56 - Albtraum

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Mein Inneres zerfraß sich.
Ungeduldig wippte ich mit dem Bein auf und ab. Tief zog ich die Luft ein und versuchte mich zu beruhigen. Immer wieder schaute ich mich nach Devran um, doch er war nicht in Sicht.
Was passierte? Wieso kam er nicht? Steckte er in Schwierigkeiten? Machte ich mir unsonst Panik? Aber warum dauerte die Übergabe so lang?
Lieber Gott, beschütze Devran.
Ein Stein lag mir auf dem Herzen.
Ich konnte nicht mehr länger im Auto sitzen. Ungeduldig verließ ich das Auto. Ich begann auf und ab zu laufen. Meine Hände klebten immer noch nervös aneinander.
Sollte ich zu meiner Sicherheit im Auto warten? Plötzlich fühlte ich mich schutzlos.

Noch einmal schaute ich mich um, aber kein Devran war weit und breit zu sehen. Ich sollte lieber im Wagen warten.
Lange schloss ich die Augen zu und wollte, dass die Zeit schneller verging.
Vielleicht würden wir wirklich Mansur Bahtiyar durch den Spion finden. Aber was hat Devran danach vor? Wie will er einen mächtigen Drogenboss umbringen? Denkt er, dass es keine Konsequenten für ihn haben wird? Der Mann hat hunderte Verbündete. Selbst im Ausland. Die Familie Atahan wird sicherlich in die Sache mitentwickelt. Devran war kurz davor den Krieg auszulösen! Ich hatte große Angst und Zweifel.
Sein Opa hatte vielleicht doch recht damit, einfach nichts gegen den Mörder zu machen.
Die Zukunft machte mir Angst. Ich könnte keine weitere Panikattacke überwinden...

Im nächsten Moment wurde die Beifahrertür aufgerissen. Schlagartig drehte ich mich nach rechts und erblickte Devran. Steine fielen mir vom Herzen.
„Devran!", gab ich erleichtert von mir. Ich konnte nicht sagen wie glücklich ich war ihn zu sehen! Er war heil. Nichts Schlimmes war passiert. Der Unbekannte hatte ihn in keine Falle gelockt. Gott sei Dank.
Wortlos schnallte er sich an und schaute mich skeptisch an.
„Was ist? Fahr los.", fragte er, als ob er nichts Gefährliches gemacht hätte.
„Du fragst, was los ist? Ist dir nicht bewusst, in welcher Gefahr du dich befandest?"
Ich machte den Motor an und fuhr los.
„Nichts ist passiert. Mach dir kein Stress. Devran geht's blendend.", gab er vor.
„Du hattest auch Angst, gib's zu. Es hätte auch in die Hose gehen können."
„Ist es aber nicht. Behalte deine Tränen für dich."
„Ha ha ha, sehr witzig Devran!"
Ich hörte ihn lachen.

„Jetzt mal im Ernst.", drehte er sich mir und suchte mein Blick, als ich an der Ampel anhielt. Ausdruckslos schaute ich ihn an.
„Hättest du für mich geweint?", fragte er auf einmal. Ironisch nickte ich mit Schlitzaugen, im Sinne von ‚Klar doch'.
„Wieso soll ich für dich weinen? Davon kannst du träumen Devran. Was bist du schon von mir?", fragte ich provokant.
„Genau Damla. Was bin ich für dich? Die Frau, die um mich geweint hat, als ich erstochen wurde, sagt mir, dass ich von ihren Tränen träumen kann... Ich brauche nicht mal zu träumen. Du hast es auch so gemacht.", konfrontierte er mich plötzlich mit der harten Wahrheit. Ich bekam einen Korb.
Sein linker Mundwinkel erhob sich amüsant, während er meine Antwort hören wollte. Ich verstümmelte, da ich dieses Mal keine Gegenargumente finden konnte. Verdammt! Denke nach Damla. Die Diskussion durfte ich nicht verlieren!
„Ein Mann wird vor meinen Augen, wegen mir erstochen. Sollte ich dabei lachen, oder was? Ich war in einem Schockmoment. Du hast stark geblutet.", verteidigte ich mich.
„Sag mir nicht Blut.", zog sich sein Gesicht zusammen. Die blutige Angelegenheit war ihn wohl eingefallen. Selbst mir wurde es dabei schlecht.

„Was bin ich eigentlich für dich, lieber Devran?", drehte ich die Fragerunde um. Das war ein guter Trick eine Diskussion zu gewinnen: die Aufmerksamkeit auf den anderen zu lenken.
„Aah, jetzt geht es um mich.", wunderte er sich.
„Magst du wirklich meine Augen am meisten?", erinnerte ich ihn an die Partynacht.
„Wieso soll ich das?"
„Du weißt ganz genau, was du auf der Party zu mir gesagt hast."
„Das meinst du also.", fiel ihn ein.
„Genau."
„Naja, was soll ich dazu sagen. Grüne Augen findet jeder schön. Außerdem habe ich das wegen dem Spiel gesagt.", behauptete Devran. Ob ich das glauben sollte und wollte?
Das war mir zu allgemein.
„Ich habe dich etwas Konkretes gefragt."
Seufzend atmete er aus.
„Was willst du von mir Damla?", klang er trotzig.
„Eine simple Antwort.", verlange ich.
„Macht dir niemand Komplimente? Erwartest du sie von mir, oder was?", lenkte er das Gespräch in eine andere Richtung.
„Anscheinend traust du dich nicht die Wahrheit zu sagen."
Ich konnte Devran so schnell wütend machen und irgendwie amüsierte ich mich dabei.

Die Wunde der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt