72 - zwischen Leben und Tod

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Scharf wendete ich mitten auf der Fahrbahn und fuhr mit Vollgas los. Halte durch Damla! Ich werde nicht erlauben, dass dir etwas zustößt.
Laut meinem Navi, würde ich 40 Minuten brauchen. Egal, was passierte, ich müsste es in einer halben Stunde schaffen. Ich drängelte mich durch die Autos durch und ging nicht vom linken Fahrstreifen runter. Bevor es halb neun wusste, musste ich am Treffpunkt ankommen.
Nebelschwaden zogen an mir vorbei.
Mein einziger Gedanke war Damla.
Ein Blick auf den Tachometer verriet 190 km/h. Zu schnell, doch ich nahm es in Kauf.

Die letzten zehn Minuten folgten. Ich war dem Ziel nah, doch ob ich pünktlich erscheinen würde, war eine kritische Frage.
Ich werde noch durchdrehen! Ich durchging eine Folter. Die Unruhe in mir wuchs.
Gegen Sekunden kämpfte ich. Nach einigen Minuten sollte ich ankommen. Die Ampel vor mir wechselte von grün auf gelb. Ich war noch weit entfernt von der Ampel, doch Zeit zu warten hatte ich nicht. Also beschleunigte ich und überholte riskant das Auto vor mir. Kurz, nachdem die Ampel auf rot schaltete, überquerte ich die Kreuzung.

Hellhörig schaute ich mich um. Hier irgendwo müsste der Treffpunkt sein. Rechts neben mir befand sich die Küste.
Von weitem erkannte ich ein Auto und Personen, die daneben standen. Das müssten die Hintermänner von Bahtiyar sein. Und Damla. Da stand sie. Ein Mann hielt sie am Arm fest. Ich könnte ihm so was von die Arme brechen. Die Hunde hatte noch Damlas Hände und Füße gebunden.
Ein Blick auf die Uhr verriet, dass ich genau 30 Minuten gebraucht hatte. Die 31. Minute lief ab. Sofort stieg ich aus und ging auf die Männer zu.

„Ich bin da! Gibt mir Damla her!"
Spöttisch grinste der dunkelhaarige Mann auf.
„Wie schön es ist dich zu sehen, Devran."
Mit trägen Schritten näherte er sich mir. Meine Blicke trafen auf Damla. In dem schwachen Zustand hatte ich sie noch nie gesehen. Sie sah fix und fertig aus. Es tat mir im Herzen weh, dass sie meinetwegen durch die Hölle gehen musste. Der Schmerz in ihren Blicken durchbohrte mich. Ich wollte weinend ineinanderbrechen. An der Kante der Klippe stand sie gefährlich nah. Der Bastard neben ihr hatte seine Waffe auf sie gerichtet.
„Zuerst gibst du uns wie versprochen deine Zugangsdaten her. Der Blick in deinen Augen ist unbezahlbar. Ich wünschte Herr Mansur könnte deine verzweifelte Miene sehen. Denn bald wirst du niemandem mehr in die Augen blicken."
„Hier habt ihr das was ihr wolltet! Ihr elenden Drecksmänner!", zückte ich den Umschlag aus meiner Jackentasche raus. Lachend schaute er es an.
„Nicht so unhöflich Devran. Das wird Herr Mansur nicht gefallen.", nahm er es entgegen.
„Ich gebe einen Fick auf deinen Boss und euch alle! Lasst Damla sofort frei!", packte ich ihn an der Schulter. Mit abwertenden Blicken zog er meine Hand runter.

„Mutig der Junge. Nicht wahr Birhan? Was meinst du wir sollen Damla hergeben?", wandte sich der Mann dem anderen.
„Lasst mich! Devran hat alles getan, was ihr wolltet!", bat Damla. Ich war ihr so nah, doch konnte sie nicht retten.
„Was meinst du?", fragte Birhan.
„Nimm die Pistole runter. Ihr habt meine Daten bekommen!"
„Du hast uns die Daten gegeben, aber eins hast du vergessen Devran.", hörte ich plötzlich.
„Willst du mich verrückt machen? Ich habe alles getan, was ihr wolltet!", ging ich auf ihn zu. Sein amüsantes Lächelnd kränkte mich nur noch mehr.
„Wir haben ausgemacht, dass du eine halbe Stunde bekommen wirst. Du bist aber zur 31. Minute gekommen. So viel hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber es hat nicht gereicht."

Machte er Späße? Ich wollte ihm so gerne die Fresse polieren.
„Gebt sie doch her! Was wollt ihr noch?", schrie ich.
„Du bist zu spät gekommen Devran.", nahm sein Gesicht eine eiskalte Stellung. Er nickte seinem Komplizen zu, der das Nicken erwiderte. Was hieß das?
„Wollt ihr Damla wegen einer Minute erschießen?", gab ich schwach von mir.
„Nein, aber sie wird nicht mehr leben."
Was? Niemals erlaube ich das!
Im nächsten Moment passierte etwas, dass ich meinen Augen nicht trauen konnte. Damlas Schrei hallte in meinen Ohren und ich sah zu, wie sie den Abgrund runter stürzte. Jede Zelle in mir erstarrte. Ich konnte weder etwas sagen, noch tun.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt