102 - die letzte Begegnung (Das Ende)

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Devran
Es tut mir leid.
Es tut mir leid, dass ich nicht der Mann sein kann, den du erwünscht.
Es tut mir leid, dass ich schwach bin. Du bist die einzige, die mich schwach machen kann. Nur vor Gott und dir knie ich.
Es tut mir leid, dass ich Krisen in meinem Kopf habe. Und diese Krisen, zerreißen dich auch. Ich kann es nicht länger zusehen, wie du an mir kaputt gehst. Ich wollte nie eine wundervolle Frau zerfallen sehen.
Aber ich glaube, ich bin nicht stark genug, um der Mann an deiner Seite zu sein. Meine Innenwelt ist zerbrochen hayatım (mein Leben) und ich kann nicht mehr der Mensch sein, der ich war.
Vergib mir. Halte mich gut in Erinnerung. Denn ich werde dich immer gut in Erinnerung halten.

D.A.

Leere.
Könnte man mit einem Wort das Gefühl in mir erklären, wäre es Leere.
Leere in meinem Herzen. Leere in meinen Gedanken. Überall. Aber zugleich war es unheimlich laut und ich konnte die Stimmen in meinem Kopf nicht zuordnen.
Die Nacht war kalt, aber mein Herz war kälter. Ein Deja-vu erlebte ich. Ich verwandelte mich zum Devran, der in Bolu lebte. Einsam und zerbrochen. Kalt und unerreichbar.

Als Kämpfer betrat ich die Stadt und als Verlierer lebte ich nun in ihr. Die Pfeile in meiner Brust, ließ mich verbluten. Kein Tropfen Blut war mehr übrig geblieben.
Die Messer in meinem Rücken vernichteten den starken Kämpfer. Meine Flügel waren gebrochen. Ich war gefesselt in der Dunkelheit und das Licht verließ mich Tag zu Tag. Denn ich verlor sie.
Meine Damla. Die Stille in meinem Leben. Die Wärme in meiner linken Brusthälfte. Der Name, der in meinem Kopf eingraviert war. Damla.

Sie verfolgte mich wie ein wandelnder Geist. Manchmal, da glaubte ich wirklich, dass sie neben mir stand. Aber alles war 'ne Illusion.
Das Leben ist eine Illusion.
Nichts ist so wie es scheint. Kein Sonnenlicht durchbricht mehr meine Schneestürme. Sie war zu schön um wahr zu sein. Und nun war ich vom Traum erwacht.
Siehe der Wahrheit ins Gesicht Devran. Du bist ein Atahan. Zeige der Welt wer du bist. Töte, bevor du getötet wirst. Mein Codex ist hart, aber ich bleibe meinen Werten treu.

Du musst immer loyal sein. Ich kann keine wundervolle Frau anlügen. Also konfrontierte ich sie mit der harten Wahrheit.
Und sie, ist ein Engel, die nicht in meine Unterwelt gehörte. Sie verdiente die Freiheit. Meine Liebe war eine Fessel in ihrem Herzen.
Ich liebe dich mein Engel. Dein Mann zerbricht ohne dich, aber Hauptsache dir geht es gut hayatım.

Die letzte Kippe drückte ich aus und inhalierte
meine Lungen mit der kalten Luft. Vereinzelt fielen Schneeflocken auf meinen Pullover. Ich streckte die Hand aus, fing eine Schneeflocke auf. Langsam schmolz sie auf meiner Handinnenfläche.
Alles ist vergänglich auf dieser Welt. Selbst unsere größten Gefühle. Wie die Schneeflocke, verschwanden sie eines Tages.

Obwohl ich keine Besucher erwartete, klingelte es an der Tür. Ich konnte vermuten, dass Yaman oder Taner gekommen war. Doch stattdessen erblickte ich mein Opa.
Er will mit mir reden, hieß es. Also ließ ich ihn rein.
„Dieser Winter wird kalt verlaufen.", öffnete er das Gespräch.
„Die Winter in Sivas sind viel härter. Als kleiner Junge stand ich am frühen Morgen auf, um den Weg zu kehren. Wir hackten Holz klein für unseren Kamin. Damit wir im Winter nicht erfrieren. Weißt weißt du, worauf ich hinaus möchte?", blickte er mich an.
„Nein"
„Um zu überleben, musst du Vorarbeit leisten. Du musst dich auf die harte Zeit vorbereiten. Du musst drei Schritte im Voraus denken. Aber du Devran, hast die Übersicht verloren, mein Sohn."

Mein Kopf erhob sich in seine Richtung.
„Ich verstehe deinen Schmerz! Aber du kannst nicht willkürlich Menschen das Leben nehmen. Unser Codex ist die Gerechtigkeit! Die Atahans sind keine Auftragskiller!", sprach er mich auf den Tod von Bekir Develi an. Ein Hintermann von Mansur Bahtiyar. Der Mann, der Damla verfolgen ließ und umbringen wollte.
„Er hat den Tod verdient. Ihm gehörte doch die Mafia, die uns angriff. Nun habe ich das Spielfeld gesäubert. Konnte ich dich immer noch nicht zufriedenstellen?", wollte ich wissen und stand auf.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt