Edward Nygma war schon längst abgehauen, als Harley wieder durch die schwarze Tür des Zimmers am Ende des Flurs trat. Bud und Lou hatten etwas Aufmerksamkeit gebraucht, die die Verbrecherin ihnen niemals verwehren könnte. Die Hyänen waren einfach viel zu niedlich. Sie blieb jedoch sofort verwirrt stehen, bevor sie nur einen weiteren Fuß in das Schlafgemach des Jokers setzen konnte. Alle Leichen waren verschwunden, keine Blutspur war mehr zu sehen, nicht einmal die Weingläser standen noch an dem Platz wo Harley sie das letzte Mal gesehen hatte. Doch das alles war egal, als ihre Augen auf etwas viel viel Schöneres als glänzend saubere Böden fielen. Sie schien dem Joker noch nicht aufgefallen zu sein. Er trug eine Jogginghose, sein schwarzes Hemd hing offen von seinen Schultern, die Ärmel trotzdem noch hochgekrempelt, sein Gesicht ungeschminkt und blass. Irgendwas hatte ihn wohl während des Umziehens unterbrochen. So wirkte es jedenfalls, denn er ging unruhig auf nackten Füßen neben den großen, bedeckten Fenstern hin und her, während er Anweisungen in sein Handy knurrte. Die Verbrecherin blieb lieber stehen, als ihn abzuschneiden. Es schien ernst zu sein. Irgendwann hörte er auf Befehle zu geben und hörte nur noch dem, was wer auch immer am anderen Ende der Leitung war zu sagen hatte, zu. Sein Gesichtsausdruck sah verbittert aus, er wusste, dass hier niemand war, der seine Gefühle lesen konnte, beziehungsweise niemand, bei dem er es unbedingt vermeiden wollte und das schloss eigentlich nur eine einzige Person aus. Plötzlich blieb er stehen. „Fuck!", er strich sich mit der Hand durch die grünen Haare, ein leises Stöhnen kam von zwischen seinen Lippen hervor. Irgendwas war so richtig schiefgelaufen. So richtig richtig richtig schiefgelaufen. In dem Moment fiel sein Blick auf die wartende Schönheit in der Tür. „Ich will sofort Antworten haben, Frost", knurrte er noch ins Telefon, dann legte er auf, ohne sie eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen. „Puddin'?", fragte Harley. Der besorgte Unterton in ihrer Stimme schien ihm aufgefallen zu sein, denn er wandte sich von ihr ab und ließ sich auf das Sofa fallen. Mit einem lauten Seufzen lehnte er sich zurück und starrte hoch an die Decke. Die Verbrecherin ging mit langsamen, vorsichtigen Schritten auf ihn zu. Sie wusste nicht genau was passiert war vorhin, während sie geschlafen hatte, doch, wieso auch immer diese Menge an Toten hier gelegen hatte, es hieß nichts Gutes. Sie kickte die Stiefel von ihren Füßen und setzte sich neben ihren Geliebten. Während er ziemlich lustlos da saß, richtete sie sich gerade auf und stützte ihren Ellenbogen auf der oberen Kante der Lehne ab, sodass sie auf ihn hinab sehen konnte. Seine Augen hatte er geschlossen, doch sie wusste, dass hinter ihnen ein wütender Sturm lag, den er sehr bald auf die schuldigen Personen los lassen würde. „Puddin'?", fragte sie nochmals und legte eine Hand auf seine Schulter. „Das Ding mit dem Pinguin ist noch nicht vorbei...", sagte er, dabei klang er fast etwas zu ruhig. Doch als er seine Augen wieder öffnete, verrieten sie das Gegenteil. „Wie meinst du das?", ihre Hand rutschte seinen Oberarm hinab. „Sein gesamtes Werk, alles was er über die Jahre aufgebaut hat, wurde übernommen von jemand Neuem, viele seiner ehemaligen Anhänger haben sich angeschlossen... Und sie wollen Rache." Harley verzog das Gesicht. „Wer würde denn den Haufen Blech übernehmen wollen?", fragte sie, gespielt irritiert, und meinte dabei das Versteck des verstorbenen Exkönigs Gothams. „Der Haufen Blech, wie du ihn so schön genannt hast, ist jetzt ein Palast aus Eis und Schnee", sagte er und blickte zu ihr auf, seine Augen noch immer das einzige, das seine wahren Gefühle verrieten, „Sagt dir der Name Killer Frost was?" Sie überlegte kurz, bevor sie nickte. Sie hatte die eiskalte Frau zwar nie in Arkham therapiert, jedoch hatte sie damals mitbekommen, wie der ein oder andere gefrorene Wächter auf einer Trage aus der Psychiatrie getragen worden war. „Sie war bei den Wachen in Arkham nie besonders beliebt", meinte sie und grinste. „Wieso kommt mir das so bekannt vor?", fragte er und erwiderte das Grinsen, „Jedenfalls hat sie Rache geschworen...", er wandte den Blick wieder der Leere zu, „Gegen mich und alle, die auch nur irgendwas mit dem Tod des Pinguins zu tun hatten." Harley überlegte. Was um alles in der Welt war dieser Frost nur so wichtig an dem toten, humpelnden Vogel? „Was liegt ihr denn an dem Idioten?" Der Joker schien kurz zu zögern und starrte nur unverändert weiter ins Leere, bis er ihr doch antwortete. „Sie hat mal für ihn gearbeitet, ob sie irgendwelche engeren Beziehungen miteinander hatten weiß ich nicht." Die Verbrecherin verzog das Gesicht. Wieso sollte man jemals engere Beziehungen mit dem Typen gehabt haben wollen? Aber man sollte ja nicht verurteilen, immerhin saß sie selbst ja gerade neben einem Superschurken, mit dem sie oft genug in einem Bett landete. Aber der Pinguin? Dem fehlten doch der Charme und die Anziehungskraft, ganz zu schweigen von der Attraktivität. Doch bevor ihre Gedanken auch nur etwas weiter in die seltsamsten Richtungen gehen konnten, redete J weiter. Von etwas, das ihr einen ausgiebigen Schauder über den Rücken jagte. „Wir müssen aber erstmal mit unseren eigenen Leuten fertig werden..." „Wie meinst du das?" „Die Typen, die uns vorher versucht haben zu überfallen, gehörten zu meinen eigenen Männern." Harley starrte ihn ungläubig an. „Fuck...", gab sie kleinlaut von sich, „Das heißt wir sind nicht mal in unserem eigenen Versteck sicher... Was willst du tun?", wieder stechendes Schweigen, „Sie alle umbringen?" Er stieß ein kurzes Schnauben aus. „Und was machen wir dann, so ganz ohne Leute?" „Sie alle abhören, wie sie das in den Krimis doch auch immer tun?" „Dauert zu lange." „Was wenn es so ein Wahrheitsserum gäbe?" „Gibt es, würde aber trotzdem Ewigkeiten dauern." „Wo ist dein Optimismus?" Für die Frage bekam sie nur einen grimmigen Blick von unten. „Ach komm schon", sie strich seinen Arm wieder hoch und spürte wie sich die Muskeln unter ihrer Handfläche anspannten. Ihre Hand blieb aber nicht wieder auf seiner Schulter liegen, sondern wanderte weiter auf seine entblößte Brust und dann unter den Stoff seines aufgeknöpften Hemds.
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Emergency Exit Madness - Abgebrochen
Fanfiction"I'm not crazy - I'm just insane." Harleen Quinzel. Eine Psychologin im Arkham Asylum, gefangen in ihrer eigenen Einsamkeit. Sie trägt ein gebrochenes Herz mit sich rum - Sie hat niemanden. Ihre einzigen Freunde sind ihre Patienten im Asylum. Doch a...