Ich war dabei die Hecken im Garten zu gießen, während ich eine Kippe rauchte.
Aus Langeweile verwandelte ich mich langsam zu einem Renter. Ich fühlte mich schon wie ein alter Mann, der zuhause nichts besseres zutun hatte, außer sein Garten zu pflegen. Zum Training konnte ich auch nicht gehen, was mir sehr fehlte.
Yaman wollte auch nicht, dass ich Homeoffice machte und schlug vor, dass ich die Zeit damit ausnutzen sollte, bisschen runterzukommen.
Der Messerstich machte sich bei jeder Bewegung spürbar. Trotzdem hatte ich keine Lust zuhause zu gammeln. Ich war nicht daran gewöhnt nichtsmachend rumzusitzen.Ich war nicht länger allein. Siyah tauchte hinter einem Baum auf und kam miauend auf mich zu.
Lass mich raten, du willst wieder Aufmerksamkeit? Seitdem ich verletzt war, kümmerte sie sich mehr um mich. Das Tier spürte meinen Schmerz allmählich. Es wollte mich keine Sekunde allein lassen.
Ich ließ den Gartenschlauch runter und nahm Siyah hoch. Das gefiel ihr natürlich. Sie fühlte sich sofort wohl und schmieg sich an mich. Das merkte ich an ihren Ohren, die nach vorne und dabei leicht nach außen gerichtet waren.„Was willst du schon wieder? Du warst doch vorhin bei mir. Vermisst du mich so sehr?", führte ich Gespräche mit ihr und setzte mich hin. Die Zigarette drückte ich aus.
Siyah schnurrte und legte sich auf mein Schoß. Sanft kraulte ich über ihr weiches Fell. Ich könnte Stunden mit meiner Katze verbringen. Es war beruhigend, mich einfach mal nur um Siyah zu kümmern. Sie wollte nur Aufmerksamkeit von mir. Beziehungen mit Tieren zu führen war leichter, als Beziehungen mit Menschen zu führen. Ab und zu spielte Siyah zwar die Diva, aber sie wusste trotzdem, dass ich hier der Boss war.Von drinnen hörte ich ein Klingeln. Ein Blick auf eine Armbanduhr verriet, dass Ferhat gekommen war. Vor einer Stunde hatten wir telefoniert und uns verabredet.
Serkan führte ihn zu mir.
„Hallo Devran, schön dich zu sehen.", trat Ferhat auf den Garten.
„Hallo, nimm Platz.", deutete ich auf den freien Stuhl gegenüber mir.
„Hast du deine Katze? Wusste ich gar nicht.", bemerkte er beim Hinsetzen. Siyah hatte er nie gesehen, daher kannte er sie auch nicht.
„Seit Jahren schon. Seitdem ich in Bolu war, begleitet sie mich.", erklärte ich. Siyah wälzte sich und kam wieder auf vier Pfoten. Neugierig erhob sie den Kopf und musterte unseren Gast an.
„Wird Zeit zu gehen Siyah.", ließ ich sie runter, damit ich in Ruhe mit Ferhat reden konnte. Sie tapste wieder rein.„Gute Besserung Devran. Was ist passiert? Ich war schockiert, als ich gehört habe, dass du im Krankenhaus warst.", öffnete er das Gespräch.
„Etwas komplizierte Geschichte... ich wurde am Bauch erstochen.", erklärte ich.
„Was? Hat dich jemand verfolgt? Wie konnte das passieren?", richtete er sich bekümmert auf.
„Mich hat niemand verfolgt. Wollte nur einer Frau in Not helfen, die von Straßenjungs belästigt wurde und es hat mit einer Messerstecherei geendet.", sprach ich die halbe Wahrheit aus. Naja, ein Teil war erfunden, aber die Tatsache musste keiner wissen.
„Damit hätte ich nicht gerechnet. Du musst aufpassen, diese Straßenjungs sind verrückt. War selbst einmal einer. Die Straße ist nicht ungefährlich... Muss dich aber loben. Für eine unbekannte Frau hast du dein Leben auf's Spiel gesetzt.", gab er überzeugt von sich. Unbekannt war sie ja nicht. Es war Damla gewesen.
„Was auch immer passiert ist, ist passiert. Mir geht es gut und ich stehe wieder auf Füßen.", sicherte ich.Im nächsten Moment bekam Ferhat einen Anruf. Als er den Anrufer sah, erweiterten sich kurz seine Augen. Scheint so, als ob eine ungewollte Person angerufen hätte.
„Ich muss kurz ein Gespräch führen.", verließ Ferhat sein Platz.
„Solange gehe ich uns kurz etwas zum Trinken holen.", teilte ich mit, damit er in Ruhe reden konnte.
Hustend ging ich Richtung Küche. Das waren Anzeichen vom Rauchen. Ich mache meine Gesundheit bewusst kaputt, das war mir klar. Irgendwann werde ich schon aufhören. Wann aber dieses irgendwann war, wusste ich nicht.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...