Damla
„Gibt es noch irgendwer, der zur zweiten Aufgabe fragen hat?", rief Kaan in die Runde.
Keiner meldete sich. Nichts war ätzender, als freitags in den letzten Stunden eine Übung zu haben. Gedanklich war ich schon auf Wochenendsmodus. Den Kurs musste ich aber belegen, um nicht im Studium durchzufallen.
„Na gut, dann geht es weiter mit der dritten Aufgabe. Damla, kannst du die Lösung der Aufgabe hinschreiben?", wandte er sich zu mir. Ich nickte und blätterte die Seite um.
Den vorherigen Aufschrieb wischte ich weg und begann mit dem Tafelmarker die Lösung zu schreiben. Währenddessen machte Kaan mit der Aufgabe weiter. Er markierte wichtige Schlüsselwörter und machte die Studenten auf wichtige Informationen und Fehlerquellen aufmerksam.
Der Beamer projizierte Kaans Arbeitsblatt auf die Wand. Als er mit der Erklärung fertig war, widmete er sich der Whiteboard.
„Die Aufgabe scheint kompliziert zu sein, aber eine wichtige Information weist uns auf eine Formel, die wir bereits kennen...", fing Kaan an zu erzählen.Ich fühlte mich erlöst, als die Übung endlich vorbei war. Ich wischte die Tafel und packte danach meine Sachen zusammen.
Die Studenten verließen nach und nach den Raum. Als ich mein Kopf erhob, traf mein Blick auf zwei Mädels, die miteinander etwas tuschelten. Als sie mich sahen, blickten sie sofort weg und machten sich fort. Was sollte das jetzt? Über was lästerten sie?
„Damla?", ertönte Kaans Stimme hinter mir.
„Ja?", drehte ich mich um.
„Wie fandest du die Übung heute? Fühlst du dich sicherer vor der Prüfung?", fragte er und blieb neben mir stehen.
„Ja, ich blicke wieder durch. Hast alles gut erklärt."
„Danke. Und ich möchte dir danken. Wir kooperieren gut miteinander. Ich habe eine richtige Wahl getroffen, dich als Assistentin auszuwählen.", meinte er und lachte.
„Meinst du? Findest du eine Assistentin überhaupt nötig? Ich wische die Tafel, bereite deine Blätter vor..."
„Doch, ich komme schneller voran, seitdem ich eine Assistentin habe. Ich habe dich bewusst gewählt, weil du zu Beginn gar nicht mitkamst. Als Assistentin ist man aufmerksamer. Ich denke, dir bringt es auch was. Außerdem sind deine Aufgaben nicht zu unterschätzen. Du bereitest quasi mein Unterricht vor. Wenn ich mal krank, oder so wäre könntest du mich sogar auch vertreten.", meinte er.
„Wenn du meinst. Es gibt schon positive Veränderungen.", sagte ich und räumte meine Sachen weiter auf.„Ich habe die Mädels vorhin auch bemerkt Damla.", hörte ich plötzlich.
„Ja, wer weiß, über was sie reden.", wollte ich das Thema abschließen. Den Grund kannte ich eigentlich.
„Es wird rumgesprochen, dass wir zusammen wären. Darüber kann man nur lachen, wirklich.", fügte er hinzu.
„Wieso erfinden sie überhaupt Gerüchte über uns? Ich finde es lächerlich."
„Sie haben kein Leben? Ihnen wird langweilig in der Uni? Keine Ahnung.", dachte Kaan.
„Merkt man. Vor allem, was geht sie mein Privatleben an? Ich kann mit der Person ausgehen, mit der ich will und keiner hat sich da einzumischen."
„Da kann ich nur zustimmen. Du bist eben ein interessanter Kandidat für sie. Dein Stiefvater ist Produzent, der Filme drehen lässt, die von diesen Mädels angeguckt werden. Eine kleine Berühmtheit hast du schon.", argumentierte er.
Darüber konnte ich nur lachen.
„Du bist aber lustig Kaan.", gab ich ironisch von mir. Ich fühlte mich nicht berühmt. Das war Zwangsberühmtheit. Außerdem bin ich nicht die einzige in der Universität, die berühmte Eltern hat. Ich war auf einer bekannten Uni mit gutem Ruf. Hier studierten fast nur wohlhabende Menschen.Uns unterhaltend gingen wir raus. Vor der Türe trennten sich unsere Wege und wir verabschiedeten uns voneinander.
Am Parkplatz angekommen, hielt ich Ausschau nach mein Auto. Ich konnte mich nicht mehr genau erinnern, wo ich geparkt hatte.
Als ich an ein Range Rover vorbeiging, fiel mir plötzlich Devran ein. Hatte ihn sein Paket schon erreicht? Wird er die Karte annehmen?
Ich hoffte darauf. Er wirkte so gebrochen, als er von Yaman erzählt hatte. Vielleicht könnte ich etwas an der Sache verändern.
Heute morgen war ich mit dem Gedanken aufgewacht. Ich hatte mich nach Karten umgeguckt und zu meinem Glück konnte ich noch ein Ticket ergattern. Ich war es gleich abholen gegangen und hatte es danach zu Devran schicken lassen. Er hatte mir nichts geschrieben. Vielleicht hat er das Paket gar nicht erhalten. Oder er hielt eine Antwort nicht als nötig. Egal, ich hatte das Geschenk für mein gutes Gewissen geschickt und es war auch ein kleines Dankeschön dafür, dass er mich unter Schutz genommen hatte.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...