Damla
„Hey! Du haust mich noch um.", mahnte mich Umut. Meine Hiebe waren stärker denn je.
„Halt die Klappe.", gab ich genervt von mir. Mit Umut hatte ich mich im Boxclub getroffen. Man konnte gut Stress abbauen. Ich war schon klitsch klatsch nass vom Training geworden, aber gab nicht auf.
„Deine Wut ist gegenüber Devran, nicht mir."
Ich war wütend und so einfach würde meine Wut nicht verschwinden. Umut schlug vor eine Pause einzulegen und zog die Handschuhe aus.
Tief atmete ich die Luft ein und versuchte meinen Atem zu regulieren.Durstig trank ich ein paar Schlucke Wasser.
Serkan, der auf der Bank saß und damit beauftragt wurde auf mich aufzupassen, beobachtete das Geschehen am Ring. Freundlich lächelte er mir zu.
„Macht's Spaß den Babysitter zu spielen?", fragte ich trotzig.
„Naja, besser als Bündel zusammenzupacken und Waffenlieferungen abzuchecken."
„Gibst du mir meinen Handtuch?"
Mein Gesicht trocknete ich ab und setzte mich hin.„Vor dir muss man Angst haben.", behauptete Serkan auf einmal.
„Warum?", schaute ich auf ihn.
„Du machst einen zierlichen Eindruck, aber deine Faust ist eisern. Du könntest locker einen Typen zusammenschlagen."
Das Lachen eines Bösewichts inszenierte ich.
„Man darf mich nicht unterschätzen. Vielleicht wird Devran mein nächstes Opfer.", machte ich Späße.
Dieses Mal lachte Serkan.
„Mit einem Typen meinte ich nicht Typen wie Abi. Dafür müsstest du noch viel trainieren."Nochmal stillte ich meinen Durst und setzte das Training fort.
„Bereit?", fragte Umut und stellte sich auf Kampfposition. Eher ich antworten konnte, kam Serkan und machte mich auf einen Anruf aufmerksam. Genervt zog ich die Handschuhe aus und ging ran.
„Ja, Yaman?"
„Hey Damla. Wie geht's?"
„Gut, dir?"
„Danke, ebenfalls. Hättest du Lust heute Abend mit Öykü und mir eine Kunstausstellung zu besuchen?", schlug er vor.
„Hm, mir ist nicht danach."
„Die Eintrittskarten sind schon organisiert. Sei einfach um 19 Uhr bereit. Und meine Mutter wollte dich morgen zum Frühstück einladen. Bleibe doch diese Nacht bei uns. Wir laden dich herzlich ein.", redete er los.Ein Lächeln ging mir auf. Diese Familie konnte man nur lieb haben.
„Kunstausstellung, ja. Übernachtung, weiß ich nicht."
„Super. Dein Zimmer steht schon bereit. Öykü wollte einen Beauty Abend machen. Du kannst gerne an meiner Stelle einspringen. Die blaue Maske ist gut."
„Yaman, ich-"
„Ja, Mama! Damla wird kommen.", rief er auf einmal seiner Mutter zu.
„Was? Yaman!"
„Schon erledigt. Ich habe gehört, du magst Pancakes. Wenn du in der Nacht Hunger bekommen solltest, werde ich sie dir persönlich zubereiten. Okay?", vereinbarte er. Seine Überredungskünste waren hervorragend.„Was ist los?", fragte Umut neugierig. Das Gespräch hatte er mitgehört.
„Yaman lädt mich ein."
„Yaman?"
„Devrans Bruder."
„Hoffentlich ist er kein Holzklotz wie Devran.", gab Umut skeptisch von sich und brachte mich zum Lachen.
„Nein, er ist einer der sympathischsten Menschen, die ich kenne."
„Sympathischer als ich?", hinterfragte er. War da jemand eifersüchtig auf meine neue Freundschaft?
„Umut, deinen Platz wird niemand ersetzen können.", sicherte ich. Zufrieden lächelte er.Nach dem Training fuhr mich Serkan Heim. Der Boden war frisch gewischt und saubere Wäsche ging in meinem Schrank. Feride müsste kurz bevor ich gekommen war, ihre Arbeit beendet haben. Essen lag auf dem Herd. Guten Appetit! hatte sie auf einen Zettel geschrieben und am Tresen geklebt. Hungrig war ich noch nicht.
Ich setzte mich an den Esstisch und hörte einige Vorlesungen an, die ich verpasst hatte. Dabei machte mir Notizen.
Am Abend machte ich mich für den Besuch in der Kunstausstellung fertig. Was zog man zu solchen Anlässen an?Für einen Zweiteiler aus Blazer und Stoffhose entschied ich mich. Den Armband, den mir Devran geschenkt hatte, band ich mir um. Etwas geschminkt und gestylt verließ ich das Haus. Um Punkt 19 Uhr bog Yamans Wagen in die Straße ein. Nett wurde ich begrüßt.
„Schick bist du geworden.", machte Öykü Komplimente.
„Danke, du auch."
Sie war wie immer hochmodisch angezogen. Aufgeregt präsentierte sie ihre neue Tasche.
„Hübsch, oder?", wartete sie auf meine Bestätigung.
„Ja, sehr."
Ein paar tausend Lira müsste sie gekostet haben.
Das war nichts für die Atahans. Dass Yaman einen Jaguar fuhr, erzählte schon einiges.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...