Ich wusste nicht wieso, doch in mir war eine undefinierbare Aufregung. Heute durfte ich Devrans Mutter kennenlernen. Sie war keine einfache Person, sondern hat es geschafft jahrelang in der Unterwelt zu leben. Allein das bewies mir, wie stark und intelligent die Frau war.
Schon um halb fünf stand ich fertig vorbereitet in meinem Zimmer und wartete auf Devran.
Bis es soweit war, räumte ich mein Zimmer auf.
Etwas später empfing ich eine Nachricht. Das müsste Devran sein. Wie vermutet, war es er. Bin da, hatte er geschrieben.Er wartete an derselben Stelle, wie das letzte Mal, als er mich vor der Veranstaltung abgeholt hatte. Dieses Mal wartete er im Auto auf mich. Ich fühlte mich wieder unangenehm beobachtet, bis ich am Wagen ankam. Ich fühlte mich wie auf einem Laufsteg.
Mit einem „Hey", begrüßte ich ihn. Es kam ein leises „Hey" zurück.
„Wo fahren wir hin?", fragte ich kurze Zeit später.
„Richtung Nişantaşı."
Die Fahrt würde locker 40 Minuten dauern. Bis jetzt blieb Devran leise. Es würde eine langweilige Fahrt werden.Also nahm ich mein Handy in die Hand und surfte im Internet. Auf einmal kam mir ein Bericht von Görkem entgegen. Der erfolgreiche Schauspieler in seiner neuen Rolle, laß ich innerlich die Überschrift. Von überall kam dieser Görkem raus. Es war grauenhaft! Wütend legte ich mein Handy weg.
„Alles okay?", fragte Devran, der meine trotzige Geste bemerkt hatte.
„Ich wünschte ja, aber dieser Görkem begegnet mir überall! Dieses Mal habe ich ein Artikel über ihn gesehen.", regte ich mich auf.
„Deswegen? Weißt du, was dein Problem ist?", drehte er sich zu mir.
„Was?"
„Du gibst ihn zu viel Wert. Scheiß doch einfach auf ihn. Du kannst ihn nicht loslassen, weil du ihn nicht vergeben kannst. Erst, wenn man Menschen vergibt, vergisst man. Verzeihen bedeutet abschließen.", sagte Devran.Das machte Sinn. Schon wieder hatte er mich überrascht.
„Und wie mache ich das? Wie kann ich jemanden vergeben, der mich zutiefst verletzt hat?", hakte ich nach.
„Das geschieht nicht von heute auf Morgen. Du gibst ihn noch unbewusst Wert. Du musst dir klarmachen, dass er keinerlei Aufmerksamkeit von dir verdient.", fuhr er fort.
„Ich hasse es vom Herzen, wirklich. Er verdient keine Aufmerksamkeit von mir, aber wie soll ich das überwinden, wenn er mir ständig begegnet?"
„Ich dachte, dass er dich in Ruhe gelassen hat."
„Im Unternehmen meines Stiefvaters sind wir uns begegnet. Er hat wieder dummes Zeug geredet... Ach, was sage ich hier. Sorry, ich rede dich hier voll.", hielt ich mich ab.
„Rede weiter, wenn es dich entlastet. Anscheinend hast du mit niemanden darüber gesprochen.", meinte Devran, während er sich auf die Streckte konzentrierte.
„Nein... Ich will dich nicht mit meinen Problemen nerven. Du kennst so viel über mich, aber ich kenne kaum etwas über dich.", machte ich bewusst.„Schon wieder das Thema? Dann frage mich etwas, damit du endlich deine Antwort hast. Los, frag. Was willst du wissen?", gab er mir eine Chance.
„Aber nur, wenn du sie ehrlich beantwortest.", vereinbarte ich.
„Ja, werde ich, damit du mich endlich in Ruhe lässt."
Hmm, du wolltest es Devran.
„Meine Frage lautet: willst du zwei Fragen beantworten, oder drei Fragen?"
„Das ist ungültig."
„Du hast gesagt, frage mich etwas. Das ist meine Frage. Willst du zwei oder drei Fragen beantworten?", wandte ich mich ihm amüsant.
„Du bist unmöglich. Die Schuld liegt auch bei mir. Wieso gebe ich einer neugierigen Damla die Möglichkeit für eine offene Frage?", ärgerte er sich.
„Dann sage ich zwei.", entschied er sich. Hatte ich mir schon gedacht.„Erste Frage: Wie viele Menschen hast du schon umgebracht?"
„Was schätzt du?", stellte er mir eine Gegenfrage.
„Keine Ahnung. 10? 20?"
Daraufhin lachte er. Waren es etwa mehr? Oh Gott.
„Ich bin doch kein Auftragskiller. Ich habe bis jetzt niemanden umgebracht. Menschen habe ich schon krankenhausreif geschlagen, oder erschossen. Einer musste ins Koma. Aber umgebracht habe ich niemanden."
Wow, das überraschte mich. Ich hätte schon damit gerechnet, dass er ein paar Menschen das Leben genommen hat.
„Zweite Frage und du wirst ehrlich antworten hast du gesagt: warst du schon mal sehr in jemanden verliebt, oder liebst du gerade jemanden?"
Rasch zog er eine Braue in die Höhe.
„Willst du mich klären, oder was?"
„Nein, das ist nur die Strafe dafür, dass du viel über mich weißt.", sagte ich.
„Verliebt war jeder einmal.", meinte Devran nur. Er floh vor der Antwort.
„Sag jetzt. Warst du schon mal blind verliebt, oder gibt es gerade eine Frau, die dein Herz schneller zum Schlagen bringt?", wollte ich wissen.
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Die Wunde der Vergangenheit
Misterio / SuspensoIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...