25 - schön und einfach

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Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen.
Mit einem breiten Lächeln fuhr ich in die Einfahrt ein und brachte das Auto irgendwo zum Stehen. Dass ich dumm geparkt hatte, machte mir gerade nichts aus. Die Männer vor der Türe schauten mich dabei komisch an.
Aufgeregt sprang ich vom Beifahrersitz auf und ging mit zügigen Schritten zur Haustüre.
„Ihr habt mich sicherlich vermisst.", gab ich ironisch von mir, als ich vor der Tür stehen blieb und klingelte. Das letzte Mal hatte ich die Türe zugeknallt und die Männer dumm angemacht.
„Willkommen Frau Damla.", grüßte mich ein Wachmann. Wo blieb Devran? Wieso ging die Türe nicht auf?
„Devran?", rief ich ungeduldig und hämmerte gegen die Haustüre. Die Männer nahmen wieder ihre starre Haltung ein, doch ihre verwirrten Blicke entgingen mir nicht. Ich wusste, dass ich manchmal seltsam sein konnte. Aber ich hatte gute Neuigkeiten mitgebracht und konnte nicht still stehen.

Die Tür ging endlich auf.
Wie verwurzelt blieb ich stehen. Devran sah heute viel müder als gestern aus. Seine Mandelaugen wirkten angeschwollen. Mit strengen Gesichtszügen blickte er mich an, als ob ich ihn aus dem Schlaf geweckt hätte, oder so.Unsicher betrat ich das Haus.
„Ehm, störe ich? Oder-"
„Es ist fünf Uhr Damla. Wo bleibst du?", unterbrach er mich angespannt und drückte das Glas in seiner Hand fester. Seine Handknöchel traten weiß hervor. Ich glaube die schlechte Laune lag nicht an mir. Sie müsste schon viel früher aufgetreten sein.
„Tut mir leid, dass ich noch eine Vorlesung heute, wovon du Bescheid wusstest und ich danach Demirs Wohnung durchsucht habe."
„Und mein Anruf hast du ignoriert, oder was?", warf er vor und drehte sich um. Wir gingen ins Wohnzimmer.
„Wann hast du mich angerufen? Tut mir leid, mein Handy war auf stumm!", machte ich klar und schaue nach. Tatsächlich, er hatte mich vor zwei Stunden angerufen.
„Sorry, ich hab's verpeilt.", entschuldigte ich mich. Ich wusste nicht welche Probleme Devran gerade hatte, doch er wirkte angespannt und unruhig.

„Schon okay.", meinte er und setzte sich hin. Schon okay? Und deswegen hat er mich angemotzt?
Müde atmete er aus und fuhr über das Gesicht. Gedankenversunken blieb sein Blick in der Ferne hängen.
„Was hast du dabei?", fragte er danach und deutete auf den Umschlag in meiner Hand.
„Ich dachte, dass ich heute nichts finden werde, aber mein Bruder hat doch etwas hinterlassen.", fing ich an zu erzählen und machte den Umschlag auf. Als er das gehört hatte, widmete er seine Aufmerksamkeit plötzlich mir.
Der Ordner kam zum Vorschein. Wie ein Schatz präsentierte ich es ihm.
„Demir hatte einen Informanten. Und das ist sein geheimer Ordner.", teilte ich mit. Er hatte es zwischen den T-Shirts im Kleiderschrank versteckt. Den Schrank hatte ich nicht durchsucht. Kurz, bevor ich gehen wollte, war es mir aufgefallen.

Überrascht nahm er es entgegen und blätterte durch. Es ging um einen Jugendlichen Namens Behzat Izci.
„Für welche Informationen hat er mit Demir zusammengearbeitet?", fragte Devran.
„Für den Drogenhandel und die Verbreitung krimineller Organisationen in den hintersten Gassen der Stadt. In den Straßen, die von korrupten Polizisten bewacht werden, in denen junge Menschen wie von Magneten in die dunkle Welt gezogen werden. Traurig, oder? Ihre Hilflosigkeit wird für dreckige Geschäfte ausgenutzt."
„Wach auf Damla. Das ist nur die Spitze des Eisberges. Das ist die Wahrheit der Hintergassen Istanbuls.", kommentierte Devran, während er sich die Berichte durchlas. Mir war schon klar, dass in den Ghettos krumme Geschäfte durchgeführt wurden und jungen Menschen die Zukunft aus den Händen genommen wurde.
„Enver, der Kollege und Freund meines Bruders hatte mir mal gesagt, dass es mein Bruder auf eine kriminellen Organisation abgesehen hatte. Mein Bruder habe es vor jedem verheimlicht und er schiene ein eigenes Problem mit ihnen zu haben. Es ginge in der Akte um Drogenhandel, Menschen- und Waffenhandel und noch weiteren Dingen... Mein Bruder hat irgendwann, irgendwie herausgefunden, dass die Sterbeurkunde gefälscht wurde, das hat er im Video erwähnt. Dann hat er nach den Mördern unserer Väter gesucht und deswegen wurde er womöglich zuletzt in der Baufirma Atahan gesichtet. Vielleicht hat er jemanden aus dem Unternehmen über den Mordfall befragt... Ich glaube unsere Väter haben zusammengearbeitet, um einen gefährlichen Mafioso festzunehmen. Mein Vater war der Anwalt, der dem Staat die Informationen lieferte und dein Vater war wohl entweder sein Informant, oder Mandant, der geklagt hat.", fügte ich hinzu.
Devran ließ die Worte auf sich wirken.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt