2 - die Nachricht

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Vor einem Monat

Junger Polizist (27) aus Istanbul ist seit Monaten als vermisst gemeldet. Die Ermittlungen weisen auf keine weiteren Spuren.
Während ich Überschrift des Zeitungsartikels las, fuhr es mir kalt den Rücken runter.

  Während ich Überschrift des Zeitungsartikels las, fuhr es mir kalt den Rücken runter

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Mein Blick fokussierte sich auf den Artikel. Lange schaute ich es an. Als sich Tränen in meinen Augen sammelten, drehte ich die Zeitung um und stand auf. Tief atmete ich die Luft ein und blinzelte mehrmals, um klarer zu sehen.
Ich ging Richtung Fenster und schaute raus. Mein Hals fühlte sich wie verknotet an. Die Worte, die ich seit Monaten verschwieg, erschwerten mir das Atmen. Sie fühlten sich wie eine Last auf meinen Schultern an. Ich sehnte mich nach etwas Frieden. Denn ich hatte es vor Monaten verloren.
Tief atmete ich die Luft ein und setzte mich auf die Fensterbank. Ich lehnte mein Kopf an die Wand und schaute mich im Polizeibüro um. Das Polizeibüro von Enver Akay.
Seit einer viertel Stunde wartete ich, dass er kam. Ungeduldig stand ich auf und begann auf und ab zu laufen.

Im nächsten Moment öffnete sich die Türe.
Wie erwartet betrat er den Raum.
„Da bist du ja Enver!", löste ich mich erfreut vom Fleck und näherte ich mich ihm.
„Tut mir leid Damla, ich war in einer wichtigen Besprechung.", sagte er und nahm an seinem Schreibtisch Platz. Er sah in letzter Zeit so erschöpft aus. Sein Beruf strapazierte ihn. Das wusste ich sehr gut. Ich setzte mich gegenüber ihn.
„Hast du letzte Nacht wieder nicht geschlafen?", fragte ich und deutete auf die leeren Kaffeetassen auf dem Tisch.
„Oh Damla, fange bitte nicht wie meine Ehefrau an.", gab er genervt von sich und grub sein Gesicht in die Hände.
Diese Frage hatte ich eine Zeit lang meinem Bruder gestellt. Kurz erstarrte ich, als ich ihn vor die Augen bekam.
„Als Kripo ist es eben so. Manchmal muss man die Nacht durchmachen. Eure Sicherheit ist uns wichtiger.", fuhr Enver fort.
„Du redest wie mein Bruder.", erinnerte ich ihn und lächelte betrauert.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht-"
„Schon okay... ich will dich nicht unnötig aufhalten. Ich bin gekommen, um zu fragen-"
„Ob es Neuigkeiten über Demir gibt? Diese Frage stellst du mir gefühlt jeden Tag. Ich hab's dir versprochen, dass ich dich benachrichtigen werde."
Er hatte Recht. Ich kam jede Woche mindestens zwei Mal ins Polizeirevier. Aber das Gefühl von Ungewissheit plagte mich!
Ich wollte die Hoffnung in mir nicht verlieren! Tief atmete ich die Luft ein und spürte erneut den Kloß in meinem Hals.

„Ich vermisse ihn genau so sehr wie du Damla! Denkst du, ich mache nichts für ihn? Er war nicht nur mein Arbeitskollege, sondern auch wie ein Bruder für mich. Ich mache alles, was ich kann, aber wir finden keine Spuren mehr!", versuchte er zu erklären.
„Es tut so weh! Meine Hoffnung stirbt langsam. Aber es gibt auch keine Beweise, dass er um's Leben gekommen ist!", stand ich tränenerfüllt auf.
„Das meinte ich doch nicht! Ich mache Überstunden, für Demirs Vorfall. Ich habe die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben!", stellte er sich zu mir. Besorgt schaute er mich an.
„Du hast letzte Nacht auch nicht geschlafen, stimmt's?", fragte er. Ich nickte. Seit Monaten schlief ich kaum. Wie soll ich das auch machen, wenn mein Bruder spurlos verschwunden war?
„Tut mir leid für die Störung, ich werde nicht mehr kommen. Dein Beruf ist stressig genug und dann nerve ich dich noch.", sagte ich und nahm meine Tasche, die ich auf dem Tisch abgelassen hatte.
„Du störst mich nicht. Ich weiß, wie sehr du an Demir verbunden warst. Er war dein Alles und du warst sein Alles. Ich werde dich auf dem Laufenden halten.", hielt er mich am Oberarm auf, bevor ich ging.
„Danke.", gab ich brüchig von mir und lächelte.
„Richte deiner Frau noch einen Gruß von mir aus.", sagte ich zuletzt und drehte mich um.
„Werde ich tun.", sicherte er lächelnd.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt