15 - der Plan

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„Hier habe ich den Plan zusammengestellt... Ich suche den Mörder meines Vaters.", hörte ich im nächsten Moment.
Meine Augen rissen dich weit auf. Devran suchte den Mörder seines Vaters? Er wollte sich rächen? Am Ende des Weges lag ein Mord vor. Wie könnte ich Teil einer solchen Arbeit werden?
Jetzt kam er mir gefährlicher wie sonst vor. Ich war mir sicher, dass er den Mörder ohne eine Wimper zu Zucken umbringen würde. Er sah nach einen kaltblütigen Menschen aus, für ihn würde das ein Kinderspiel werden.
Hinter der Pinnwand steckte viel Arbeit und Recherche. Personen wurden beschrieben. Bilder von ihnen hingen. Post its klebten willkürlich rum. Kurze Notizen wurden mit einem Marker aufgeschrieben. Auf dem Esstisch dahinter lagen stapelweise Blätter rum. Stifte lagen unordentlich auf dem Tisch.
„Du wirst aber kaum etwas aus der Pinnwand verstehen können. Ich muss es dir erklären.", meinte Devran und trat einen Schritt nach vorne.
„Was muss ich verstehen? Du bist hinter einem Mörder her, um selber ein Mörder zu werden.", sagte ich fassungslos.
Er würgte mir kalte Blicke zu, als  er das gehört hatte.

„Was aus mir wird, sollte dich nichts angehen. Es ist meine Aufgabe den Mann zu finden, der mein Leben zerstört hat! Und du Damla, wirst mir dabei dienen!", erhöhte er seine Stimme.
Ich sah Wut und Rachsucht in seinen Augen. Wer auch immer eine eine offene Rechnung mit Devran hatte, sollte um seine Sicherheit sorgen. Er müsste wahnsinnig geworden sein. Eine andere Erklärung hatte sein Verhalten nicht.
Devran löste sich vom Fleck und näherte sich der Couchtisch. Dort nahm er sein Tee und stellte sich an das Fenster. Wie ich es mitbekommen hatte, redete er ungern über seine Vergangenheit.
Wie arrogant Devran war. Und du Damla, wirst mir dabei dienen!
Arroganter Schnöse! Mir war gar nicht aufgefallen, dass sich meine Hände zusammengeballt hatten. Er stand mit den Rücken zu mir gedreht da. Ich könnte ihn von hinten angreifen und - auf kein Fall Damla! Komm wieder zu dir. Devran ist keiner, wie du dir vorstellst. Noch einen Fehler wird er nicht verzeihen.

„Du siehst die Welt zu bunt Damla. In meiner Welt gibt es keine Farben.", unterbrach er die Stille.
„Was hast du erlebt, dass du die Farben in deinem Leben ausgeblendet hast?", stellte ich provokant eine Frage.
„Vieles. Das alles geht dich außerdem nichts an.", gab er eine provokante Antwort.
„Denkst du, du bist der einzige, der schlimme Dinge erlebt hat? Ich habe auch Vieles erlebt. Aber ich habe nie daran gedacht mich zu rächen. Deswegen konnte ich aus dem schwarzen Loch rauskommen. Aber du? Du wirst immer weiter sinken, wenn du dich von Rache und Wut lenken lassen wirst.", sagte ich im nächsten Moment.
„Bringe mich nicht an meine Grenzen, kleine Einbrecherin. Der Geduldsfaden kann ganz schnell bei mir reißen!", drehte er sich um und funkelte mich an.
„Da bist du nicht der einzige, dessen Geduldsfaden schnell reißt.", sicherte ich.
Du wolltest mich freiwillig haben! hätte ich am liebsten gesagt. Ich hatte recht und genau das störte ihn! Das war mir aber egal. Es ist sein Problem, wenn er nicht mit mir auskommt. Lügen kann jeder erzählen, die Wahrheit aber nicht...

„Ich bin vor einem Monat hier eingezogen. Davor hatte ich vier Jahre lang in Bolu gelebt.", fing Devran an zu erzählen, während er raus blickte. War er also doch bereit seine Geschichte zu erzählen? Mit langsamen und vorsichtigen Schritten näherte ich mich ihm.
„Als ich 19 war, bin ich aus dieser Stadt gegangen. Zwei Jahre nach dem Mord meines Vaters.", erzählte Devran.
Rasch zog ich die Braue in die Höhe. Mit 17 hat er also seinen Vater verloren. Ich hatte meinen Vater mit 14 verloren.
Durch die Information erfuhr ich, dass er also 23 war. So ungefähr hätte ich ihn eingeschätzt. Er wirkte reifer als er war. Besser gesagt müder.
„Jetzt bin ich zurück nach Istanbul gekommen, um meiner Familie zu helfen und den Mörder zu finden. Meine Familie braucht mich, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen.", fügte er hinzu. Wahrhaben wollen? Hatte er ein schlechtes Verhältnis zu seiner Familie?
„Weißt du, wer der Mörder ist?", fragte ich.
„Nein. Ich weiß aber wie ich ihn finden kann. Deshalb brauche ich dich.", teilte er mit und blickte mich an.
„Was genau willst du von mir? Wenn du so viel über mich recherchiert hast, müsstest du auch wissen, dass ich eine einfache Architekturstudentin bin und keine professionelle Hackerin. Mein Wissen ist begrenzt. Ich weiß nicht, ob ich dir wirklich helfen könnte... Es gibt so viele professionelle Hacker. Mit der richtigen Summe an Geld würde jeder für dich arbeiten. Wieso willst du ausgerechnet mich?", sagte ich letztendlich.
„Dass du eine einfache Architekturstudentin bist, kannst du jedem erzählen, nur mir nicht. Eine einfache Studentin bricht nicht in ein Unternehmen ein! Und hat auch keine gute Kampftechniken drauf. Ich war jahrelang professioneller Kickboxer und habe noch nie jemanden wie du gesehen. Du bist so zierlich, aber kannst dich gut verteidigen. Diese Eigenschaft wird mir bestimmt helfen. Wer sagt denn, dass du nur meine Hackerin sein wirst?", stellte er mir eine Gegenfrage. Auf was deutete dieser Psycho?
„Rede doch offen mit mir! Was willst du von mir!", stieg die Wut in mir.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt