Auswahl, aber Fatih wäre nicht dafür, denke ich.", sagte Gamze, wonach die Gruppe in Gelächter verfiel. Zuletzt landete Fatih bei Limbo im Wasser.
„Wenn du nicht willst, dann kann ich mit Gamze eine Gruppe bilden.", schlug ich vor.
„Oder hast du Angst zu verlieren?", fragte Tolga provokant aus der Ecke.
„Ich bin ein schlechter Verlierer, das weiß Damla auch.", sicherte Devran. Oh ja. Devran bekommt was er will. Schlagwort: Hacker.
„Ja, an deiner Stelle hätte ich Angst.", stärkte ich Devrans Aussage, ohne zu wissen, wie gut er in Worte erraten war.

Der Kartenstapel wurde in der Mitte positioniert und die erste Gruppe begann. Tolga fing an das Wort Lehrer zu beschrieben, was er gut hinbekommen hatte. Am Ende der Runde hatte Asaf fünf Worte erkannt. Es ging weiter und die Mädels waren dran. Sie hatten nicht so Glück und blieben bei drei Lösungen.
Irgendwann kam die Reihe zu uns. Ich war gespannt wie es ablaufen würde und verkrampft war ich auch noch. Dass Devran mein Komplize an der Feier teilnahm, war mehr als seltsam. Er fing an die Worte zu erklären und ich musste sie erraten.
Nachdenklich guckte er auf die erste Karte, die er gezogen hatte.
„Was ist das Gegenteil von eckig?", fragte er.
„Rund?"
„Genau. Was ist rund und leuchtet im Himmel?"
„Sonne?"
„Das andere."
„Mond!"
„Ja!", legte er die Karte weg und nahm die nächste.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt