Die Stimmung war auf einmal trist geworden. Das war nicht meine Absicht gewesen. Serkan muss durch eine harte Vergangenheit gegangen sein.
„Es tut mir leid.", entschuldigte ich mich.
„Brauchst du nicht. Jeder geht im Leben durch dick und dünn. Mir geht es jetzt Gott sei dank gut.", meinte Serkan lächelnd.
„Genau. So lernt man zu Leben.", vergewisserte ich.
Das Essen mit Serkan war amüsant verlaufen. Er war ein netter anständiger Typ. Ich fragte mich sogar, was ein Mann wie er in der dunklen Mafiawelt zutun hatte. Er hätte etwas Besseres sein können, aber sein Schicksal hatte es so entschieden.„Was macht Devran so? Wie läuft die Arbeit? Konnte der Plünderer gefunden werden?", änderte ich abrupt das Thema, um nicht länger über Trauriges zu reden.
„Nein, leider nicht. Aber dafür hat er einen anderen Weg gefunden, um den Betrag zu zahlen. Seltsamerweise hat Zelal Khalil, eine Art Vorsitzende des Verbunds, Devran eine Zusammenarbeit angeboten. Um ihre Lieferungen nach Iran werden wir uns kümmert. Normalerweise kommen Leute zu ihr, aber sie hat Devran gerufen.", erzählte Serkan. Rasch warfen sich meine Braue in die Höhe.
„Dann hat er ja Glück gehabt, oder es gab einen bestimmten Grund für die Hilfe."
„Das wird sich mit der Zeit herausstellen. Und auf der Arbeit läuft alles wie gewöhnlich. Aber heute hatte Devran Abi Besuch aus einem Wirtschaftsmagazin. Er wurde über seine Arbeit interviewt.", erzählte meine Posttaube.
„Wirklich? Devran wurde interviewt?", konnte ich es nicht glauben.
„Ja, du hältst zwar nicht viel mein Abi, aber er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Und nebenbei kümmert er sich noch um deine Angelegenheiten.", gab er entschlossen von sich, dass ich anfangen müsste über sein skeptischen Gesichtsausdruck zu lachen.„Woher weißt du, dass ich nichts von Devran halte?", fragte ich. Hellhörig widmete er sich mir.
„Wie? Was meinst du damit?", konnte Serkan nicht glauben.
„Sagen wir so: Devran könnte ein guter Mensch sein, aber er will es nicht. Wir hatten sowieso einen schlechten Start... Eine Zeit lang dachte ich, dass es sich gebessert hat, doch ich lag falsch. Nachdem wir zusammen auf der Veranstaltung gesichtet wurden, wurde es nur noch schlimmer. Devran kann sehr rücksichtslos und verwirrend sein.", öffnete ich Serkan unerwartet meine Inennwelt, während ich auf das rauschende Meer blickte. Aufmerksam hatte er mir zugehört.„Hat nicht jeder Mensch zwei Seiten? Eine dunkle und eine helle?", unterbrach Serkan die Stille zwischen uns.
„Warum bringt man seine dunkle Seite zum Vorschein?"
„Vielleicht, weil man Angst hat Damla."
„Vor was?"
Und hier war der Haken. Das konnte ich mir nicht beantworten. Devran zog seine dunkle Seite als Schutzwand auf. Aber wieso? Ich wusste, wie feinfühlig und gefühlvoll dieser Mann sein konnte. Warum war er dann kalt und barsch zu mir? Weil ich das Bauunternehmen gehackt hatte? Weil ich kein nutzvoller Hacker sein konnte?
„Das kann ich nicht beantworten.", enthielt Serkan sich, wobei ich das Gefühl hatte, dass er die Antwort kannte...Bis kurz vor Sonnenuntergang hatten wir am Tisch gesessen und uns unterhalten. Die Zeit war förmlich geflossen.
Irgendwann wurde es Zeit zu gehen und die Wege trennten sich.
Zuhause sperrte ich mich in mein Zimmer ein und durchblätterte nochmals den Ordner.
Devran hatte eine recht ordentliche Handschrift fiel mir auf. Sie war leicht nach links geneigt, aber einheitlich.Der Junge kennt mein Bruder, aber woher? Wie ist er an seine Aufnahme gekommen? Müde ausatmend stand ich auf und begann im Kreis zu laufen. Ich verliere noch den Verstand! Ich muss den Jungen finden und eine Idee dazu hatte ich auch. Was sagte Devran dazu? Wieso hatte er Serkan als Übermittler geschickt? Ich kooperierte mit Devran, nicht mit Serkan.
Ich griff nach mein Handy und wählte Devrans Nummer, da ich mit ihn reden musste. Es klingelte, doch keiner nahm ab. Das war der falsche Zeitpunkt, um mich zu ignorieren. Oder Devran war wirklich beschäftigt. Noch einmal versuchte ich ihn zu erreichen, aber schaffte es nicht.
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Die Wunde der Vergangenheit
Mystery / ThrillerIm nächsten Moment wurde ich ruckartig nach hinten gezogen und prallte gegen die harte Brust vom Unbekannten. Die Zeit schien wieder geblieben zu sein. Wie mein Herzschlag. „Ich weiß zwar nicht wer du bist... doch ich werde dich finden!", hörte ic...