17 - die Übeltäterin

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Taner hatte meine Verwirrung bemerkt.
„Was ist los? Wer ruft an?", fragte er und blickte mir über die Schulter.
„Damla.", teilte ich mit.
Es war schon 21 Uhr geworden. Wieso rief sie mich jetzt an?
„Gehe doch ran. Mal schauen, was sie will.", meinte Taner. Ich nickte und nahm den Anruf entgegen.
„Wieso rufst du mich um diese Uhrzeit an Damla?", öffnete ich das Gespräch.
„Ich rufe dich nicht aus Lust und Laune an. Ich habe Fragen und Ideen für den Einbruch morgen, Devran. Hast du Zeit?", fragte Damla.
„Was für Fragen? Ja, ich habe Zeit."
„Gut. Wo treffen wir uns dann?"
„Komm in mein Büro, ich bin hier.", gab ich Bescheid.
„Geht es nicht irgendwo näher? Ich bin in einer komplett anderen Richtung gerade.", sagte Damla.
„Nein, ich mache mir jetzt nicht die Mühe noch wo hinzufahren. Du wolltest dich mit mir treffen. Entweder kommst du oder nicht.", sicherte ich. Seufzend atmete sie aus.
„Okay Devran! Dann sehen wir uns in einer halben Stunde.", gab sie genervt von sich und legte auf.
Sie war manchmal so unmöglich. Hätte ich sie nicht gebraucht, wäre sie bist jetzt schon längst tot! Ich mag nicht Menschen, die du viel reden und neugierig sind. Mal schauen, was sie erzählen will.

„Und? Was will Damla?", fragte Taner.
„Sie hat anscheinend Fragen über den Einbruch morgen. Keine Ahnung was sie jetzt von mir will.", sagte ich und fuhr erschöpft über das Gesicht.
„Du bist müde. Willst du dich nicht lieber ausruhen?"
„Nein, ich habe hier noch einige Sachen zutun. Es gab Probleme bei einer Lieferung. Ich muss es noch anschauen.", sagte ich.
„Wie läuft es mit dem Boxstudio, das du abgekauft hast? Wieso hast du dir nicht Zeit gelassen und wolltest es gleich kaufen? Du hast doch erst seit Kurzem das Unternehmen hier.", kam Taner etwas kürzer zu Wort.
„Ich habe das Unternehmen hier geöffnet, um mich unabhängig von mein Opa zu machen. Wir kommen nicht klar, ich musste etwas tun. Dein Vater hat mir auch geholfen. Wie Onkel Kadir kann kein anderer sein...", erklärte ich.
„Ja, mein Vater legt sehr viel Wert auf dich."
„Und Boxen ist meine Leidenschaft. Ich wollte ein Studio kaufen, weil ich es einfach wollte."
„Du hast das Richtige getan, mein Bruder. Ich stehe immer hinter dir.", meinte er und klopfte auf meine Schulter.
„Ich weiß. Und das schätze ich auch."
„Das einzige, das ich nicht verstehe ist, warum du unbedingt Damla im Team willst. Du kannst viel bessere Hacker finden."
Kurz hielt ich inne.
„Sie durfte nicht unbestraft vom Einbruch kommen. Sie hat unser Unternehmen gehackt Taner."
„Wenn du meinst... Ich gehe mir was zu Trinken holen. Willst du auch?", fragte er.
„Nein, danke.", sagte ich und begab mich wieder der Arbeit.
Mein Kopf war überall. Bloß nicht bei der Arbeit. Ich dachte die ganze Zeit lang über meine Geschwister nach. Ich durfte nicht einfach gehen. Ich hatte sie wieder alleine gelassen...

„Taner.", sagte ich nach einer Zeit.
„Ja Devran?", drehte er sich zu mir.
„Wie geht es Yaman und Öykü?"
„Wie immer. Es gibt nichts Neues über sie.", teilte er mit.
Seitdem ich aus der Wohnung meiner Großeltern gegangen war, hatte ich sie nicht gesehen. Ich wollte sie wieder sehen, doch ich wusste, dass sie mich nicht sehen wollten. Ich wusste nicht, wie ich sie wieder ansprechen sollte. Die Angst wieder etwas Falsches zu tun plagte mich.
„Yaman hat nach einer Woche ein Klavierauftritt. Er probt momentan Tag und Nacht dafür."
„Wirklich? Wann denn?", fragte ich überrascht.
„Nächste Woche Samstag."
Yaman kann hervorragend Klavier spielen. Er liebt es. Die Leidenschaft hat er durch unsere Mutter gelernt. Sie hatte es ihm beigebracht.
Mein Opa sah es immer als ein nutzloses Hobby an und unterstütze ihn nicht besonders dabei. Das verletzte ihn.
Yamans Charakter passte gar nicht in die Ideologie der Atahans. Er war ein feiner vorbildlicher Mensch, der in seiner Welt lebte. Er zeichnet auch gerne wie ich. Naja, ich hatte es lange vernachlässigt. Yaman würde die Kunst nie vernachlässigen.

„Du solltest mal sie mal wieder besuchen gehen Devran.", löste mich Taner aus meiner Gedankenwelt.
„Ich weiß. Ich habe sie vermisst. Ich weiß aber auch, dass ich dort unerwünscht bin."
„Bist du nicht. Sie warten auf dich, auch, wenn du es nicht erahnst. Ihr seid Geschwister. Sie brauchen ihren großen Bruder. Rappel dich wieder auf, zeig ihnen wer du wirklich bist!", ermutigte er mich und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Ich gehe eine Rauchen. Ich muss raus in die frische Luft.", teilte ich mit und verließ das Büro. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Das Verhältnis mit meinen Geschwistern macht mich kaputt...

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt