Wenn etwas zu perfekt war, konnte es nicht real sein. Einen Haken müsste es geben. Vielleicht war ich zu sehr an das Durcheinander gewöhnt, dass ich mit der Ruhe nicht klarkam. Ich suchte vergeblich nach einem Haar in der Suppe, den es nicht gab.
Die Feier verging unterhaltsam. Schöne Momente wurden gesammelt.
Es war so, als ob ich ein normales Leben führen würde. Taner und Yaman unterhielten sich über ein Erlebnis aus damals. Damla hörte Elif zu, Enise malte mit großer Vorfreude und Eifer ein Bild für mich.Trotz der Makellosigkeit in meinem Leben, war ich beunruhigt. Auf einen wichtigen Anruf wartete ich nämlich. Ein Anruf, der alles verändern würde. Nur ein Anruf genügte aus, um die große Mission starten zu lassen. Ich war kampfbereit. Auf diesen Tag hatte ich mich monatelang vorbereitet. Mein Blick rutschte immer wieder auf mein Handy.
Der Bildschirm leuchtete auf. Allerdings nicht aufgrund der erwarteten Nummer. Ich stand auf und ging in die Küche.„Ja?", nahm ich ab.
„Guten Abend Devran. Wie ich gehört habe, ist heute dein Geburtstag. Möge alles Schöne und Gute mit dir sein. Ein besonderes Alter hast du erreicht."
„Vielen Dank Ferhat."
„Wie wäre es, wenn du uns morgen Abend mit Damla besuchen würdest? Es gibt einige Dinge, die ich mit dir besprechen will und lange Zeit ist es her, dass wir uns getroffen haben.", machte er einen Vorschlag.
„Danke für die Einladung. Momentan ist es schwierig, aber eines Tages werden wir dich besuchen."
Das Gespräch zog sich nicht in die Länge und ich gesellte mich den Gästen.
„Wenn Devran gekommen ist, können wir uns an die Geschenke machen.", beschloss Öykü.
Ich erwartete nichts von niemandem. Trotzdem hatten sich die Gäste die Mühe für ein Geschenk gemacht.Damla hielt ebenfalls ein Päckchen in ihrer Hand.
„Ich habe mich gefragt, was man einem Mann schenken kann, der alles hat, was man sich wünschen kann. Und dabei fiel mir ein, dass Zeit, das wertvollste ist, dass man jemandem schenken kann.", erklärte sie.
Aus der Verpackung kam eine Uhr heraus, die auf der Innenseite graviert wurde.
Weil die Zeit mit dir am schönsten vergeht.
-DamlaEs war eines der bedeutsamsten Geschenke, die ich bekommen hatte. Dann kam Yaman an die Reihe und übertraf alles.
Ein großes Gemälde hatte er für mich gefertigt, wozu ich nur staunen konnte. Damla und ich, am Tag unserer Trauung waren abgebildet. Wir blickten uns an und die Emotionen auf dem Gemälde konnte man allmählich fühlen. Es ging mir unter die Haut.
„Yaman! Es ist wundervoll!", konnte Damla ihren Augen nicht trauen. Verlegen lächelte er uns an.
„Ich wollte euch etwas Besonderes schenken."
Yamans Zeichenkunst war beeindruckend.
„Komm her.", zog ich ihn unter eine brüderliche Umarmung.Es kam mir so vor, als ob Damla schon immer Teil meines Lebens gewesen wäre. In meine Familie integrierte sie sich erfolgreich. Sogar meine wählerische, perfektionistische Schwester mochte sie. Etwas später brachte Damla den Kuchen. Der Tag brachte mich an meine Kindheit zurück. Damals hatte mir meine Mutter jedes Jahr eine Torte gebacken. Gemeinsam wurde mein Geburtstag gefeiert.
„Gefällt dir die Feier?", fragte mich Damla.
„Ja. Danke für alles."
„Nicht dafür, Devran.", sandte sie mir ein Lächeln.
„Gibt es noch eine Gabel?", schaute sich Irem um.
Damla verließ den Platz an meiner Seite, um die fehlende Gabel zu bringen.
Dabei musterte ich ihr figurbetontes Kleid an. Von mir aus, könnte sie es tragen, aber nicht, wenn zwanzig weitere Gäste im Haus waren.
Unauffällig folgte ich ihr.Ich beobachtete Damla dabei, wie sie einige Gabel aus der Schublade herausnahm. Ihre Haare fielen ihr vor das Gesicht, diese ich ihr aus der Sichtfläche wegzog. Auf den Nacken hinterließ ich einen hauchzarten Kuss.
„Oh Gott, hast du mich erschrocken.", wandte sie sich mir.
„Keine Angst. Ich bin es nur."
„Ist etwas?", fragte sie verwirrt, als ich ihr den Weg versperrte. Auf ihr Kleid blickte ich herab.
„Du siehst... zu schön aus. Mach das nicht vor anderen.", setzte ich meine Hände an ihre Taille.
Die Verwirrung in ihren Gesicht löste sich auf.
„Ist gut aussehen auch eine Straftat?"
„Bei dir schon. Das ziehst du nicht mehr an. Okay?"
Ein Seufzer erging ihr.
„Und was, wenn?"
Ich wollte mich ihr ein Stückchen nähern, als jemand „Zahnfee!" durch das Haus rief. Die schrille Stimme war nur Enise zuzuordnen.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...