Blicke

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Sie stand in einem Raum. Die Wände waren pink und blau gestrichen. In der Mitte stand ein großes Bett. Und auf diesem Bett lag eine junge Frau. Sie war kreidebleich, ihre Haare waren ein helles Blond, fast schon weiß. Sie hatte sie in zwei Zöpfe gebunden, die eine Spitze pink, die andere blau. Tattoos zierten ihren Körper und ein Grinsen ihre roten Lippen. Ein Baseballschläger lag neben ihr. War das Blut? Ja, er war mit Blut beschmiert. Irgendwie kam ihr diese Szene bekannt vor. Plötzlich bewegte sie sich. Sie setzte sich auf und starrte direkt auf Harley. Die junge Frau wusste, dass sie das selbst war. Sie wusste ebenfalls ganz genau, dass sie wahrscheinlich bald so aussehen würde. Es sah ziemlich cool aus. Sie ging fragend einen Schritt zur Seite. Doch der Blick der Schurkin folgte ihr nicht. Verwundert wollte sich Harley umdrehen und schauen, warum sie noch immer genau auf diesen Punkt starrte, doch das war gar nicht mehr nötig. „Wie lange stehst du schon da?", fragte sie plötzlich und grinste verschmitzt. Sie wollte schon antworten, doch sie wurde unterbrochen. „Lange genug", meinte plötzlich eine weitere Stimme. Doch sie kannte diese Stimme. Diese Stimme war ihr mehr als nur bekannt. Sie hatte sich in diese Stimme verliebt. Und schon ging er an ihr vorbei, auf die Schurkin zu. Der Joker. Sie musste lächeln. Sie musste in seiner Gegenwart immer lächeln. Die Zukunfts-Harley war aufgestanden, den Baseballschläger in der Hand. „Wo gehen wir hin, Puddin'?" Puddin'? Seltsamer Spitzname. „Oh, wir gehen nirgendwo hin..." Sie schaute ihn fragend an. Doch sie musste nicht lange auf eine Antwort warten. Harleys Augen weiteten sich, als sich die beiden küssten. Sie musste lächeln. Das musste ihre Zukunft sein. Ihr Herz schlug schneller, als sie die beiden beobachtete. Der Zweifel des vorherigen Abends war wie weggeblasen. Wenn das hier ihre Zukunft war, dann konnte sie sich freuen. Vielleicht müsste sie noch ein paar Hindernisse überwinden, aber es würde ganz sicher bald so sein. Der Joker und die Zukunfts-Harley brachen auseinander. Sie lächelten einander an. Und dann flüsterte er ihren Namen. „Harley..."

Sie blinzelte. Tageslicht. Eine warme, weiche Decke umwickelte ihren Körper. Sie spürte wie ein starkes Glücksgefühl ihre Adern durchspülte. Das war also ihre Zukunft. Hoffentlich. Dieser Traum kam ihr irgendwie sehr bekannt vor. Nur hatte sie letztes Mal mit Eifersucht und Wut reagiert. Sie konnte ja noch nicht wissen, dass sie bald mal so aussehen würde. Doch nun tat sie das. Freude blubberte in ihr. Sie schaute verträumt zum mit Gardinen bedeckten Fenster. Es war hell. Extrem hell. O my gosh! Harley setzte sich auf. Wie spät ist es?! Sie schaute sich hektisch nach einer Uhr in ihrem neuen Zimmer um. Sie fand eine auf dem einen Nachttisch. Der goldene kleine Zeiger stand zwischen der elf und der zwölf. Sie hoffte es gab bei J keine Regelungen was Verschlafen anging. Sie fiel zurück auf ihr kuscheliges Bett. Sie wollte nicht aufstehen. Sie versenkte ihr Gesicht im weichen Kopfkissen. Doch nach ein paar Sekunden wurde ihr Blick von ihrem riesigen, spiegelnden Schrank angezogen. Irgendwas in ihr machte plötzlich klick. Sie war auf einmal hellwach. Sie schwang ihre Beine über die Bettkante und stand auf. Sie musste ihren Schwarm beeindrucken. Dadurch, dass sie so spät war, musste sie ihn noch mehr mit ihrem Aussehen beeindrucken. Sie öffnete die große Schiebetür und schaute sich nach etwas Geeignetem um. Alles hier drin war das komplette Gegenteil von dem, was sie als Harleen getragen hatte. Sie hätte damals sowas extrem Kurzes, Auffälliges, Glänzendes oder Glitzerndes nicht mal angerührt. Aber sie wollte so anders wie möglich sein, damit man die schüchterne und unauffällige Psychologin nicht mal mehr in ihr erkennen konnte. Zwanzig Minuten später stand eine vollkommen andere Frau vor dem Spiegel. Die Haare, wie im Traum, zu zwei Zöpfen gebunden, der Körper von einem kurzen, engen, goldenen Kleid bedeckt, die Augen wie ihre Haare pink und blau geschminkt und die Lippen rot und zu einem Grinsen verzogen. Sie war bereit den Joker zu beeindrucken. Mit so viel Eleganz wie möglich ging sie auf den schwarzen Highheels auf die weiße, große Tür zu – doch dann fiel ihr ein, dass Jonny wollte, dass sie hierblieb, bis er ihr die Regeln erklärt hatte. Verdammt! Das könnte ja noch Stunden dauern. Und ihr Magen knurrte als hätte er eine Woche lang kein Essen mehr gesehen. Sie drehte sich schlecht gelaunt um, als sie plötzlich ein lautes Knallen hörte. Ihre Augen weiteten sich und wandte sich blitzschnell wieder dem Ausgang zu. Was war das??? Doch als sie ein hämisches, lautes Lachen hörte, wusste sie, dass ihr Schwarm wohl gerade irgendjemanden direkt vor ihrer Tür erschossen hatte. Doch sie hatte keine Angst. Warte mal – er stand also gerade direkt vor ihrem Zimmer. Dann war doch jetzt der perfekte Zeitpunkt um ihn zu beeindrucken. Ihre Füße reagierten früher als ihr Gehirn und sie befand sich schon auf der Türschwelle, als sie zu Ende gedacht hatte. Da stand er wirklich, eine Pistole in der Hand, das allzu gefürchtete Lachen dröhnte aus seiner Kehle. Ihm gegenüber stand eines seiner Angestellten, seltsamerweise nicht tot, sondern nur zitternd und duckend vor Angst. Der Joker hatte Harley noch nicht bemerkt. Doch der Blick des Untertanen blieb an ihr hängen. „Erm... erm... erm... Boss-" „Was?!", unterbrach er den Anhänger. Dieser zeigte mit zitterndem Finger auf die junge Frau, die im Türrahmen lehnte und grinste. „Morgen Puddin'", meinte sie nur, während sie sich an den Spitznamen erinnerte, den sie ihm im Traum gegeben hatte. Er sah irgendwie wenig beeindruckt aus. „Morgen Harley", er wandte sich wieder seinem Angestellten zu, „Also, wenn du nochmal vergisst, den Eingang zu unserem Versteck zu schließen, dann trifft dich die Kugel!" Er schaute ihn mit einem durchbohrenden, wütenden und herausfordernden Blick an. Doch der Angestellte hatte nur Augen für die Schönheit in gold, blau und pink. Der Joker ging langsam auf ihn zu. „Haben wir uns verstanden?" Der Typ nickte, jedoch blieb sein Blick noch immer an Harley hängen. „Gut, du darfst jetzt gehen." Der Untertan nickte nochmal, zwang sich dazu sich von dem wunderschönen Anblick dieser wunderschönen Neuen loszureißen und wandte sich von seinem Boss ab. Er ging langsam auf die Tür am Ende des Flures zu. Doch da kam er nie an. Der Joker blickte ihm ein paar Sekunden lang hinterher. Und dann hob er den Arm mit der Pistole in der Hand, entsicherte sie schnell und schoss. Harley zuckte bei dem Knall zusammen und sah wie der Angestellte nach vorne kippte und in seinem eigenen Blut liegen blieb. „Warum hast du ihn getötet?", fragte Harley nach ein paar Sekunden der Stille. Der Joker drehte sich zu ihr und grinste. „Niemand darf dich so angucken außer mir, Harley."

Ich hab übrigens Joke's on you (Just Joking 2) hochgeladen, falls es euch interessiert :)

Emergency Exit Madness - Abgebrochen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt