Damla
Gelangweilt warf ich ein Blick auf die Wanduhr gegenüber mir. Gleich war die Vorlesung vorbei. Das wir uns in der letzten Vorlesungswoche befanden, war meine größte Motivation.
Der Professor erklärte die Gleichungen und wir schrieben sie ab. Mal wieder kam ich nicht mit, denn gedanklich war ich wo ganz anders.
Ich war froh als die Vorlesung vorbei war und wir den Hörsaal verließen durften.
In der Cafeteria machte ich mit Gamze den nächsten Stopp.
„Geht es dir schon besser?", wandte sie sich mir mit besorgter Miene.
„Ja, alles bestens."
„Das nächste Mal sagst du Bescheid, wenn etwas passiert.", vereinbarte sie.
„Wieso? Bist du Arzt? Willst du erste Hilfe leisten?", machte ich Scherze.
„Du nimmst mich gar nicht ernst."
„Natürlich tu ich das. Aber du übertreibst es bisschen. Mir geht es gut, wirklich.", versuchte ich zu vermitteln.„Ist hier noch Platz frei?", klang eine bekannte Stimme hinter mir.
„Klar. Setz dich Kaan.", drehte ich mich in seine Richtung.
„Lebst du noch Damla? Man sieht dich kaum. Die Übung belegst du auch nicht mehr.", gab er in einem beleidigten Unterton von sich, als ob ich ein persönliches Problem mit ihm hätte.
„Ich sehe sie auch kaum. Daran sollten wir uns gewöhnen, glaube ich.", beteiligte sich meine Freundin am Gespräch.
„Gamze!"
„Was Damla? Kaan hat recht. Aber dich verstehe ich auch. Wäre ich du, hätte ich mit Devran auch Zeit verbringen wollen.", meinte sie auf einmal. Ach super, das Thema wurde erneut geöffnet.
„Devran?", fragte Kaan. Grinsend starrte mich Gamze an. Jetzt verstand er Gamze.
„Achso.", begriff Kaan und erhob rasch die Braue.
„Ja, aber Damla redet nicht so gern über ihn. Also schließen wir das Thema ab, bevor sie mich noch mit ihren Blicken umbringt.", meinte Gamze. Vor allem neben Kaan wollte ich nicht über mein Privatleben sprechen. Ihn ging es gar nichts an und er musste nicht davon Bescheid wissen.„An deiner Stelle hätte ich die Vorlesungen nicht für einen Mann vernachlässigt. Die Uni ist wichtiger. Wenn du weiterhin schwänzt, kann ich die Aufgabe der Assistentin weiter vergeben.", sagte Kaan. Seufzend kreuzte ich die Arme aufeinander.
„Nächste Stunde komme ich, versprochen."
Ich unterhielt mich noch mit den beiden, bis ich mich fortmachen musste. Gamze ging ein Stück mit mir.
„Wie viel Uhr ist es? Ich habe noch ein Termin später.", fragte sie.
Ich zückte mein Handy raus und zeigte ihr die Uhrzeit entgegen.
„Viertel nach drei.", laß sie ab. Ich wollte mein Handy wieder einstecken, als mich Gamze aufhielt.
„Warte mal! Bist du das? Wer hat das gezeichnet?", fiel ihr mein Hintergrundbild auf. Die Zeichnung, die mir Devran gestern geschenkt hatte, gefiel mir so sehr, dass ich es als Hintergrundbild einstellte.
„Ja, ich bin es.", bestätigte ich.
„Das sieht ja schön aus. Wer hat das skizziert?", hakte sie nach. So neugierig Gamze war, wollte sie es unbedingt wissen.
„Ding, ehm... Devran."
„Was? Devran? Er kann auch noch zeichnen?", staunte sie. Ein Lächeln huschte über meine Lippen.
„Dieser Typ ist nicht normal, ich sag's dir. Wie romantisch ist das bitte? Irgendjemand wird noch Auge auf euch machen.", schwärmte sie über ihn.
Ja, normal ist er nicht. Aber die Zeichnung war eine nette Geste, das werde ich nicht leicht vergessen. Gestern verhielt er sich ganz anders. Er hat Dinge für mich getan, die ich nie erwartet hätte, die mich beeindruckten.„Gestern sind wir spontan in ein Restaurant gegangen und nur weil ich Ruhe wollte, hat er das Restaurant gemietet und alle Gäste müssten raus gehen. Der Pianist fing an ruhige Musik zu spielen und wir waren allein.", erzählte ich, als mir das Essen einfiel.
Weit rissen sich Gamzes Augen auf.
„Ich glaub's nicht!", blieb sie stehen und packte mich an der Schulter.
„Ich habe es auch nicht geglaubt, aber er hat es tatsächlich getan."
Er schaffte es immer wieder mich außer Fassung zu bringen und das Chaos auf einer Art und Weise zu beseitigen.
„Wenn man Devran von außen beobachtet, hat man den Eindruck, dass er ein gefühlskalter Mann ist. Aber umso mehr man Einblicke hinter seine Fassade kriegt, versteht man, dass er ein liebevolles Herz besitzt.", meinte Gamze.
„Ja, das Aussehen kann trügen...", beendete ich das Gespräch. Wir verabschiedeten uns voneinander und unsere Wege trennten sich.
In einer Stunde folgte das Treffen mit Devran. Ich sollten Verteidigungstechniken lernen, als ob das bereits nicht könnte. So wie er gestern geklungen hat, gab es etwas, wovor er Angst hat. Und das verunsicherte mich nur.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...