Ich war bereit.
Ein letztes Mal schaute ich mich im Spiegel an.
Noch nie hatte ich so lange zum Vorbereiten gebraucht. Ich hatte viele Kleider anprobiert, bis ich bei dem Outfit gelandet war.
In einer Ecke, die ich lange nicht durchstöbert hatte, hatte ich das Kleid gefunden.
Schwarz und knielang. Ein schlichtes aber feines Kleid. Ich mochte nicht so viel Schnickschnack. Dazu hatte ich eine passende silberne Uhr und silberne Ohrringe kombiniert. Mit Stilettos hatte ich das Outfit abgerundet. Für die Haare hatte ich nichts Besonderes gemacht, nur leichte Wellen. Und das Make-Up war dezent. Ein Eyeliner und ein unauffälliges Lippenstift hatten schon gereicht. Und fertig war ich.
Der Henker würde nichts zu meckern finden und wenn, dann hatte er Pech und war blind. Du sieht umwerfend aus Damla, lobte ich mich selbst und musste dabei lachen.Das Klopfen an der Tür riss mich von meinen Gedanken weg. Meine Mutter betrat den Raum. Als sie mich gestylt sah, staunte sie.
„Wohin geht es?", fragte sie neugierig. Hätte sie tagsüber mit mir gesprochen, könnte sie es eventuell gewusst haben.
„Ich wurde zu einer Veranstaltung eingeladen."
„Na sieh mal, unsere Damla geht freiwillig auf Veranstaltungen.", wunderte sie sich. Freiwillig war es ja nicht.
„Ich war gekommen, um dir ein Artikel zu zeigen.", kam sie mit ihr Tablet auf mich zu.
„Welches denn?"
„Das hier. Du bist in den Nachrichten.", zeigte sie lachend.
„Was!", entriss ich es aus ihrer Hand.Auf einmal sah ich ein Artikel, worauf Görkem und ich als Titelfoto abgebildet waren. Als wir auf der Bank saßen, wurden wir fotografiert.
Blüht da etwa eine neue Liebe auf? lautete die Überschrift. Mir wurde es sofort flau im Magen. Das konnte doch nicht wahr sein!
Am vergangenen Freitag wurde der erfolgreiche Schauspieler Görkem Körel mit Damla Bayraktar, der hübschen Stieftochter des Filmproduzenten Serhan Metiner gesichtet. Auf einer Bank am Ufer in Ortaköy unterhielten sie sich, bis Damla Bayraktar ging.
Vergangenes Jahr hatte der Schauspieler und Model die Hauptrolle im Film ‚48 Stunden' gespielt, der von Metiner Media produziert wurde. Ob die beiden sich damals schon näher gekommen sind, ist eine Frage.Verdammt! Wir wurden entdeckt! Ich hatte Görkem gewarnt. Und jetzt waren wir in der Zeitung gelandet. Ich kam auf 180! Wie konnte mir so ein Fehler passieren? Ich hätte sofort gehen sollen, als er gekommen war...
„Willst du nichts dazu sagen?", fragte meine Mutter.
„Wir sind nicht zusammen. Görkem und ich waren nur befreundet.", behauptete ich.
„Soll ich das glauben?", hakte sie misstrauisch nach.
„Ja Mama! Wir hatten uns nur unterhalten. Die Journalisten übertreiben Mal wieder.", versuchte ich den Artikel zu verharmlosen. Wer weiß, wie viele Leute das gesehen haben. Natürlich werden die Leser denken, dass wir zusammen wären.
„Na gut, wenn du meinst. Ich gehe dann. Viel Spaß dir heute Abend.", ging sie wieder.
Wie werde ich diesen Görkem los! Ich wollte nichts mehr mit ihn zutun haben. Auch, wenn er ein gut aussehender Mann war den ich nicht losgelassen hätte, wenn er mich nicht verletzt hätte, wollte ich ihn nicht mehr.
Während ich aufgebracht im Zimmer rumlief, empfing ich eine Nachricht. Das müsste Devran sein. Er war bestimmt gekommen, um mich abzuholen. Bin da, las ich seine Mitteilung.
Ich nahm meine Tasche und machte mich auf den Weg nach draußen. Vor dem Eingangstor wollte er mich abholen. Mit schnellen Schritten ging ich zum Treffpunkt. Ich sah sein Range Rover schon von weitem.Lässig hatte sich Devran an sein Auto gelehnt und war dabei eine Kippe zu Rauchen. Beschäftigt tippte er mit der freien Hand auf dem Handy rum.
Als er mich bemerkte, wandte er sich vom Bildschirm ab und blickte er zu mir hoch. Ich wurde von oben bist unten angemustert. Das fühlte sich unangenehm an, weil mich seine Blicke durchlöcherten.
Ich ging weiter und versuchte meine Unsicherheit zu überspielen. Mein Herz begann aus einem unerklärlichen Grund an schneller zu schlagen. Ich war aufgeregt, weil ich nicht wusste, was heute auf mich zukommen würde. Die Ungewissheit machte mich unsicher.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...