Besonders

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Sie blickte noch einmal hinter sich. Der Joker sah ihr nicht mal hinterher. Sie spürte wieder diesen stechenden Schmerz im Herzen. Warum machte er das immer mit ihr? Sie musste unbedingt mit ihm reden. Frage war nur wann. Jedes Mal, wenn sich eine Chance bat, fand er immer etwas, um es zu verhindern. Dabei war ihm wahrscheinlich nicht mal klar, dass sie innerlich wegen ihm zusammenbrach. Die Frage war nur: Was fühlte er für sie? Vielleicht ging es ihm ja ähnlich und er wollte seine Gefühle einfach nicht eingestehen... Harley schüttelte den Kopf. Sie musste endlich aufhören darüber nachzudenken. Sie war etwas Besonderes, denn sie war die Einzige, auf die er sich jemals eingelassen hatte. So sagte man es ihr jedenfalls, wie ihr gleich nochmal klargemacht werden würde. Wie vorhin spaltete sich die tanzende Menge vor ihr, sodass sie ganz einfach passieren konnte. Die kleine Dame an der Bar bemerkte sie erst, als sie direkt vor ihr stand. „Kann ich dir ein Getränk anbieten?", fragte sie abwesend, während sie ein Glas abtrocknete. Sie schaute ihr nicht mal ins Gesicht. „Nein, danke, ich wollte mich eigentlich nur vorstellen", meinte sie lächelnd. Schon bei ihrer Stimme blickte der Rotschopf erschrocken auf. „Oh mein... Es tut mir Leid", sagte sie mit aufgerissenen Augen. „Warum denn? Keine Sorge, ich bin nicht so harsch wie J." Sie nickte nur zögernd. „Also, ich bin Harley", sie streckte ihr die Hand entgegen. Sie nahm sie und schüttelte sie. „Viktoria", meinte sie, noch immer wie in Trance. „Tut mir Leid... Leute wie du bleiben normalerweise im VIP-Bereich..." Harley wusste nicht ganz, was sie von dem „Leute wie du", halten sollte, aber sie ließ es einfach stecken. „Weißt du was?", meinte sie dann nur und setzte sich auf einen der Barhocker, „Ich nehme doch einen Drink." Viktoria nickte lächelnd und drehte sich zum Schrank mit den Gläsern. „Was soll's denn sein?" „Überrasch mich einfach." Plötzlich wurde die Tür hinter der Bar aufgestoßen. Harley schaute etwas erschrocken auf. Doch Viktoria schien gar nicht zu reagieren. Eine große, schlanke, dunkelhäutige Frau kam durch den Türrahmen gestürmt. „Viki! Kannst du mir mal bitte erklären, warum mir dieses Kleid schon wieder zu klein ist???" „Du hast wahrscheinlich wieder das von Honey an, Jazz", murmelte diese nur. „Verdammt!", raunte Jazz und verschwand wieder hinter der schwarzen Tür. Sie schien Harley gar nicht bemerkt zu haben. Sie war wahrscheinlich eines der Tänzerinnen. „Tut mir leid, das passiert fast jeden Abend", entschuldigte Viki sich und stellte Harley einen Cocktail hin, „Sie ist etwas tollpatschig." Harley zuckte nur mit den Achseln und nippte an dem Strohhalm. „Mmmh, das schmeckt echt gut." „Danke", lächelte der Rotschopf. Eine Minute später wurde die Tür, dieses Mal etwas vorsichtiger, wieder geöffnet. Jazz kam wieder raus und trug dasselbe, schwarze Kleid wie vorhin, nur dieses Mal passte es ihr wie angegossen. Doch sie blieb abrupt stehen, als ihre dunklen Augen auf Harley fielen. Diese lächelte sie an. „Hey! Schön dich kennenzulernen!" „Wow... ich dachte schon, ich würde dich nie zu Gesicht bekommen", ein Grinsen schlich sich auf die Lippen der Tänzerin. Sie ging um die Bar herum und setzte sich auf den Barhocker neben der frischgestrichenen Verbrecherin. „Ich bin Jazz." Harley war über die sehr verschiedenen Reaktionsweisen der zwei Angestellten etwas überrascht. Doch bevor sie darauf antworten konnte, zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der Joker war hinter den Perlengardinen aufgestanden und ging auf einen großwüchsigen Mann in grünem Anzug zu. Der Riddler. „Wie ist es so, mit dem Joker zusammen zu sein?", fragte Jazz plötzlich. Sie hatte ihren Blick anscheinend bemerkt. Diese Frage war äußerst berechtigt. „Ein ziemliches Hin und Her...", murmelte sie. „Hast du schon mit ihm geschlafen?" Harley schaute sie verwirrt an. Warum zur Hölle wollte sie das bitte wissen? Doch sie hatte das Gefühl, dass sie auf etwas hinauswollte. „Nein...", meinte sie nach einer Weile. „Nicht schlecht..." Verwunderung machte sich in ihr breit. „Warum denn?" Jazz lehnte sich etwas zu ihr vor und fing an zu flüstern. „Einige meiner ehemaligen Kolleginnen haben versucht ihn für sich zu gewinnen", sie schaute Harley durchdringlich an, „Ich kann es verstehen, denn schlecht aussehen tut er ja nicht..." Harley schaute sie schief an. Sie hatte keine Absichten, ihn mit irgendwem zu teilen. „Kaum eine hat es geschafft." „Kaum?", hakte Harley nach. „Es gab ein oder zwei, die er an sich rangelassen hat, jedoch keine von denen hat den nächsten Morgen erlebt." „Oh...", war das Einzige, was Harley in dem Moment in den Sinn kam. „Wie du siehst, bist du wirklich etwas Besonderes. Mit dir würde er ganz bestimmt freiwillig ins Bett steigen." Das Wort „freiwillig" machte Harley verwundert. „Freiwillig? Du meinst er wurde gezwungen???" Jazz lachte kurz auf. „Von Lust getriebene Männer sind gefährlich, Harley", meinte sie, etwas lauter als sie vorhin gesprochen hatte, „Männer, die lieben jedoch, sind etwas ganz Anderes", Jazz lächelte, „Ich denke, Harley, dass er dich wirklich liebt. Du bist nicht nur ein Spielzeug für ihn, sondern etwas Besonderes. Sonst hätte er schon längst mit dir geschlafen." Harley zog die Augenbrauen hoch. „Meinst du wirklich? Ich... ich bin mir da nicht ganz sicher... Er wirkt oft so abweisend..." „Er ist sich wahrscheinlich selber nicht besonders sicher, was er für dich empfindet. Du musst bedenken, er ist Verbrecher. Liebe ist für ihn ein Fremdwort. Bis jetzt jedenfalls." Harley fing an zu lächeln. Sie wollte etwas erwidern, jedoch wurde sie unterbrochen. „Hey Süße... Lust auf Tanzen?" „Das ist ein schlechtes Beispiel...", murmelte Jazz, während sie sich umdrehte. Hinter ihr stand ein großer, blonder Mann mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen. Seine Hand lag auf der Hüfte der Tänzerin. Viktoria schaute von den Gläsern auf. Er schien Harley jedoch nicht bemerkt zu haben. Jedenfalls schien er nicht zu wissen, wer sie war. Vielleicht lag es daran, dass die farbigen Spitzen ihrer Haare auf ihren Schultern lagen, und damit von hinten nicht zu sehen waren. „Nettes Angebot", Jazz klang noch nett, „Aber nein." Plötzlich war sie ernst. „Och, warum denn nicht?", schmollte der Typ. „Weil ich will jetzt viel lieber hier mit meinen Freundinnen etwas trinken und nicht mit einem Fremden über die Tanzfläche fliegen!" „Das nenne ich mal eine klare Ansage...", meinte der Blonde leise und strich Jazz's Haare nach hinten, „Ich mag temperamentvolle Frauen." Jetzt reichte es. „Hast du sie nicht gehört?! Du sollst sie in Frieden lassen!" Harley drehte sich um. „Und was hat so eine kleine Göre wie du mir zu sagen?" Er schaute sie nicht mal an. „Oh, eine ganze Menge!" Jetzt schaute er auf. Und plötzlich bildete sich etwas Furcht in seinem kantigen Gesicht. „Fass sie noch einmal an und du wirst es bereuen!", sie funkelte ihn wütend an, „Ich kann dich gut hier aus dem Club rausschmeißen! Ich kenne den Boss hier ziemlich gut, glaub mir", jetzt fing sie an zu schmunzeln, „Ich könnte dich auch hier auf der Stelle erschießen!" „Wow wow wow, beruhig dich, Lady!" Er hob die Hände. „Dann hau ab! Sonst muss ich dem Boss leider Bescheid sagen!" Und das tat er dann auch. Jazz schaute ihm noch etwas hinterher. „Danke", sie lächelte Harley an, „Wärst du nur immer da, wenn sowas passiert..." „Gern geschehen", Harley lächelte zurück. „Man könnte meinen, dass du gar nicht verrückt bist." Harley lachte. Doch dann schaute sie wieder zum Joker rüber. Er unterhielt sich immer noch mit dem Riddler. Er war um einiges entspannter als beim Pinguin. Plötzlich trafen sich ihre Blicke. Es jagte ihr einen Schauder über den Rücken und sie schaute schnell wieder weg. Ein paar Sekunden später blickte sie wieder auf. Seine Augen durchbohrten sie. Ein Grinsen war auf seinen Lippen erschienen. Und plötzlich machte er eine Kopfbewegung, die ihr signalisierte, dass sie zu ihm kommen sollte. Sie lächelte. „Ich muss gehen, Leute", sie sprang vom Hocker runter, „Aber wir sehen uns bestimmt bald wieder." Viktoria nickte und Jazz winkte ihr nach. „Ciao!" Sie bahnte sich wieder einen Weg über die Tanzfläche und lächelte Jonny zu, als er ihr die goldene Absperrung öffnete. „Ach, sieh an wer da kommt." Edward Nigma grinste sie an. Harley lächelte zurück und boxte ihm gegen die Schulter. Er verzog das Gesicht etwas. „Au...", murmelte er eine Sekunde später. Harley lachte und ging rüber zum Joker, der neben der weißen Couch stand und irgendwas auf seinem Handy durchlas. „Na? Fertig?" Er schaute sie kurz an. „Ja...", er schaltete das Handy aus und steckte es in seine Hosentasche, „Endlich..." Er sah ziemlich fertig aus. „Ich wünsche euch eine schöne Nacht", meinte der Riddler noch. Er zwinkerte Harley zu. Ihr Puddin' machte ein genervtes Geräusch. Sie schaute dem Schurken in grünem Anzug etwas verwundert hinterher. Doch das war ihr plötzlich egal, als sie wieder eine warme Hand auf ihrem Rücken spürte. „Komm mit." Die Hand übte Druck aus und sie machte ein paar Schritte nach vorne. „Wo gehen wir hin?", fragte sie, als sie den VIP Bereich verlassen hatten. Wie aus Zauberhand waren alle Menschen in einer Sekunde im Umlauf von ein paar Metern verschwunden, als ob sie Angst vor dem Grünhaarigen hätten. Das war eigentlich ziemlich berechtigt. „Nach Hause, wohin denn sonst?" Harley musste lächeln. Er bezeichnete es nun auch schon als ihr zu Hause, theoretisch bedeutete das, dass er sie dort akzeptiert hatte. Die große Eingangstür wurde von eines der Türwärter geöffnet. „Abend Boss." Der Joker machte nur eine Handbewegung und ging weiter. Harley drehte sich aber nochmal zum Club um. Sie hatte das Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Sie hatte Recht. Jazz verfolgte sie mit ihren Augen auf Schritt und Tritt. Die Schurkin lächelte der Tänzerin zu und verließ dann das Wirrwarr aus goldenem Licht und lauter Musik. Als die Tür hinter ihr zufiel hatte sie das Gefühl, dass sie nur halb so gut hören konnte wie sonst. Das lag wohl an dem viel geringeren Lautstärkepegel hier draußen. Irgendwo im Hintergrund konnte man eine Sirene hören, sonst aber nichts außer dem Wind, der durch die engen, dunklen Gassen Gotham Citys pfiff. Harley atmete die kalte Luft ein. „Kommst du?", hörte sie die Stimme ihres Puddin's sagen. Sie ging langsam auf den Lamborghini zu. Der Joker hatte ihr die Tür geöffnet. Sie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und lehnte sich zurück. Bald wurde der laute Motor angeschaltet. Harley schaute neben sich. Der Joker trat mit einem Grinsen aufs Gaspedal und sie fuhren aus der langen, dunklen Gasse raus und rein in die golden beleuchtete Stadt.

Es hat mich etwas Überwindung gekostet dieses Kapitel hochzuladen, weil ich sonst nicht über sowas schreibe, nicht mal, dass sie drüber reden... Ich hoffe ihr mögt es trotzdem :) Ich muss jetzt weiter lernen. Bio ist jetzt dran... :(

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt