44 - Geborgenheit

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Devran, 2.08.
Kämpfer zu sein, bedeutet nicht immer stark zu sein. Ein Kämpfer kann auch mal versagen oder verlieren, aber aufgeben, tut er nie.
Denn wenn du aufgibst, dann bist du ein Verlierer. Einen Kämpfer von einem Verlierer unterscheidet sein Mut und Wille. Der Kämpfer steht auf, egal wie oft er gefallen ist.
‚Wie oft bist du gefallen?', stelle ich mir die Frage. Zu oft. Aber ich muss wieder aufstehen. Wenn ich falle, werde nicht nur ich fallen. Ich bin nicht nur ein Mann, ich bin der Anhaltspunkt mancher Menschen. Wenn ich aufgebe, werde ich egoistisch sein. Ich darf nicht so egoistisch sein und zulassen, dass wegen mir weitere Menschen fallen. Wach auf Devran! Wenn die Welt nicht gerecht ist, dann sei du der Richter in deiner Welt. Steh auf, falle so oft du fällst, aber gib nicht auf...

Ich klappte mein Notizblock zu und stand vom Tisch auf. Jedes Mal tat es mir gut zu schreiben, weil ich nicht über meine Gefühle reden konnte. Sie sammelten sich in mir, bis ich nicht mehr konnte und schreib sie anschließend nieder.
Du bist mein größter Anhaltspunkt. Ist das dir klar? Wenn du fällst, werde ich auch fallen, fielen mir Damlas Worte ein. Ach Damla, wieso bist du mir nur begegnet? Ohne dich war das Leben leichter. Dieses Mädchen schaffte es sich in meine Gedankenwelt zu schleichen. Ich hatte sie in mein Leben reingezogen, also musste ich mit dieser Entscheidung klarkommen.

Im nächsten Moment klopfte es an der Tür und Serkan trat in mein Arbeitszimmer rein. In Sekundenschnelle packte ich mein Notizblock weg.
„Ich habe die Informationen gefunden, die du wolltest. Der Ordner ist fertig.", informierte Serkan mich.
„Dann lass uns ein Blick darauf werfen.", nahm ich es entgegen.
Unser Ordner Mansur Bahtiyar war bereit.
„Es ist schwierig Informationen über den Drogenboss zu finden. Er lebt in der Unterwelt und die wenigsten wissen von seiner Existenz. Man sagt, dass alle Polizisten, die auf seine Spur gekommen sind, verschwunden sind, oder tot aufgefunden wurden. Das heißt, dass er überall Spitzel hat, sogar bei der Polizei. Er arbeitet mit vielen Geschäftsmännern wie er aus dem Ausland zusammen, die ihn nochmals mit Schutzgeld bewachen. Iwan Danilow ist einer seiner größten Geschäftspartner, ein mächtiger Casino Besitzer aus Moskau. Sein Clan trägt den Namen Keskin Nişancılar (die Scharfschützen) und viele kleinere Clans gehören ihm an. Die Karacans zum Beispiel. Ihr Ziel ist es die ganzen Mächte aus Istanbul zu besiegen und den Verbund von Hamed Khalil zu lösen. Deine Familie und wir sind also auch betroffen. Langsam wollen sie in unser Verbund eindringen. Gestern bekam ich noch die Nachricht, dass Koray Özel zwei Angestellte abgeknallt hat, weil er sie als Spitzel hielt.", fasste Serkan zusammen.

„Das hatte ich mir schon gedacht. Zelal hat für heute Abend eine Besprechung organisiert und wird wohl das Thema ansprechen."
„Es ist uns ein Vorteil, dass unser Verbund und wir hinter der selben Person her sind. Der Verbund will zunächst die Karacans aus dem Weg räumen. Bahtiyar ist ein komplizierter Kandidat. Um an ihn zu kommen, müssen wir noch viel recherchieren und Pläne aufstellen."
„Das weiß ich Serkan... aber den Täter haben wir schon mal. Ich werde noch die Unterlagen meiner Mutter anschauen, worin wichtige Informationen sind."
„Abi, wieso geben wir nicht den Ordner deiner Mutter einfach bei der Polizei ab? Dann wäre alles leichter und wir hätten uns viel Zeit und
Kraft gespart.", schlug Serkan auf einmal vor.

„Die Polizisten kennen nicht die Regeln der Unterwelt. Die Ungerechtigkeit hier, können nur wir regeln! Willst du, dass weitere Polizisten wegen dem ehrlosen Hund sterben? Unser Land braucht die Polizisten für wichtigere Fälle. Außerdem ist Bahtiyar gut vernetzt. Seine Nachfahren würden regieren, wenn Bahtiyar im Knast landen würde. Wir müssen die Parasiten bis zur Wurzel reinigen! Jeder, der auch nur ein bisschen mit den Scharfschützen zutun hat, muss vernichtet werden.", machte ich klar.
„Ich weiß wie ehrgeizig du bist, aber ist das nicht eine Nummer zu groß für uns? Die Karacans gehen und als nächstes kommt ein weiterer Clan. Gegen welche sollen wir ankämpfen? Diese Unterwelt ist so - Legenden entstehen und Legenden sterben wieder.", versuchte Serkan mich abzuhalten.
„Sag mal, hast du Schiss? Was ist auf einmal los mit dir Bruder? Du bist Serkan Yılmaz, bist an der Seite der Atahans. Es ist nicht einfach ein Teil von uns zu werden. Ich habe dich angenommen, weil ich das Potenzial in dir gesehen habe. Unterschätze nicht unseren Clan, wir sind sicher. Weißt du in wie vielen Vierteln wir Männer haben?", wollte ich wissen. Serkan lachte auf.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt