Als ob nichts passiert wäre und ich nicht mit Taner gesprochen hätte, kehrte ich in die Gruppe zurück.
Devran unterhielt sich mit Yaman. Sein Lächeln im Gesicht beruhigte mich ein wenig. Auch wenn es möglicherweise gefälscht war.
Ich umfasste Devrans Hand und zog seine Blicke auf mich.
Mit 17 wurde es diagnostiziert. Die Depression also.
Leider konnte sie nicht erfolgreich behandelt werden. Eine Zeit lang ging es Devran komischerweise blendend. Aber wir hatten uns zu früh gefreut. Die Hochphase, also Manie, war ein Zeichen der bipolaren Störung.
Wie ein Fremdkörper, der mir Schmerzen verursachte, schwirrten Taners Worte in meinem Kopf. Manchmal fragt man sich nur warum und fand keine Antworten. Warum musste Devran so viel Schmerz ertragen?„Wo warst du?", fragte er sofort. Mein Fehlen war ihm nicht entgangen.
„Ich war kurz im Badezimmer. Habe mich etwas frisch gemacht."
„So lange."
Er hatte ein gutes Zeitgefühl. Rund fünf Minuten war ich weg gewesen. Devran wollte sich schon fortmachen.
„Kannst du fahren? Ich habe Kopfschmerzen.", fragte er vor der Tür. Ausnahmsweise nahm ich Platz auf der Fahrerseite. Devran schloss die Augen und atmete erschöpft durch.
Keiner sprach mal wieder. Gerne wüsste ich, was Devran durch den Kopf ging. Seine Stille war beängstigend. Sie klang wie die Stille vor dem Sturm...
Ich war froh als wir zuhause ankamen.Devran ging auf den Garten und machte sich an seine Kippen. Ich zog mich bequem an und ging in die Küche. Mit Siyah, die mir folgte, ging ich raus auf den Garten.
„Linden-Lavendel-Tee?", deutete ich auf die Tasse in meiner Hand. Minimal erhoben sich seine Mundwinkel. Dankend nahm er die schwarz matte Tasse an und stellte sie auf den Glastisch.
Meine Blicke trennten sich nicht von Devran. So wie er mich mit seinen Blicken durchforstete, ließ ich meine Augen über sein Gesicht schweifen. Verstohlen sah er mich an.
„Was ist?", fragte er. Ich antwortete nicht und fuhr liebevoll mit der Hand über sein Gesicht.Ich wusste, wie sich Devran fühlte. Leer, beunruhigt, unverstanden, strapaziert...
„Ich glaube, ich erwähne es zu selten.", fing ich an.
„Was?"
Beide meiner Hände umfassten Devrans müdes Gesicht. Gespannt widmete er sich mir.
„Dass ich... dich liebe Devran."
Es fühlte sie wie mein erstes Liebesgeständnis an.
Überrascht hielt Devran inne.
„Liebst du mich wirklich Damla?"
Er wirkte verwirrt und gespannt.
„Natürlich Devran! Schon als wir uns das erste Mal sahen, bannten sich deine Blicke in mein Gedächtnis ein. Du hast mich daran erinnert, dass ich noch lebe und nicht nur überlebe... Ich weiß nicht wie, aber du hast mich an dich gebunden Devran.", fuhr ich fort.
„Damla...", setzte er an, doch kam nicht weiter.
Ich sah das Strahlen in seinen Augen, das mir gefehlt hatte. Es wurde mir warm ums Herz.Wir begannen zu lachen, als Devran immer noch nicht die passenden Worte gefunden hatte.
„Da habe ich dich sprachlos gemacht."
„Ja. Liebesworte bin ich nicht gewöhnt. Willst du mich daran gewöhnen lassen?", fragte er und legte die Hände an meine Taille.
„Wenn ich jeden Tag einen freien Wunsch von dir bekomme, dann schon."
„Hm, du handelst also mit mir?"
Ich nickte.
„Nur ein klitzekleiner Wunsch."
Dabei zeigte ich auf den kleinen Abstand, den ich zwischen Daumen und Zeigerfinger bildete.
„Was willst du heute von mir?", nahm Devran meine Bitte an.„Schau mir in die Augen und nenne mir drei Eigenschaften, die du an dir magst."
Etwas Anderes schien er zu erwarten.
„Willst du, dass ich eine Charakteranalyse machen soll?"
„So etwas in der Art."
Er fing an zu grübeln.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin einfach ich."
„Komm schon. Ich will eine konkrete Antwort hören."
Seufzend schloss Devran die Augen.
„Zuverlässig, pünktlich, akkurat.", zählte er auf.
Na also, geht doch.
„War das dein Wunsch?"
„Ja und ich kann dir noch weitere Eigenschaften aufzählen, die du an dir mögen solltest."
„Diese sind?", fragte Devran den Kopf neigend.
„Selbstlos. Während du dich um andere kümmerst, vergisst du dich. Ehrlich. Du hast mich noch nie angelogen. Direkt. Liebevoll. Wenn du willst, kannst du der größte Charmeur werden... Mitfühlend, ehrgeizig, zielstrebig.... mehr fällt mir vielleicht morgen ein. Vergiss diese Eigenschaften bitte nicht."
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...