65 - neues Ich

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Weil ich dich nicht nur von meinen Feinden, sondern auch vor mir schützen muss Damla!

Wie konnten Worte dermaßen einwirksam sein? Wie eine meterhohe Welle, die mich erfasste, überrumpelte mich ihre Last.
Der Satz wiederholte sich mehrmals in meinem Kopf. Das Gefühl glich einem Fremdkörper in meinem Hirn, wogegen meine Zellen  protestierten.
Die Wucht der Worte raubten mir den Atem. Blieb die Zeit stehen, oder weshalb konnte ich mich nicht vom Fleck rühren?
Ohne ein Wort auszutauschen, blickten wir uns an; in der Hoffnung, dass die Stille uns zu Ruhe bringen würde. Doch ganz im Gegenteil, war sie so unerträglich und grässlich.
Durchwühlt versuchte ich meine Gedankenwelt zu Sortieren. Ich wollte weitere Worte von Devran hören, aber dieser enthielt sich.

„Was kannst du mir antun Devran?", brachte ich halblaut raus.
„Du siehst es nicht. Aber ich sehe es!", fing er an zu reden. Seine rätselhaften Worte verwirrten mich nur mehr.
„Dein Tod Damla, wird sich bei jeden Schritt im meine Richtung nähern.", sprach er mit schmerzerfüllter Miene aus.
„Als ich auf dich traf, wusste ich, dass du mir nicht gut tun wirst. Ich wusste, dass du mein Leben durcheinanderbringen wirst. Aber war das nicht dein Ziel? Indem du mich in deine Geschäfte verwickelt hast, hast du mich immer mehr an dich und deine Probleme gebunden! Und jetzt versuchst du mich vor dir selbst zu schützen? Ich wünschte, dir wäre das früher eingefallen Devran Atahan! Dann wäre es nie so weit gekommen.", funkelte ich ihn an und drehte mich abrupt um. Für Reue war es zu spät. Dass ich nicht in Devrans Welt passte, versuchte ich seit Tag eins klar zu machen. Verstand er erst jetzt meine Warnungen? Wo war sein Verstand früher?

„Ich weiß nicht, wie man mit Menschen umgeht, okay?", hörte ich auf einmal. Die Worte trafen mich mitten im Herzen, wie Pfeile, die meine Brust durchdrangen.
„Ich habe Dinge erlebt, die mich verändert haben! Hat sich einer jemals die Frage gestellt, wie sich ein Mann fühlt, der alles verloren hat, das er liebte?", baute er sich vor mir auf und blockierte dadurch die Tür. Zu oft hatte ich mich in seine Lage versetzt. Unbewusst hatte ich mir oft genug Gedanken über seine Gefühle gemacht.
„Dann lass mich dich kennenlernen Devran! Erzähle mir deine Geschichte und Zweifel.", blickte ich ihn voller Erwartungen an. Kopfschüttelnd antworte er mir. Es wunderte mich nicht. Dieser Mann könnte sterben und würde trotzdem jede Hilfe abweisen.

„Es gibt nichts, was du über mich wissen musst.", behauptete er. War das seine einzige Aussage dazu? Dann irrte er sich. Ich wusste mehr über Devran, als ich sollte, was ihm Zweifel verbreitete.
„Ich bin ein böser Mensch, auch wenn du gute Eindrücke von mir bekommen hast, Damla. Wegen mir leiden oder sterben Menschen... Ich bin Waffendealer. Bin ein Krimineller, wie du immer wieder erwähnt hast. Ein Verbrecher muss herzlos sein, weil diese dunkle Welt sonst dein Herz zerfickt!", blickte mich Devran erbittert an. Seine an der Wand stützende Hand nahm mich in Gefangenschaft und raubte mit den Atem. Das mystische Braun seiner Augen, das sonst entspannend wirkte, erschien auf einmal dunkler. Den Blicken stand zu halten, glich einer Herausforderung. Für die folgenden Worte kam er näher.

„Gestern wurden 150 Gewehre nach Sizilien geliefert; damit andere Verbrecher ihre Geschäfte führen können. Mies viel Kohle habe ich dabei verdient. Es war riskant, aber Devran hat den Test bestanden. Der Verbund hält schon eine neue Aufgabe für mich bereit... Bei jeder Kugel, die abgefeuert wird, werde ich Verantwortung tragen... Du weißt nicht, welchen Einfluss diese Wahrheit auf mich hat!", beendete er seine mich in seelischer Folter nehmende Rede. Eiskalt lief es mich an, so nah Devrans Lippen zu meinem Ohr standen und mich erschauderten. Mir wurde es schlagartig heiß und kalt. Bestürzt wendete ich mein Kopf in Devrans Richtung. Doch ich wünschte es, nicht getan zu haben, da mir seine Blicke so fremd wie nie vorkamen.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt